Ich hab da mal letzte Woche mit unserem Jülich drüber palavert.
Nach dem Austausch einiger polemischer Bosheiten kamen wir dann zur Weltlage im Allgemeinen und zu Karstadt im Besonderen. Unser Optikus hatte dazu einen originellen Beitrag, den ich verkürzt wiedergebe.
Dem Einzelhandel in den Innenstädten geht es schlecht, weil Einzelhandel = Textileinzelhandel (überwiegend) = weibliche Kundschaft (wieder überwiegend)
Die hat aber andere Sorgen, nämlich Handy und gefärbte Haare. Das bedeutet weniger Geld für Röcke und Blusen, weniger Umsatz bei Karstadt und Kollegen. Gute Aktienkurse bei Wella. Sehr verkürzt und gereinigt um etwas mänliche Überheblichkeit, weil wir, da waren wir uns dann absolut einig, sind in unserem Einkaufsverhalten rational, wie halt alle Männer.
Das Spielzeug junger Männer ist heute digital. Herr Mackenbrock legt die Wunde auf den Finger. Männer würden sogar aufräumen und abwaschen, wenn es nur digital ginge. Digital sind tragbare Musikkonserven, Kameras, aber keine Ferngläser und nur sehr wenige Mikroskope.
Aber ich sehe Licht am Ende des Tunnels.
Auf der Messe gab es ein Fernglas mit eingebauter DIGITAL-Kamera, ein DIGITALES Videomikroskop. Das Zeug sah nicht so brauchbar aus, aber es war digital.
Nein mein lieber Herr Wehr, ich fürchte, es ist leider nicht so, wie Sie schreiben, es ist keine Geldfrage. Geld, auch knappes Geld fliesst in Richtung des einfachen Vergnügens und was ist an der sorgfältigen Beobachtung von Vögeln einfach? Man muß Bestimmungsbücher lesen, man muß ein paar Zeichen der Natur deuten, man braucht Disziplin und einen langen Atem.
Was ist am Mikroskop einfach? Fertigen sie einmal ungeduldig ein Dauerpräparat. So viel Mühe und damit kann man noch nicht einmal angeben.
Was ist an der Himmelsbeobachtung einfach?
Da liegt der Hund begraben und wir sollten uns keine großen Hoffnungen machen.
Die Welt ist langfristig gerecht und wir waren lange genug auf der Erfolgsseite. Jetzt geht es nach unten, langsam und konsequent.
Wenn wir weiterhin genug junge Ingenieure und Wissenschaftler heranbilden wollen, müssen die sich in jungen Jahren mit den Dingen und Geräten beschäftigen, die sie später zum Physik-, Chemie- oder Ingenieurstudium hinführen. meine Herren, ich sehe diese jungen Leute kaum noch. Informatik und Betriebswirtschaft sind ehrenwerte Hilfswissenschaften, aber grundsätzlich NEUES ist da nicht zu erwarten. In meiner Klasse habe damals ein paar Leute mit Kosmoskästen experimentiert und beim letzten Klassentreffen waren die Reste des Jahrgangs zu besichtigen, ein ehemaliger Produktionsleiter in Ludwigshafen, ein Tüftler und Firmeninhaber bei uns in Koblenz, ein ehemaliger Laborleiter bei einem Stahlverarbeiter ein paar Kilometer rheinaufwärts. Bitte betrachten sie selber einmal Ihren Werdegang, da war schon früh die Freude am Experimentieren, oder sollte ich mich so irren.
Die kreativen und wißbegierigen Jungen sind aber heute sehr dünn gesät und das wird die Generation, die heute in die Schule geht, noch sehr schmerzhaft erfahren.
Franz-Josef Severin