Vorab: Ich kann zur Qualität der Vixen-Atrek-Gläser nichts sagen, da ich diese nicht aus eigener Anschauung kenne.
Ich möchte Sie aber in der Wahl des 8x32-Modelle bestätigen. Sie suchten ein Fernglas für einen Jugendlichen. Falls Ihr Sohn noch ein Kind ist, wäre ein 8x42 eine Überforderung, weil es einfach zu schwer für ein Kind ist. Aber auch, wenn ihr Sohn schon größer sein und Kraft genug haben sollte, ein 8x42 zu tragen, dann ist 8x32 ebenfalls die bessere Wahl. Denn erstens werden die Beobachtungen sicher überwiegend oder gar ausschließlich bei Tag erfolgen, wenn die Augenpupille nur eine Größe von 2 mm bis 2,5 mm hat. Dann ist eine 4-mm-Austrittspupille schon mehr als ausreichend, und eine 5,25-mm-AP bringt keinerlei Vorteil mehr (erst wenn Ihr Sohn auch in fortgeschrittener Dämmerung oder bei Nacht beobachten will). Auch wenn man das Einblickverhalten als Argument betrachtet, ist eine 4-mm-AP bei Beobachtung von festem Boden aus völlig ausreichend (nur bei Beobachtung vom schwankenden Boot aus wäre eine größere AP nützlich). Zweitens wird auch ein größerer und kräftigerer Jugendlicher eine leichteres Fernglas lieber und häufiger mitnehmen und benutzen als eines, das er nach längerem Tragen als Belastung empfindet. Drittens bieten erfahrungsgemäß 8x32-Gläser in den meisten Fällen mindestens dieselbe oder eine bessere Schärfe als die entsprechenden 8x42-Gläser derselben Serie. Ich vermute, daß das auch für die Vixen-Atrek-Modelle gilt. Viertens haben 8x32-Gläser in der Regel auch eine kürzere Naheinstellgrenze als die entsprechenden 8x42-Gläser desselben Herstellers, weshalb sie zusätzliche Beobachtungsmöglichkeiten erschließen (Libellen, Hummeln, Schmetterlinge, Frösche, Eidechsen usw.). Ich vermute, daß das auch bei den Vixen-Atrek-Modellen so ist.
Aus dem deutlich größeren Gewicht können Sie nicht auf höhere Qualität schließen; im Gegenteil sind, wie ich schon sagte, meistens die 8x32-Gläser noch ein bißchen schärfer. Es liegt einzig und allein daran, daß 8x42-Gläser größere Objektivdurchmesser haben und darum auch Prismen mit größerem Durchlaß brauchen. Weil die Form der Prismen nicht verändert werden darf, bedeutet ein größerer Durchlaß automatisch außer größere Breite und Höhe auch eine proportional dazu größere Länge. Wenn z.B. der freie Durchlaßdurchmesser nur um 20% größer sein muß, vergrößert sich das Volumen und somit ebenso das Gewicht um den Faktor 1,2 · 1,2 · 1,2 = 1,728, also um ca. 73%. Beim dickeren und auch ein wenig längeren Gehäuse ist die Gewichtszunahme zwar nicht ganz so groß, aber sicher auch mindestene 30% und bei den Objektiven wohl in der Größenordnung von 50% (weil die Linsendicke nicht unbedingt um den gleichen Faktor zunehmen muß wie der Durchmesser). Nur die Okulare müssen nicht größer und schwerer werden. So ist dann insgesamt die deutliche Gewichtszunahme sehr einfach und ohne jeglichen Bezug zur Bildqualität erklärbar.
Mit dem Vixen Atrek als Dachkantfernglas haben Sie gegenüber dem Nikon Action EX 7x35 als Porroglas den Vorteil einer viel kürzeren Nahgrenze mit den schon weiter oben von mir genannten zusätzlichen Beobachtungsmöglichkeiten. Ob zwischen diesen beiden Ferngläsern ein qualitativer Unterschied besteht, weiß ich nicht, da ich nur das Nikon Action EX, aber nicht das Vixen Atrek kenne.
Deshalb meine Empfehlung: Behalten Sie dieses Fernglas und verschwenden Sie jetzt mehr Energie darauf, Ihrem Filius die Freude an der Fernglasbeobachtung zu vermitteln und zu steigern, als darüber nachzudenken, ob es zu diesem Preis eine noch etwas bessere Alternative gegeben hätte. Viel Spaß dabei, und wenn Ihr Sohn schon etwas größer sein sollte, regen Sie ihn an, doch auch mal bei uns ins Forum zu schauen und vielleicht auch mal etwas zu schreiben.
Walter E. Schön