Meiner Meinung nach hat die kuriose Entwicklung auf dem Fernglasmarkt welche das Dachkant heute so bevorzugt, schon sehr frühe Wurzeln.
Die frühen Zeiss Porros lieferten schon ohne Vergütungen beeindruckende Seheindrücke und bestätigten sich durch ihre Leistung und Eigenschaften quasi selbst. Doch diese waren patentrechtlich durch Zeiss geschützt. Andere Hersteller wie beispielsweise Leitz wollten aber nunmal auch Ferngläser verkaufen und mussten sich also fern des Porros behaupten wo alternativ das Dachkantsystem die noch am ehesten brauchbaren Ergebnisse brachte. Um nun auch dieses Prismensystem ebenso erfolgreich wie Porros zu verkaufen musste die Werbetrommel fleißig gerührt und Argumente wie "Handlichkeit"und"Gewicht" in die Wagschale geschmissen werden. Auch kamen die Dachkanten später und wurden als moderner und damit ästhetischer suggeriert.
Wärend Zeiss sich noch auf dicken Auftragsbüchern, gefüllt auch mit großen Rüstungsaufträgen, ausruhte und seine Porros massenweise dem Militär liefert, eroberten die Dachkanthersteller den zivilen Markt und zwar sehr erfolgreich. Das Bild des ästhetischeren, moderneren, und handlicheren Dachkantglases hatt sich im Laufe der Zeit so manifestiert, dass nun Zeiss selbst nur noch Dachkanten anbieten kann wenn sie auf dem zivilen Markt Ferngläser verkaufen wollen und das mit dem Wissen um die Reserven die sie aus einem modern gestalteten Porro system noch bieten könnten. Nur die Etablierung eines solchen Glases um es erfolgreich und in großer Stückzahl zu verkaufen ist (wie sie auch schon sagten) finanziell nicht kalkulierbar und würde über den Verkauf nicht wieder zurück kommen.
In einem modernen Kosmos Naturführer werden auf den ersten Seiten Hilfsmittel zur Naturbeobachtung gezeigt. Erstaunlicherweise ist ein Fernglas gleich zweimal dabei, einmal ein Porro bezeichnet als Feldstecher und dann noch ein Dachkant bezeichnet als Fernglas :-))) da muss man schon schmunzeln. Es zeigt jedoch die allgemein hin verbreitete Annahme, Porros seien alt und unmodern da der Begriff Felstecher ja nun wirklich antiquarisch ist.
Und so ist es nun heute wie es ist, die Geschichte nahm ihren Lauf. Und wer also heute ein highend Fernglas erwerben möchte der geht hin, legt 2500,- euro auf den Tisch und hält in den Händen den höchst entwickelten Stand der Technik in Form eines schlechten Kompromisses zum Porro.
Marktwirtschaftliches Handeln bringt schon auch komische Früchte hervor. Da siegt offensichtlich nicht grundsätzlich das Bessere oder Praktischere. Nur dummerweise haben wir in diesen Fall leider im wahrsten Sinne das "Nachsehen";-)
Beste Grüße
Stefan