Eigentlich hatte ich gedacht, mit meinem vorherigen Beitrag ausreichend klargemacht zu haben, daß nicht alle Menschen die Verzeichnung und den Globuseffekt in gleicher Weise als störend empfinden. Es gibt einerseits Menschen, die an der Verzeichnung keinen oder kaum Anstoß nehmen und sich über den Globuseffekt regelrecht aufplustern können (wie z.B. Sie), aber andererseits auch welche, die eine deutliche Verzeichnung sehr viel mehr stört und die den Globuseffekt entweder gar nicht bemerken (teils, weil sie das Fernglas nicht oder nur selten während des Bobachtens schwenken) oder ihn zwar wahrnehmen, aber nicht als störend (wie z.B. ich).
Soweit ich diese Diskussion verfolgt habe, hat hier niemand etwas „wegdiskutiert“, wie Sie es unterstellen, sondern es sind hier eben unterschiedliche Empfindungen und Meinungen dargestellt worden. Damit sollten doch auch Sie leben können, wenn Sie nicht intolerant sind.
Ich will noch etwas zum Globuseffekt beim Schwenken sagen: Der Globuseffekt tritt keineswegs immer beim Schwenken auf, sondern nur dann, wenn sich beim horizontalen Schwenken im linken und/oder rechten Randbereich oder beim vertikalen Schwenken im oberen und/oder unteren Randbereich Strukturen befinden, die Rückschlüsse auf eine Gegenstandsgröße zulassen. Wenn man z.B. einen fliegenden Vogel mit dem Fernglas verfolgt und um den Vogel herum als Hintergrund nur blauer Himmel oder mehr oder weniger unscharfe Wolken zu sehen sind, kann gar kein Globuseffekt auftreten. Und auch dann, wenn man während des Schwenkens konzentriert auf das eigentliche Motiv im Bereich der Bildmitte schaut, kann selbst bei strukturiertem Umfeld am kritischen Randbereich der Globuseffekt kaum oder gar nicht wahrgenommen werden. Er wird dann aber für diesbezüglch empfindliche Menschen sehr deutlich, wenn man bei strukturiertem Umfeld im Randbereich, also etwas einem sich quer übers ganze Bild ziehenden Waldrand oder Häusern einer Ortschaft, während des Schwenkens auf den Randbereich des Sehfeldes achtet. Dann kann man sehen, wie sich z.B. bei einem Haus, das wegen des Schwenkens von der Mitte zum Rand oder umgekehrt durchs Sehfeld wandert, die Proportionen längs der Schwenkrichtung ANDERS verändern, als man es beim vergleichbaren Rundblick ohne Fernglas AUS DER SCHEINBAR KÜRZEREN ENTFERNUNG erwarten sollte. Grundsätzlich verändern sich beim Schwenken immer diese Proportionen, übrigens in sehr unnatürlicher Weise auch bei einem stark kissenförmig verzeichnenden Fernglas (zum Rand hin wird alles in radialer Richtung auseinandergezogen, Herr Weber!). Aber ein nicht verzeichnendes Fernglas stellt diese Änderung der Proportionen naturgetreu exakt so dar, wie sie sich bei der tatsächlichen Beobachtungsentfernung ergeben. Da der Beobachter aber aufgrund der Fernglasvergößerung den Gegenstand scheinbar aus entsprechend verkürzter Entfernung beobachtet, müßten dabei die Proportionsänderungen ein wenig anders sein.
[Übrigens resultiert auch der Kulisseneffekt aus dieser Diskrepanz einer umgekehrt proportional zur Fernglasvergrößerung verkürzten scheinbaren Betrachtungsentfernung bei gleichzeitig proportional vergrößerten Objektgröße quer zur Betrachtungsentfernung – haben Sie sich auch schon mal darüber so aufgeregt wie hier über den vergleichsweise harmlosen Globuseffekt?]
Eine stärkere kissenförmige Verzeichnung stellt zwar nicht die für die kürzere scheinbare Betrachtungsentfernung korrekten Proportionen wieder her, aber sie reduziert den Unterschied in der Schenkrichtung. Nur übersehen leider die für Verzeichnung blinden Betrachter, daß die für Vereichnung empfindlichen jetzt in Richtung quer zur Schwenkrichtung, wo gar kein Globuseffekt auftritt (darum sagte ich schon, daß der Globuseffekt eigentlch Zylindereffekt heißen müßte), alle Gegenstände im Randbereich verzerrt (vergrößert) sehen. Wenn wir, z.B. Herr Laljak, Herr Streib und ich, das nicht schön finden und sagen, daß uns das mehr stört als der rational verständliche und damit bei der Wahrnehmung von uns akzeptierbare Globuseffekt, dann ist das doch kein „Wegdiskutieren“, sondern unser gutes Recht, zu sagen, wie wir das sehen. Sie dürfen sich ja gern weiterhin über den Globuseffekt lautstark ärgen und darum Ferngläser kaufen, die verzeichnen, daß sich die Balken biegen. Aber lassen Sie uns auch das Recht, verzeichnungsarmen Ferngläsern in diesem Punkt den Vorzug zu geben.
Walter E. Schön