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Besser Klarheit statt Verwirrspiel

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30. August 2005 13:17
Diese Antwort richtet sich nicht allein an Sie, Herr Hagen, um Ihre eingangs gestellte Frage zu klären. Vielmehr ist es auch eine Antwort auf die von anderen Forumsteilnehmern ins Feld geführten Vorbehalte gegen meine Argumentation. Ich möchte aber nicht jedem einzeln nur auf seine Argumente antworten, sondern alles in einem einzigen Beitrag zusammenfassen.

Ihrem ersten Beitrag entnahm ich (und ich sehe es auch jetzt noch so), daß Sie Eigenschaften wie Einblickverhalten, Handlichkeit und Ergonomie verschiedener Ferngläser bereits geprüft und als Ergebnis die beiden Modelle Zeiss 8x32 FL und 8x42 FL als die für Sie interessantesten herausgesiebt hatten. Sie waren sich allein darüber im unklaren, ob Sie bei der Entscheidung für das eine oder das andere Modelle irgendwelche Nachteile in der Bildqualität hinnehmen müßten. Die von Ihnen beschriebene Verwendung habe ich so interpretiert, daß nur oder weit überwiegend Beabachtung bei Tag, also bei großer Helligkeit, beabsichtigt ist und höchstens gelegentlich auch Innenräume (Baudenkmäler) inspiziert werden.

Ich denke, mit meiner ersten Antwort unter diesen Prämissen eine richtige und erschöpfende Antwort genau auf Ihre Frage gegeben zu haben. Einige andere Teilnehmer haben jedoch ganz neue Argumente ins Spiel gebracht, die ich bereits als abgehakt betrachtet hatte, oder haben teilweise schlichtweg falsch argumentiert. Ich wollte Ihnen die Entscheidung mit einer klaren, einfachen Antwort erleichtern. Auch wenn es sicher nicht die Absicht dieser anderen Teilnehmer war, Sie zu verunsichern, so haben sie das leider letzten Endes doch getan.

Um keines der zahlreichen Gegenargumente zu übersehen, habe ich mir alle anderen Antworten ausgedruckt. Sie liegen nun links neben meiner Tastatur, und ich will versuchen, eine nach der anderen abzuarbeiten.

1. Ich wiederhole (aus meiner ersten Antwort), daß die größere AP des 8x42 (AP = 5,25 mm) gegenüber dem 8x32 (AP = 4 mm) im wesentlichen nur ein etwas helleres Bild bei Beobachtung in der Dämmerung bringt, und ich ergänze jetzt noch, daß dies erst bei Leuchtdichten unter ca. 30 cd/mˆ2 der Fall ist. Denn beim durchschnittlichen Auge erreicht die Pupille erst bei diesem Wert einen Durchmesser von 4 mm. Diese Leuchtdichte entspricht bei Messung mit einem Fotobelichtungsmesser und Einstellung auf ISO 100/21° einem EV = 8 oder Blende 2,8 und 1/30 s. Sie werden in vielen Ihrer Baudenkmäler diese oder eine größere Helligkeit vorfinden, z.B. in Kirchen, Rathaussälen oder anderen Räumen mit großen Fernstern. Natürlich wird es gelegentlich auch Räume geben, in denen es dunkler ist, und da und nur da kann dann ein 8x42 ein bißchen mehr Details zeigen. Nun verstehe ich Ihre Erwähnung der Baudenkmäler aber so, daß diese nur hin und wieder, sagen wir mal zu vielleicht 1% aller Ihrer Beobachtungsfälle relevant sind. Wenn nur in der Hälfte davon die Helligkeit über 30 cd/mˆ2 liegt, bleiben also weniger als 0,5% Ihrer Beobachtungen, bei denein ein 8x42 von Vorteil wäre. Nur deswegen aber das 8x42 kaufen, wäre so, als würden Sie sich beim Kauf Ihres nächsten Autos statt für einen PKW für einen Omnibus entscheiden, weil es je gelegentlich vorkommen kann, daß Sie ein großes Familienfest mit 15 oder 20 Gästen feiern und dann mit allen gemeinsam in den Biergarten fahren können.

2. Herr Merzenich hat die höhere Auflösung des 8x42 mit Hinweis auf Teleskope als Argument vorgebracht. Ich habe im wesentlichen schon in meiner Entgegnung darauf begründet, warum das falsch ist. Herr Wehr hat später aber mein Argument, mit einem Fernglas sei man ca. um den Faktor 5 von der Beugrungsgrenze entfernt, damit gekontert, daß man dann „aber schnell vom Faktor 5-6 auf 3 und darunter“ komme. Lieber Herr Wehr, ich bin sicher, daß Sie auch richtig rechnen können: Wenn Sie bei 42 mm Öffnung vom Faktor 5 ausgehen, dann ergibt sich für 32 mm Öffnung der Faktor 5·32:42 = 3,8, und wenn Sie vom Faktor 6 ausgehen, dann 6·32:42 = 4,57. Beides liegt aber noch so meilenweit von der Beugungsgrenze entfernt, daß wir uns immer noch keinerlei sorgen darum machen müssen. Wären wir auf einen Faktor 1,2 oder 1,3 gekommen, dann könnte man allmählich darüber nachdenken, ob bereits eine Wirkung zu sehen ist.

Abgesehen davon, gelten alle Überlegungen hinsichtlich der Beugung aber doch nur dann, …

2.1 wenn die Augenpupille mindesten so groß ist wie die jeweilige AP des Fernglases, und da wir hier doch von vorwiegend Tagbeobachtung reden, also von einer Augenpupillengröße zwischen 2 mm und 2,5 mm, ergibt sich unabhängig vom verwendeten Fernglas immer nur eine effektive (also vom Auge tatsächlich genutzte) Öffnung von 8·2,5 mm = 20 mm [der Faktor 8 ist der Vergrößerungsfaktor der Fernglases]. Solange Sie also nicht bei so wenig Licht beobachten, daß sich Ihre Pupille auf 4 mm oder mehr öffnet, haben Sie bei beiden Ferngläsern exakt dieselbe Beugung, egal wie groß der wirkliche Objektivdurchmesser ist.

2.2 wenn wir die Bildgüte in der Mitte des Bildkreises (also auf der opt. Achse) betrachten. Schon wenig außerhalb dominieren die Aberrationen der Optik die Beugungseffekte bei weitem. Das Argument der Beugung ist (obwohl schon wegen des genannten Faktors 5 irrelevant) unter diesem Gesichtpunkt schon gar nicht mehr anzuwenden.

2.3 wenn es möglich wäre, im Bildzentrum mit 42 mm Öffnung höhere Auflösung als mit 32 mm Öffnung bei gleichzeitig hoher Schärfe im gesamten Bildwinkel von ca. 7° zu erzielen. Bei einem Teleskop, das nur einen vergleichsweise sehr kleinen Bildwinkel hat und in der Regel auf die Bildmitte optimiert wird (die beobachteten astronomischen Objekte sind ja zum großen Teil punktfömig) geht das. Aber bei einem Fernglas soll nicht auf einen Punkt in der Mitte optimiert und der Rand unscharf bleiben können, sonder da erwartet der Käufer eine hohe Schärfe über mindestens 70% des Sehfeldes, besser natürlich ganz bis zum Rand. Und da ist nun wieder eindeutig die 32-mm-Öffnung des 8x32 gegenüber der größeren im Vorteil. Denn der Optikrechner muß alle „Zonenfehler“ (vor allem sphärische Aberration, Koma, Astigmatismus, Gaußfehler) nur über eine Einfallshöhe bis 16 mm (= Radius der Eintrittspupille) optimieren. Beim 8x42 muß er das über einen größeren Bereich bis 21 mm Einfallshöhe tun, und um auch für die nahe dem Rand einfallenden Strahlen keine zu großen Aberrationen entstehen zu lassen (wo sie bei Optimierung auf 32 mm Öffnungsdurchmesser überproportional anstiegen!), muß er die optische Konstruktion gegenüber dem Optimum für 32 mm Öffnung ein bißchen „verbiegen” und größere Kompromisse im und ums Zentrum zulassen, was nun sicher nicht die Abbildungsqualität beim Durchschauen mit einer 2 mm bis 2,5 mm großen Augenpupille steigert, sondern sie eindeutig herabsetzt.

Nun liefert Zeiss natürlich mit dem 8x42 kein stark kompromißbehaftetes Fernglas, aber zaubern können die Zeiss-Optikkontrukteure auch nicht. Also lassen sie einen nur geringfügig ungünstigeren Kompromiß zu (damit der Anwender keinen nennenswerten Unterschied zum 8x32 feststellt) und treiben den Aufwand – leider mit der Konsequenz höherer Kosten – ein bißchen höher. Aber wozu deutlich mehr bezahlen und deutlich mehr Gewicht und Volumen herumtragen, wenn man in 99,5% der Fälle (und in praxi wahrscheinlich noch viel öfter) gar nichts davon hat, sondern sogar weniger und nur in 0,5% der Fälle einen kleinen Vorsprung gewinnt? Solange Ihre Augenpupille nicht größer als 4 mm wird, ist jede Diskussion über öffnungsbedingtes Auflösungsvermögen Quatsch, und auch darüber spielt es wegen des genannten Faktors 5 und nicht zuletzt auch deshalb (Achtung: neues Argument!) keine Rolle, weil bei einer Pupillengröße über 4 mm das Auflösungsvermögen des Auges bereits wieder deutlich abgesunken ist, sich dadurch alse quasi der Faktor 5 effektiv auf vielleicht schon 8 oder 10 erhöht.

3.Herrn Mackenbrocks Einwurf, doch auf Handhabung und Fokussierung zu achten, betrachte ich als erledigt, denn das haben Sie doch schon bei Ihren Tests gemacht und als Resultat eben diese beiden Modelle 8x32 FL und 8x42 FL in die Endauswahl genommen. Das weitere Argument Herrn Mackenbrocks, das größere und schwerere Glas liege ruhiger in der Hand, ist ein sehr kurzsichtiges und bei korrekter Betrachtung falsches Argument: Die vermeintlich durch die erhöhte Massenträgheit verbesserte Bildstabilität gilt innerhalb vielleicht der ersten Minute (und ist auch da nur marginal), doch von da an ermüden die Muskeln schneller und das Bildzittern wird um so schlimmer, je mehr Gewicht (das ja proportional zur Masse ist, solange Sie auf der Erdoberfläche bleiben) Sie stemmen müssen. Machen Sie den Versuch mit zwei verschieden schweren und gleich stark vergrößernden Ferngläsern über 3 bis 5 Minuten, und Sie werden spätestens ab der zweiten Minute das leichtere Glas stabiler halten und zudem als deutlich angenehmer empfinden. Sie können den Test auch mt nur einem Fernglas machen, wenn Sie es einmal allein und dann zum Vergleich mit einem 200-g-Zusatzgewicht vors Auge halten. Messen Sie in beiden Fällen die Zeit, bis Sie aufgrund des wachsenden Bildzitterns eine anfangs gerade noch klar erkennbare Struktur (z.B. Text einer Zeitung) nicht mehr erkennen können.

Im übrigen könnte Herr Mackenbrock doch seinen Seh- und Tragekomfort dadurch erheblich steigern, daß er ein 8x32 von 580 g Gewicht und sich ein passendes 200-g-Zusatzgewicht bastelt, das so gestaltet ist, daß man es beim Gehen in die Gürteltasche steckt (wo es im Gegensatz zum Fernglas nicht bei jedem Schritt gegen Bauch oder Brust schlägt), und es zum Beobachten aufs Fernglas legt, damit dieses genauso schwer wie das 8x42 ist. Das Gewicht könnte dazu in passender Form z.B. aus dickem Blech hergestellt werden. Sie hätten dann höheren Tragekomfort beim Gehen als mit einem 780 g schweren Glas und Ihre vermeintlich bessere Bildstabilität wie beim 8x42. Tun Sie bitte diesen Vorschlag nicht als Unsinn ab; wenn Sie das tun, dann heißt das, daß Sie Ihrem eigenen Argument mißtrauen (was aber schon ein Weg zu besserer Erkenntnis wäre).

4. Herr Münchow führt den angeblich besseren Einblickkomfort bei größerer AP ins Feld. Das ist auf der ersten Blick richtig, auf den zweiten aber eine falsche Empfehlung. Es stimmt, daß man bei schnellen An-das-Auge-Führen eines Fernglases (insbesondere bei falsch eingestelltem Okularachsenabstand) bei größerer AP eher die Chance hat, die kleinere Augenpupille auf Anhieb innerhalb der AP zu plazieren. Aber das ist in der Praxis 1. wenig relevant und 2. mit Verschlechterung der Bildqualität verbunden (was insbesonder für diejenigen undiskutabel sein müßte, die sich hier ständig an höherer Auflösung dank größerer Öffnung berauschen). Ich kann das natürlich begründen.

4.1 Es ist deswegen in der Praxis kaum relevant, weil man normalerweise den Okularachsenabstand nicht unnötig verstellt (es sei denn, das Fernglas wird zwischen mehreren Personen hin und her gereicht). Die Ferngläser sind auch in der Knickbrücke mit solcher Friktion ausgestattet, daß sich der Abstand nicht so leicht unbeabsichtigt verstellt. Man kann also wohl davon ausgehen, daß fast immer der korrekt auf die eigene Augenweite eingestellte Oularachsenabstand vorliegt, wenn man zum Fernglas greift.

4.2 Bei der hier zugrundeliegenden Tagbeobachten mit einer Augenpupille zwischen 2 mm und 2,5 mm hat man auch bei 4 mm AP noch genug Spielraum, um auch bei nicht präzise vor die Augen gehaltenem Fernglas keine Abdunkelungen zu sehen. Im übrigen fällt es selbst einem Beobachter, der nur wenig praktische Übung hat, nicht schwer, innerhalb eines Sekundenbruchteils den richtigen Okularachsenabstand einzustellen. Wer das nicht kann, sollte nicht über ein 8x50 nachdenken, sondern zum Neurologen gehen, um seine Reflexe und Motorik überprüfen zu lassen.

4.3 Es ist gar nicht wünschenswert, mit dezentrierter Augenpupille ins Fernglas zu schauen, wozu ein Fernglas mit überdimensionierter AP aber geradezu einlädt! Das Auge bzw. Gehirn erkennt eine falsche Zentrierung der Augenpupillen zur AP nämlich allein an dem Helligkeitabfall bzw. am Verlust von Bildanteilen, und diese Signale bekommt der Beobachter nicht, wenn er deutlich dezentriert in ein Fernglas mit übergroßer AP schaut. Also ist die Gefahr, eine falsche Justage des Okularachsenabstandes nicht zu bemerken, hier sehr groß. Ist dagegen die AP fast genauso groß wie die Augenpupille, so stellt der Beobachter sofort fest, das die Justage auf seine Augenweite nicht stimmt, und er justiert nach. So ist gewährleistet, daß die Augenpupille exakt zur AP und damit zur opt. Achse des Fernglases zentriert ist. Diejenigen, die hier so gern Ferngläser mit übergroßer AP empfehlen, sollten sich bewußt sein, daß sie oft unbemerkt dezentriert schauen, und da werden dann die Abbildungsfehler, insbesondere die Farbsäume ganz schnell sehr viel größer. Also, Herr Hagen, wenn Sie lieber schnell sein wollen und ca. 0,5 s Zeitvorsprung haben möchten und dafür als Preis mit deutlichen Farbsäumen zu bezahlen bereit sind (auch bei einem so farbsaumarmen Fernglas wie dem Zeiss 8x42 FL, weil die Farbsäume nämlich nicht von dem für zentrischen Einblick optimierten Fernglas herrühren, sondern von der Dezentrierung!), dann hören Sie auf die Herren Münchow und Wehr, andernfalls, wenn Sie gern gelegentlich (wenn die Fernglas-Knickbrücke mal verstellt sein sollte) 0,5 s gern dafür opfern, um anschließend minutenlang ein farbsaumfreies und messerscharfes Bild sehen zu können, dann hören Sie auf mich. Im übrigen hatte ich selbst mit meinem besonders oft benutzten (weil leicht, klein und fast immer dabei) und geschätzten 10x25 HG-L noch nie Probleme, es auf Anhieb (innerhalb einen halben Sekunde) so vor den Augen zu haben, daß Augenpupille und AP korrekt zentriert sind, und das, obwohl ich dieses Glas nicht immer auf die richtige Augenweite eingestellt um den Hals gehängt, sondern oft zusammegefaltet in der Gürteltasche trage und während des Hochhebens auffalten muß.

5. Herrn Thomas brauche ich nicht zu widersprechen, denn er bestätigt mein Argument, daß auch die Kompaktheit, Handlichkeit und ein geringes Gewicht als „Komfortfaktoren“ nicht unter den Tisch fallen dürfen, sofern die optische Qualität stimmt. Daß dies beim 8x32 FL der Fall ist, folgt doch schon daraus, daß Sie, Herr Hagen, dieses Modell als einzige Alternative zum 8x42 FL in die Endauswahl genommen haben. Warum sollte es falsch sein, nachdem Sie nach Ihren individuellen Kriterien optisch mehr oder weniger Gleichstand bei Ihren Sehvergleichen festgestellt haben, dann diesen Aspekt den Ausschlag für Ihre Entscheidung geben zu lassen. Falls Sie das nun tun werden, garantiere ich Ihnen, daß Sie künftig auf Spaziergängen, Wanderungen, auf Exkursionen oder im Urlaub oft an mich denken und mir dankbar sein werden, daß Sie nur 580 g und nicht unnötigerweise 780 g mitschleppen mußten (denn auch 580 g lasten nach 5 bis 10 Stunden Wandern spürbar auf den Schultern) und dennoch um keinen Deut schlechter sehen, solange Ihre Augenpupille nicht größer als 4 mm ist, und dann in nur seltenen Fällen bei noch geringerer Helligkeit auch nur minimal weniger erkennen können.

6. Ich komme zu Herrn Wehrs mahnendem Zeigefinger, der darauf hinweist, welche Motivation die Fernglaskonstrukteure bewegt. Ich habe mit keinem Wort gesagt, weshalb kleine, schnuckelige Ferngläser gebaut werden und welche Vorgaben von Marketiungstrategen und Designern den Spielraum der Optikkonstrukteure einengen. Insofern verstehe ich nicht, warum Herr Wehr sagt, er müsse „vehement widersprechen“. Was den Hersteller bei der Konzeption kleiner Ferngläser leitet, hat doch mit der eingangs von Herrn Hagen gestellten Frage absolut nichts zu tun. Auch daß sich sein Onkel einen 22x80 Tordalk am Rheinufer aufgebürdet hat, sehe ich nicht als schlagendes Argument für Herrn Hagen, sich lieber das 8x42 FL zu kaufen.

Beibt vielleicht das Argument, bei den kleineren Ferngläser würde die Hülle um die Optik so knapp wie das Korsett von Madonna um die Brüste und Hüften geschneidert werden, was dann keinen Raum für Streulichtabschirmung ließe. Das mag für die ganz kleinen 8x20-Gläser gelten. Aber wenn Sie sich das 8x32 FL im Vergleich zum 8x42 FL ansehen, so liegen die Tuben bei dem einen nicht enger an der Optik als beim anderen. Das größere Gehäusevolumen des 8x42 FL bietet nicht größeren Raum für Abschattblenden als das 8x32 FL, weil das Mehr an Volumen von der Optik bzw. ihrem Strahlengang eingenommen wird. Im Gegenteil: die großere Eintrittspupille läßt aufgrund der nicht proportional größeren Tubuslänge sogar mehr schräg einfallendes, nicht zum Bildaufbau beitragendes Licht zu als die kleinere.

Die Ausführungen zum unbesehenen Kauf des Trinovids 8x50 enthalten, soweit ich sehe, nur folgende Hilfe zur Kaufentscheidung zwischen 8x32 FL und 8x42 FL: daß Sie sich anstelle des von mir empfohlenen 8x32 FL lieber das fast exakt doppelt so schwere und im Volumen mehr als doppelt so große 8x50 kaufen sollten. Sie müssen kann zwar 600 g zusätzlich schleppen, haben ein von 140 m auf nur 115 m auf 1000 m eingeengtes Sehfeld, dürfen beliebig ihre Augenpupillen bei Tageslicht bis zu ±1,9 mm exzentrisch hinter den Okularen plazieren, um zu sehen, um wieviel die Farbsäume dadurch größer werden, und Sie werden dadurch endlich motiviert werden, sich irgendwann einmal doch noch für Astronomie zu interessieren, damit Sie nicht nur Nachteile, sondern wenigstens dann auch einen Vorteil aus dieser Kaufentscheidung ziehen.

Zum Wehrschen Argument der „Schnelligkeit“ habe ich mich weiter oben schon geäußert und brauche mich nicht zu wiederholen. Gleiches gilt für das Sache mit der Beugung und die sehr großzügige Berechnung der Faktoren, um die man von der Beugungsgrenze entfernt liegt.

Wenn Herr Wehr sagt, „ein Fernglas, das an der Beugungsgrenze ... ein im Vergleich zu einem anderen Glas vernünftigeres Bild liefert, wird auch bei bestimmungsgemäßer Vergrößerung ein besseres Bild zeigen, und zwar um so deutlicher, je kleiner der Objektivdurchmesser ist“, so ist das schlichtweg falsch (bitte sagen Sie jetzt nicht wieder, das sei eine „harsche“ Antwort – es ist vielmehr die Wahrheit). Bevor ich auf Details eingehe, möchte ich die Wehrsche Argumentation auf eine andere Sache übertragen: In Phantom-Jäger (Flugzeug, nicht einer, der Phantome jagt) ist sicher ein gutes und schnelles Jagdflugzeug. Taugt es aber auch als Nahverkehrsmittel für den Weg zur Arbeit? Na klar, denn „ein Gefährt, das an der Schallgrenze ... eine im Vergleich zu anderen Transportmitteln höhere Geschwindigkeit erreicht, wird auch bei bestimmungsgemäßer Fahrt zum Arbeitsplatz diesen schneller erreichen, und zwar um so deutlicher, je kürzer der Weg zur Arbeit ist“. Das ist doch logisch!? Nun etwas sachlicher:

Erstens muß ich nochmals auf die Größenordnungen verweisen, die die Beugungsgrenze von den tatsächlichen Beobachtungsverhältnissen trennt (Faktor 5). Zweitens darf man nicht allein den Bildpunkt auf der optischen Achse betrachten, sondern das relativ zu einem astronomischen Teleskop geradezu riesige Sehfeld, das auch außerhalb der Achse gute Schärfe fordet und in dem die Aberrationen um mindestens eine Zehnerpotenz größer als die Beugungsunschärfe im Zentrum sind. Drittens ist all das Reden über geringere Beugung bei größerer Öffnung überhaupt nur dann relevant, wenn die Augenpupillengröße die AP-Größe erreicht oder überschreitet, also garantiert nicht beim Tagessehen.

Daß Herr Wehr letztlich doch noch darauf hinweist, wie wichtig es ist, sich durch eigenes Durchschauen ein Urteil zu bilden, führt uns glücklicherweise zur Ausgangsfrage zurück: Herr Hagen hatte doch genau das gemacht - er hat durch verschiedenen Ferngläser durchgeschaut und als Ergebnis festgestellt, daß bei seinen Erwartungen, seinen Ansprüchen, seiner Anatomie (Größe und Form der Hände, Gesichtsform) und Brille genau diese beiden Modelle 8x32 FL und 8x42 FL am besten und mehr oder weniger gleichwertig optisch, haptisch und ergonomisch abgeschnitten haben. Also ist doch damit dieser Punkt für mich abgehakt, und es geht nur noch darum, ein evtl. von ihm übersehenes, aber künftig in der Praxis vielleicht doch wichtiges anderes Argument zu finden, das den Ausschlag zugunsten des einen oder anderen Modells geben könnte.

Ich sehe die Komfortaspekte (Größe, Gewicht) angesichts der überwiegenden Tagbeobachtung, die Sicherheit vor fehlplazierten Augenpupillen (Anwachsen von Aberrationen, insbes. der Farbsäume) und last but not least den günstigeren Preis als stichhaltig genug, in diesem Falle zugunsten des 8x32 FL zu entscheiden.

Zum Schluß muß ich leider ankündigen, daß ich mich in den nächsten Tagen und Wochen hier sehr zurückhalten oder eventuell gar ganz fernhalten muß, weil ich derzeit zusätzlich zu meiner Arbeitsbelastung einen erheblichen Zeitverlust wegen meiner derzeitigen Bandscheibenbehandlung (Fango. Massagen) und auch noch einen bösen Brief vom Finanzamt bekommen habe, so daß ich mich jetzt schleunigst um eine überfällige Steuererklärung kümmern muß. Argmentieren Sie also allesamt munter weiter, ich hoffe, daß ich alles aus meiner Sicht IN DiESEM FALLE Relevante nun schon geagt habe und mich bei weiterer Wortmeldung nur wiederholen könnte.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Unterschied zwischen Zeiss 8 x 32 FL und Zeiss 8 x 42 FL

Bernd Hagen 4621 28. August 2005 11:07

Greifen Sie bedenkenlos zum Zeiss 8 x 32 FL

Walter E. Schön 2615 28. August 2005 13:31

Kontrast nimmt mit größerem Durchmesser zu!

Peter Merzenich 2460 28. August 2005 14:50

Irrtum! Der Vergleich mit Teleskopen ist hier unzulässig.

Walter E. Schön 2419 28. August 2005 15:45

Strehlwert von Ferngläsern+Spektiven

Peter Merzenich 2324 04. September 2005 13:31

Strehlwert ist bei Ferngläsern u. Spektiven uninteressant

Walter E. Schön 3179 05. September 2005 10:02

Re: Kontrast nimmt mit größerem Durchmesser zu!

Jens Stolpmann 2098 16. Juni 2006 00:41

Re: Greifen Sie bedenkenlos zum Zeiss 8 x 32 FL

Bernd Hagen 2487 28. August 2005 18:35

Greifen Sie NICHT bedenkenlos zum Zeiss 8 x 32 FL

A. Mackenbrock 2443 29. August 2005 11:46

Ja was denn nun?

Arnfried Münchow 2535 29. August 2005 12:51

Re: Ja was denn nun?

Jürgen 2365 29. August 2005 14:21

Re: Greifen Sie bedenkenlos zum Zeiss 8 x 32 FL

Walter Wehr 2608 29. August 2005 13:20

Hallo Händler! Hilfe im Argumentedickicht

Bernd Hagen 2250 29. August 2005 15:23

Re: Hallo Händler! Hilfe im Argumentedickicht

Siegfried Schmitt 2151 30. August 2005 07:56

Re: Hallo Händler! Hilfe im Argumentedickicht

Walter Wehr 2227 30. August 2005 10:48

Statement der Hersteller wäre wahrscheinlich nicht ehrlich

Walter E. Schön 2274 30. August 2005 13:26

Re: Hallo Händler! Hilfe im Argumentedickicht

Walter Wehr 2123 30. August 2005 15:08

Argumente gegen die Schieflage

Walter E. Schön 2274 30. August 2005 15:25

Fummelei

A. Mackenbrock 2273 30. August 2005 17:44

Re: Fummelei

Bernd Hagen 2053 30. August 2005 19:24

Re: Fummelei

Jürgen 2088 31. August 2005 07:21

Re: Greifen Sie bedenkenlos zum Zeiss 8 x 32 FL

volfint 2292 06. September 2005 13:23

Gleiche Prismen für 8x32, 10x32, 8x42, 10x42

Walter E. Schön 2508 06. September 2005 13:56

Re: Greifen Sie bedenkenlos zum Zeiss 8 x 32 FL Prismen

Volker Tautz 2313 30. Juni 2006 15:56

32 FL mit Schmidt-Pechan, 42 FL mit Abbe-König, aber Fazit unverändert

Walter E. Schön 3251 30. Juni 2006 16:53

Besser Klarheit statt Verwirrspiel

Walter E. Schön 2428 30. August 2005 13:17

Re: Unterschied zwischen Zeiss 8 x 32 FL und Zeiss 8 x 42 FL

Andreas Werner 2378 30. August 2005 22:44

Re: Unterschied zwischen Zeiss 8 x 32 FL und Zeiss 8 x 42 FL

Werner Jülich 2276 31. August 2005 09:44

Es ging nur um 8x32 und 8x42, ich hatte kein 10x32 empfohlen

Walter E. Schön 2511 31. August 2005 10:17

Re: Es ging nur um 8x32 und 8x42, ich hatte kein 10x32 empfohlen

Werner Jülich 2385 31. August 2005 10:59

Auch ich schätze kompakte, zierliche Ferngläser

Walter E. Schön 2354 31. August 2005 11:25

Re: Auch ich schätze kompakte, zierliche Ferngläser

Renate Wald 2416 31. August 2005 11:56

Re: Unterschied zwischen Zeiss 8 x 32 FL und Zeiss 8 x 42 FL

Thomas Streng 2331 05. Juli 2006 08:22



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