Der Grund ist: Ein solches Fernglas waere nur unter extra Aufwand zu produzieren und nicht leicht zu verkaufen (so zumindest die Befuerchtungen der Hersteller). Der Markt fordert immer leichtere und kompaktere Fernglaeser, und Weitwinkel bedeutet immer auch mehr Glas. Selbst wenn man auf grosse Prismen verzichtet und, wie beim Amplivid, exotische Spiegel/Prismen Kombinationen einsetzt, so braucht man zumindest noch beim Okular einen komplexeren Aufbau als es normalerweise der Fall waere. Und dann kommen die Tests in den Zeitschriften: Bei einem Weitwinkel wird sofort die (unvermeidbar) moderate Randschaerfe beklagt, das 50 Grad Fernglas mit Tunnelblick hingegen, das ein simples und billiges 3-linsiges Okular verbaut, wird im gleichen Atemzug fuer seine tolle Randschaerfe gelobt. Es ist auch nicht einfach, Weitwinkelokulare mit einer fuer Brillentraeger ausreichenden Austrittspupillen-Schnittweite zu bauen. Solche Okulare werden schnell sperrig und schwer. Bei weiten Sehfeldern wird es auch noch schwieriger, das Streulicht unter Kontrolle zu halten, was zusaetzlichen Aufwand an Blenden (und somit wieder extra Gewicht) erfordert.
Insgesamt ist die Herstellung eines Weitwinkelfernglases daher fuer einen Hersteller mit erheblichen Kosten und Risiken verbunden, weil nur wenige Kunden heutzutage die Vorzuege einer Weitwinkelbeobachtung zu schaetzen wissen.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz