Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, ständig abseits des Zeitgeistes zu stehen - vielleicht ist es sogar eine unterbewusste Absicht. Wenn die Herde nach rechts und links stürmt, gehe ich weiter geradeaus. Und wenn der Markt fast nur noch Ferngläser für entweder 15 Euro oder 1500 Euro anbietet, kaufe ich folgerichtig eines für 150 Euro.
Ich habe mich allerdings gründlich informiert (nicht nur in diesem einmaligen Forum) und bin deswegen nicht enttäuscht, denn ich habe mich vorher auch nicht über das Produkt täuschen lassen. Wahrscheinlich sehe ich damit nicht weniger als mit einem viel teureren Fernglas, sondern sogar mehr - wegen des großen Sehfeldes und vor allem, weil ich mein Motiv damit noch etwas schneller auffinde. Unscharf am Rand dort, wo ich sonst nur das Schwarz der Feldblende sehen könnte. Und in der Mitte, wo die konzentrierte Beobachtung stattfindet, scharf genug.
Wasserdicht ist es nicht und es hat auch keine speckige Gummiarmierung in Tarnfarben. Aber es hat Skalen für Augenabstand, Dioptrienausgleich und Entfernung, so dass ich es fertig eingestellt meiner Frau in die Hand drücken kann, die es ansonsten gar nicht benutzen könnte(*). Mein Bruder kann es selbst einstellen, was er auch muss, denn er ist kurzsichtig und schaut ohne Brille hinein, um Störlicht von hinten zu vermeiden. Der Überhub ist ausreichend groß.
Alles in allem eine Sache, bei der ich sicher noch viele Jahre bleiben werde, bis ich es einem meiner Söhne schenke um mir dann vielleicht doch das 1500-Euro-Glas zu kaufen, dessen Preis ich derzeit niemandem vermitteln konnte.
F. Neumann
(*) Sie ist nicht dumm, vergisst aber die Einstellprozedur, weil sie keine regelmäßige Anwenderin ist. Und bis sie dadurch geführt ist, wäre das Motiv oft weg.