Swarovski, vielleicht sind sie es beim Fernglasumsatz, aber das ist ein anderes Thema. Ob ein Weltkonzern die vorhandenen Ressourcenvorteile in einen wirtschaftlichen Nischenmarkt einbringt, kann man von aussen nicht beantworten, Sie könnten Recht haben, oder auch nicht. Mein Ansatz ist, dass Sie aus dem, was Nikon am Markt hat, nur mit viel gutem Willen auf Knowhowtransfer aus anderen Konzernbereichen schliessen können. Wie wäre es sonst zu erklären, dass Nikon erstklassige Mikroskopokulare anbietet, ich sitze täglich vor einem SMZ1000, die Kritik der Fernglasbesitzer an den Fernglasokularen, SE-Serie, aber jahrelang ignoriert?
Ich gehöre zu den zufriedenen EL-Eignern mit mittelprächtigem Visus, soweit geht der Punkt vielleicht an Sie, aber ab und an schraube ich den Booster ein und bin immer noch mit der Schärfe zufrieden.
Was Sie zum Mittelantrieb sagen, kurzer Lagerabstand, einseitige Lagerung, komplizierte Umlenkung in die Tuben, nun ich meine, das haben Sie in Absam sehr gut gelöst, jedenfalls kann ich im Normalbetrieb mit diesem Antrieb schnell und präzise hantieren, ob es eventuell bei sehr niedrigen Temperaturen Auffälligkeiten gibt, kann ich nicht sagen, wundern würde es mich nicht, andererseits lassen sich solche Schwierigkeiten durchaus meistern, wenn man konstruktiv dagegen hält.
Im Vergleich zum einzigen Nikon HG, das ich einmal benutzen konnte, ist ein 8,5x42 EL ein gutes Stück vorne, Nikon drückt sich vor der Aufgabe, mit einem großen Sehfeld zu konkurrieren und seien wir doch mal kritisch, da fängt die Kunst doch erst an und nicht in dem Bereich der absoluten Mittenschärfe.
Kriegt man einmal ein aktuelles Zeiss vor die Nase, dann ist man erst einmal enttäuscht, weil Aussehen und Aufmachung nicht so ganz mithalten können. Dann stellt man aber fest, wo Zeiss die Nase vorne hat, bei der Bildhelligkeit und beim gelungenen Versuch, etwas gegen Farbsäume zu unternehmen. Ich vermute einmal, ohne Verkaufserfolge zu kennen, dass dieses neue Zeiss mit seinem erkennbar helleren Bild der Grund für Swarovski und Nikon ist, noch einmal über mehr als nur eine Renovierung nach zu denken.
Jedenfalls gilt es fest zu halten, dass sich mit Nikon der erste große Optikhersteller nach Swarovski der technischen Herausforderung stellt, die mit der Konstruktion eines Fernglases mit getrennten Tuben verbunden sind. Sie werden ein EL aufgemacht haben und ganz genau nachgeschaut haben, was man übernehmen kann und wo eventuell noch Handlungsbedarf ist.
Sie werden die einem Premiumglas unwürdige Silberverspiegelung durch eine bei allen anderen Herstellern längst etablierte Technik ersetzen und vielleicht werden Sie ebenfalls an der einen oder anderen Stelle ein paar Gramm Speck beseitigen können.
Ich würde daher bei kritischer Betrachtung sagen, es wurde für beide Hersteller höchste Zeit, Zeiss durfte nicht zu weit weg.
Ich möchte noch einmal auf die von Ihnen reklamierte Schärfe beim EL zurückkommen. Sie schreiben von Ihren überdurchschnittlich guten Augen, so dass ich vermute, es geht Ihnen wirklich um die Auflösung. Ich kenne meinen aktuelle Visus nicht genau, er wird sicher nicht überdurchschnittlich sein, dafür bin ich inzwischen zu alt. Ich weiß aber aus alten Veröffentlichungen von Leica zum Thema Auflösung vs. Kontrast bei Fotoobjektiven, dass die Hersteller einen Spagat zwischen den beiden wichtigen Merkmalen versuchen müssen. Zeissobjektiven hat man früher eine hohe Auflösung nachgesagt, Leicaobjektiven den besseren Kontrast. Ich könnte mir vorstellen, dass Swarovski sein Augenmerk etwas mehr auf den guten Kontrast gelegt hat, denn wie Sie völlig zu recht schreiben, wird sich die Kundschaft wahrscheinlich aus Menschen zusammensetzen, die nicht mehr so jung sind. Wenn ich daher mein EL beschreiben sollte, dann würde ich es in den Eigenschaften als sehr ausgewogen bezeichnen, nur in einem Punkt, dem Sehfeld als herausragend. Unspektakuläre Ausgewogenheit muß man aber erst einmal hin kriegen, spricht aus dieser Sicht nicht doch Einiges für lange Produktzyklen und vorsichtige Modellpflege?
Richard Schneider