"Trotz der gewiß höheren Kosten der Herstellung eines Fernglasgehäuses aus einer Titanlegierung bin ich mir sicher, es hielte sich noch in Grenzen, wenn man bedenkt, daß heute die 2000€-marke locker erreicht wurde!"
Wie ich wiedereinmal offenbar erfolglos zu erklären versuchte, geht es bei der Werkstoffwahl selten nur um einzelne Eigenschaften für sich.
Wenn die Festigkeitsanforderungen an ein Fernglasgehäuse ganz grob vereinfachend auf Widerstand gegen Einbeulen des Tubus unter einer Aussenkraft reduziert wird, und dieser aufgelöst in einzelne nebeneinander gereihte, auf Biegung beanspruchte Balken vereinfacht betrachtet wird, kann näherungsweise das Modell des auf Biegung beanspruchten Balkens herangezogen werden. Dort gilt, dass die Biegesteifigkeit mit dem Quadrat der Querschnitts-Höhe (der Dimension in der Beanspruchungsebene) zunimmt.
Auf den Fernglaskörper umgesetzt heisst das: mit einem dickwandigen Tubus aus leichtem Werkstoff ergibt sich eine gewichtssparendere Konstruktion als aus einem nur auf Zugfestigkeit bezogen entsprechend dünnwandigen hochfesten Werkstoff. Hier hilft nicht einmal die anschaulich relative Grösse der Reisslänge allein zum Verständnis weiter. Dies sollte erklären, weshalb hochfeste schwere Werkstoffe für flächige Bauteile sinnlos sind.
Titan (als tragende Struktur, nicht als bloss visuell wirksame Aussenverkleidung) für ein Fernglasgehäuse ist sinnmässig vergleichbar mit Brillengestellen aus Holz oder Uhrengehäusen aus Granit. Alles machbar aber wozu? Wenn das Fernglas bei 200 Grad konzentrierter Salpetersäure ausgesetzt würde, wäre Titan möglichgerweise der Werkstoff der Wahl.