Nehmen Sie diesen Satz von Herrn Champollion („von Natur aus“) nicht ganz wörtlich, und so hat er es sicher auch nicht gemeint, sondern mehr als eine grobe, aber ziemlich zuverlässige Orientierungsregel. Es ist bei der geringeren Objektivöffnung für den Optikdesigner ein bißchen leichter, bei vergleichbarem Aufwand hohe Bildqualität zu erzielen. Sie haben sicher schon gemerkt, daß die 32er-Gläser sich im Preis nur geringfügig von der 42er-Gläsern unterscheiden, der von den Herstellern betriebene Aufwand also annähernd gleich sein dürfte. Ferner ist bei den 32er-Gläsern bei gleicher Prismengröße wie in der 42er-Modellen aufgrund des kleineren Objektivdurchmessers ein größerer Bildkreisdurchmesser in der Feldblendenebene und somit ein größerer tatsächlicher und scheinbarer Sehwinkel erzielbar, der ebenfalls für den Betrachter nützlich ist.
Hinzu kommt dann auch noch das mit der 32er-Größe erzielbare Idealgewicht in der Größenordnung zwischen etwa 500 g und 700 g, das ein zitterarmes Halten über einen längeren Zeitraum ermöglicht. Bei leichteren Ferngläsern zittert man mehr, bei schwereren zunächst weniger, aber schon nach einer halben bis ganzen Minute wegen der angestrengten Muskeln schon wieder deutlich mehr, und man ermüdet auch schneller.
Die mit 32er-Gläsern erzielbare Austrittspupillengröße reicht auch noch für leichte Dämmerung aus (in tieferer Dämmerung oder bei Nacht beobachten nur wenige Fernglasfreunde – ich schätze, daß es deutlich unter 5% sind), und bei Tag bleibt ausreichend Spielraum, um auch bei nicht exakt zentrierter Augenpupille noch keine Vignettierung entstehen zu lassen (besonders wichtig für alle, die stärker wackeln, das Fernglas nicht exakt auf die eigene Augenweite einstellen können oder von schwankendem Boden aus beobachten). Der noch größere Spielraum bei den 42er-Gläsern birgt die Gefahr, daß man zu oft zu ungenau zentriert beobachtet und dann zwangsläufig unnötige Abbildungsfehler das Sehvergnügen mindern.
Es gibt also gute Gründe, ein 32er-Fernglas als „Universal-Fernglas“ oder speziell dann zu favorisieren, wenn man nur ein einziges Fernglas kaufen und nicht mehr Geld ausgeben will, um für verschiedene Beobachtungssituationen ein jeweils optimal darauf abgestimmtes Fernglas zu erwerben. Wenn ich von meinen vielen Ferngläsern alle abgeben und nur eines behalten dürfte, wäre es ein 8x32-Glas (wäre ich mindestens 10 Jahre jünger, dann ein 10x32-Glas, für das mein Akkommodationsvermögen für komfortables Beobachten heute schon etwas zu gering ist).
Walter E. Schön