Ich ziehe seit 30 Jahren Drähte und habe übrigens den Begriff "Reisslänge" nicht gebraucht, sondern "Reissspannung", oder auch "Zugfestigkeit" (Rm), ausgedrückt in N/mm2. (Früher Kg oder Kp/mm2).
(Da spielt übrigens das spez. Gewicht zunächst keine Rolle - erst wenn man die (höchsterreichbare) Frequenz berechnen will)).
Dieser Begriff drückt aus, wieviel Gewicht man an einen Draht eines gewissen (meistens sehr dünnen) Durchmessers hängen kann bis er reisst.
Der einfache Stahl z.B. heisst "St37", weil eine Saite von 1mm2 gerade reisst, wenn man ein Gewicht von 37 Kg hängt.
Im Musikinstrumentenbau ist diese "Einheit" von zentraler Bedeutung. Seit vielen Jahrhunderten haben z.B. die besaiteten Klavierinstrumente (früher waren es freilich Kiel- oder Zupfklaviere, seit ca. 1700 kennt man auch Hammerklaviere) immer "bessere" Saiten verlangt; lagen die Rm um 1600 bei ca 900 N/mm2 bei (Alpha-)Messing (CuZn28) und bei Eisen kaum höher (950-1000), so wuchs die Rm von Eisen - bzw. Stahlsaiten kontinuierlich, bis sie um 1900 2500 N/mm2 erreichte, was u.a. beim modernen Klavierbau erforderlich war, um hohe Frequenzen zu erreichen. Es ist diese auch die höchste Rm einer gebräuchlichen metallenen Legierung. Andere Materialen (wie Darm) können u.U. noch höhere Frequenzen erreichen, weil sie sehr leicht sind und ihre "Reisslänge" höher liegt (und wie sieht es bei Spinnenfäden aus?). Ich wäre gespannt, zu erfahren, wie diese Werte im Vergleich zu Metallllegierungen sind. (Manchmal hat Holz auch eine relativ zum Eigengewicht höhere Biegefestigkeit als Metall, vor allem bei sehr hohen Temperaturen - wie beim Hausbrand -, das erklärt die Verwendung von Holzbalken im Hausbau, v.a. bei den Fenster- und Türstürzen).
Lange konnten Stahlsaiten z.B. im Streichinstrumentenbau nicht so hoch gestimmt werden, also keine so hohe Frequenzen erreichen, wie Darmsaiten.
Nun spielt das Gewicht einer Saite im Musikinstrument nicht immer eine Rolle.
Anders wohl im Flugzeug-, Fahrrad- und Fernglasbau.
Wie fällt übrigens der Vergleich zwischen Stahl, Alu(-legierung) Titan- und Magnesiumlegierung aus?
Übrigens wird immer wieder behauptet, Geräte des täglichen Gebrauchs, also u.a. Ferngläser, wären aus Magnesium gebaut. Das ist Unfug, Mg läßt sich pur nicht verwenden, wenn ich mich recht erinnere (Obersekunda ...) ist Mg leicht entzündlich ...
Trotz der gewiß höheren Kosten der Herstellung eines Fernglasgehäuses aus einer Titanlegierung bin ich mir sicher, es hielte sich noch in Grenzen, wenn man bedenkt, daß heute die 2000€-marke locker erreicht wurde! Aber wie schwer ist das metallene Gehäuse eines Fernglases?
Das müßte doch leicht zu eruieren sein, ohne ein Swarovski komplett zu zerlegen ...
MC