Was Sie schreiben, gilt bei Teleskopen deshalb, weil dort die Vergrößerung bis an die Beugungsgrenze ausgereizt wird. Also kann ein Objektiv größeren Durchmessers aufgrund geringerer Beugung noch feinere Strukturen auflösen bzw. bei denselben Strukturen höheren Kontrast erreichen. Das gilt aber nicht für Ferngläser, weil dort erstens die Vergrößerung in der Regel etwa um den Faktor 5 unter der Auflösungsgrenze bleibt. Und zweitens vergessen Sie, daß Ferngläser Objektive haben müssen, die nicht für einen Sehwinkel von 1°, 0,5° oder noch weniger (wie Teleskope), sondern für vergleichsweise sehr große Sehwinkel (ca. 5° bis 7°) konzipiert werden müssen. Und da ist die Erzielung guter Schärfe außerhalb der Bildmitte ein erhebliches Problem, das mit ansteigendem Objektivdurchmesser überproportional wächst.
Betrachten Sie mal statt eines aus dem genannten Grund nicht vergleichbaren Teleskopobjektivs ein eher vergleichbares Fotoobjektiv, am besten ein Kleinbild-Teleobjektiv von ca. 400 mm Brennweite, das auf einen ähnlichen Bildwinkel wie ein Fernglasobjektiv kommt. Es dürfte Ihnen bekannt sein, daß hier größere Öffnung (unter Beibehaltung oder zumindest annähernder Beibehaltung der Brennweite) entweder zu deutlichem Kontrastverlust oder zu ganz erheblich höherem Aufwand und entsprechend zu wesentlich höheren Kosten führt!
Selbstverständlich ist es Ihnen unbenommen, nicht einverstanden zu sein. Aber wenn Sie nicht einverstanden sind, dann irren Sie, weil Sie quasi Äpfel mit Birnen verglichen haben. Es genügt nicht, Diagramme gesehen zu haben, es müssen schon die richtigen Diagramme sein!
Walter E. Schön