Die Klarstellung von Herrn Juelich war mehr als angebracht, natuerlich zeigt das 8x56 Victory im Dunkeln deutlich mehr Licht als irgendein 8x42.
Der Beratungstext hat meines Erachtens noch einige weitere Schwachpunkte, wodurch das Porro-Design insgesamt schlechter wegkommt als verdient. Da waeren:
1) "Der Lichtverlust einer Spiegelschicht ist im Vergleich zur Totalverspiegelung zu klein, um ihn bei der Beobachtung zu bemerken"
Korrekt waere:
"Der Lichtverlust einer modernen dielektrischen Verspiegelung ist im Vergleich zur Totalverspiegelung zu klein, um ihn bei der Beobachtung zu bemerken"
2) "Die optische Qualität der beiden Systeme ist bei vergleichbarem technischen Aufwand sehr ähnlich"
Korrekt waere:
"Die optische Qualität des Porro-Systems ist bei vergleichbarem technischen Aufwand hoeher"
Gerade wegen
a) einer aufwaenigen dielektrischen Verspiegelung
b) einer aufwaendigen Phasenkorrektur
c) geringerer Fertigungstoleranzen
erfordert das Dachkantsystem mehr Aufwand als das Porro. Nicht umsonst koennen die Chinesen sehr gute Porros fuer wenig Geld anbieten, waehrend sie mit den Dachkanten noch immer ihre Problemchen haben.
3) "Der Vorteil der Porrogläser ist, daß sie wegen der größeren Stereobasis (die Objektive sind weiter auseinander) auf Entfernungen zwischen 10 und 50 Meter ein besseres räumliches Sehen erlauben."
Das ist deutlich untertrieben. Selbst wenn man konservativ schaetzt, kommt man auf Entfernungen zwischen 10 und 200 Meter.
4) "Wer seine Fertigung beherrscht, also z.B. Zeiss, Leica, Swarovski, teilweise Nikon und Vixen, hat damit kein Problem und erzielt ein besseres (helleres) Bild, als ein vergleichbares Porroglas."
Dies hatte der Kritiker angesprochen. Es gibt aber kein vergleichbares Porroglas (das ja in einem Preisbereich von 1500 Euro laege). Man koennte es bauen, wenn man wollte, und dann waere es sogar ein wenig heller als ein vergleichbares Dachkant, weil es weniger Glasweg haette.
Beim Vergleich beider Systeme sollte man nicht versuchen, einem Porro gewaltsam die Vorteile eines Dachkant aufzudraengen. Ein solches Fernglas mit Zentralfokus druckwasserdicht machen zu wollen waere nicht besonders sinnvoll. Ein Porro ist leicht abzudichten - mit Einzelfokussierung. Andernfalls laesst man es besser sein. Die Vorteile des Porro liegen woanders, etwa bei sehr weitwinkligen Konstruktionen, bei denen die Prismenform und der kuerzere Glasweg ihre echten Vorteile ausspielen. Heute gibt es kaum noch hochwertige Superweitwinkelfernglaeser? Auch deshalb, weil das mit den Dachkanten kaum zu bewaeltigen waere.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz