Holger Merlitz schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Sep,
>
> Spikes sind die Folge einer Interferenz, die in
> Dachkantgläsern ohne P-Belag auftritt. Siehe dazu
> den angehängten Bericht von Weyrauch und Dörband,
> insbesondere Abb. 7. Diese Spikes sind vor allem
> an hellen, punktförmigen Lichtquellen in der Nacht
> erkennbar, etwa an einer entfernten
> Straßenlaterne. Ferngläser ohne P-Belag erzeugen
> oft sogar dicke Lichtbalken am Vollmond. Am Tage
> sind diese Phänomene zwar nicht direkt sichtbar,
> aber natürlich nicht ganz harmlos. Man denke etwa
> an einen scharfen Übergang zwischen Licht und
> Schatten: Jeder Bildpunkt im hellen Bereich des
> Bildes streut, aufgrund dieser Spikes, einen Teil
> dieses Lichts in die Umgebung, erzeugt dabei einen
> leichten, diffusen Schleier, der die Kontraste
> zwischen hell und dunkel verringert. Man muss
> natürlich immer unterscheiden zwischen einer
> Testsituation und dem realen Leben: Nicht jeder
> Spike, der an einem hellen Flutlicht in der Nacht
> sichtbar ist, hat auch wirklich sichtbare Folgen
> für die Tagesbeobachtung. Ein Vergleich zwischen
> verschiedenen Ferngläsern ist also auch hier
> hilfreich, damit man als Tester ein Gefühl dafür
> hat, was noch "normal" und tolerabel sein dürfte,
> und wo ein Fernglas möglicherweise negativ aus der
> Reihe tanzt.
>
> Zurück zur P-Korrektur: Ein P-Belag dient also
> dazu, diese Interferenzerscheinungen zu beseitigen
> und somit die Bildgüte zu verbessern. Ich ging
> davon aus, dass zumindest die Tophersteller
> hinreichend gute P-Beläge haben mussten, um diese
> Spikes beseitigen zu können. Dennoch habe ich sie
> in vielen Tests beobachten können, und die
> Erklärung dafür war, dass es ja noch die Dachkante
> gibt, an der eine Beugung stattfinden muss, und
> dass diese Spikes dann eben noch eine (von der
> Phasenverschiebung völlig unabhängige)
> Beugungserscheinung sein müssen. Jetzt scheint es
> mir plausibel, dass nicht die Beugung, sondern
> eine unvollständige P-Korrektur die Hauptursache
> dieser Spikes sein dürfte.
>
> Die Hersteller schweigen sich übrigens aus, was
> diesen gesamten Themenkomplex anbetrifft. Ich habe
> nie irgendwelche quantitativen Daten erhalten
> können, bzgl: Wie gut sind denn diese
> P-Korrekturen - korrigieren sie 95% der
> Phasenverschiebung, oder 90%, oder 80%? Wie groß
> sind typischerweise die Schwankungen, zwischen
> einem Beschichtungsvorgang und dem nächsten?
>
> Na gut, wer ein Porro-Fernglas hat, der muss sich
> mit all diesen Problemen nicht auseinandersetzen
> :-)
>
> Viele Grüße,
> Holger
Hallo!
Herzlichen Dank für das Dokument im Anhang. Nach Studium dessen kann imho nicht vermutet werden, dass die langen und stark ausgeprägten Spikes von vielen Dachprismen-Ferngläsern etwas mit dem Phasenkorrekturbelag zu tun haben: Wenn man sich die Abbildungen 6a bis c (Punktlichtquellen) und insbesondere Abbildung 7 mit bekannten Größenverhältnissen anschaut, erkennt man, dass die Länge jedes der beiden Spikes ohne Phasenbelag etwa der 5-fachen Größe des Beugungsscheibchens eines Sterns entspricht. Eine Straßenlampe kann man sich aus vielen Punktlichtquellen zusammengesetzt vorstellen. Die einzelnen Spikes der Punktlichtquellen überlagern sich, am Rande der Gesamtfläche entstehen durch die fehlende oder nicht ideale Pasenkorrekturbeschichtung nur Spikes der schon genannten Länge (etwa 5-fache Größe des Beugungsscheibchens des Sternabbildes), also viel geringer ausgeprägt als die häufig sichtbaren Spikes in mehrfacher Länge des Durchmessers der Straßenlampe, manchmel sogar bis zum Rand des Sehfeldes.
Die Annahme einer Ursache von Spikes durch Beugungseffekte an nicht ideal geschliffenen Dachkanten ist plausibel.
Gibt es dazu Gegenargumente?
Grüße. Tom
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.21 19:08.