denn Sie kennen doch die Baulängen der 32er- und 42er-Ferngläser verschiedener Hersteller bzw. können diese nachlesen. Sie stellen dabei fest, daß die 42er-Gläser in etwa im gleichen Verhältnis länger sind wie ihr Öffnungsdurchmesser größer ist. Im Falle Zeiss ist dieses Verhältnis sogar noch etwas größer (117 mm Länge bei 8x32 FL, 160 mm Länge beim 8x42 FL), weil da verschiedene Umkehrprismen verwendet werden: das im 42er benutzte Abbe-König-Prismensystem ist bei gleicher lichter Weite länger als das im 32er benutzte Schmidt-Pechan-Prismensystem.
Aus der ziemlich genau zu den Öffnungsdurchmessern proportionalen Baulängen kann man logisch schließen, daß auch die Brennweiten von Objektiv und Okular sich dazu ziemlich genau proportional verhalten (jeweils gleiche Vergrößerung beim 32er- und 42er-Fernglas vorausgesetzt). Und daraus wiederum folgt, daß die Öffnungsverhältnisse der Objektive jeweils ziemlich gleich sein müssen. Damit ist Ihre Mutmaßung über die Aberrationen hinfällig.
Hatte ich nicht schon mal geschrieben, daß Sie immer erst nachdenken sollten, ehe Sie hier schreiben? Denn ich weiß, daß Sie genügend Optik-Kenntnisse haben, um diesen Sachverhalt, den ich innerhalb von Sekunden erkenne, selbst mindestens innerhalb von Minuten herausfinden zu können.
Noch eine Ergänzung: Weil bei längerer Objektivbrennweite der 42er-Ferngläser für gleiche Vergrößerung eine längere Okularbrennweite nötig ist, kann man vermuten, daß aus ökonomischen Gründen (Verwendung identischer Bauteile in verschiedenen Modellen) z.B. im 10x42-Fernglas die gleichen Okulare benutzt werden wie im 8x32. Da das Verhältnis 10:8 etwas verschieden ist vom Verhältnis 42:32, bedeutete das dann, daß die 42er-Ferngläser ein geringfügig größeres Öffnungsverhältnis hätten als die 32er (bei 40 mm Öffnungsdurchmesser wären die Öffnungsverhältnisse identisch, weil 10:8 = 40:32). Dieser Unterschied ist aber zu geringfügig, um nennenswerte Aberrationsunterschiede festzustellen. Und wenn doch, so wären Sie aufgrund der von der Augenpupille reduzierten AP zumindest so lange irrelevant, wie die Augenpupille nicht größer als 4 mm ist; darüber wäre der Vergleich dann nicht mehr ganz fair, weil im 42er-Glas das Bild heller wird.
Walter E. Schön