Ja, Herr Finthammer, es ist genau das von Ihnen bemerkte kleinere Sehfeld bzw. der kleinere Sehwinkel, woraus ich ableite, daß dieselben Prismengrößen bei 8x32, 10x32, 8x42 und 10x42 verwendet werden. Denn bei den Gläsern mit größerem Öffnungsdurchmesser ist der die Gesamtheit der bilderzeugenden Strahlen einhüllende Kegelstumpf an der Basis (= Eintrittspupillenfläche) größer, und wenn er dann am anderen Ende (Feldblendenfläche) genauso groß sein sollte wie bei den Ferngläsern mit kleinerem Öffnungsdurchmesser, dann müßte der zwischen Basis (EP) und „Deckel“ (Feldblende) etwas näher am Deckel liegende freie Querschnitt der Prismen größer sein. Wenn die gleichen Prismen benutzt werden, wäre er aber nicht größer, so daß die größere Basisfläche nur bei verkleinerter Deckelfläche ein von störender Vignettierung freies Bild liefern kann.
Es spricht selbstverständlich auch der Rationalisierungszwang zur Erzielung niedriger Herstellungskosten dafür (nicht anders, als z.B. von der Autoindustrie bekannt), trotz einer vielfältigen Produktpalette möglichst viele gemeinsame Teile zu verwenden. Denn es ist billiger, z.B. 1000 Prismen gleichere Größe herzustellen, als 600 kleinere und 400 größere. Auch Lagerhaltung, Verwaltung, Ersatzteilvorhaltung usw. vereinfachen bzw. verbilligen sich.
Bei 10facher Vergrößerung reduzieren sich die Sehfeld/-winkel-Unterschiede zwischen 32er- und 42er-Ferngläsern deshalb, weil diese offensichtlich auch wieder dieselben Prismen und dieselben Objektive wie die 8fach-Ferngläser verwenden und die höhere Vergrößerung 10fach statt 8fach mit Okularen kürzerer Brennweite erzielen. Bei kürzerer Brennweite reicht aber für denselben scheinbaren Sehwinkel, z.B. für 62°, ein kleineres Zwischenbild. Die Feldblende hat folglich einen kleineren Innendurchmesser, weshalb bei gleichem Objektivdurchmesser nun die lichte Weite der Prismen geringer sein darf. Da es aber die für 8fache Vergrößerung dimensionierten Prismen sind, bieten sie bei den 10fach-Ferngläsern genügend Luft zur Vermeidung von Vignettierung, und daher können die Sehfelder/-winkel bei den 42er-Gläsern praktisch genauso groß wie bei den 32er-Gläsern sein. Wenn dies nicht der Fall ist, dann liegt das daran, daß die größeren Objektive vielleicht schon zuviel Randunschärfe produzieren, die der Hersteller dann einfach „abschneidet“ (ich erinnere hier an meine erst kürzlich von anderen hier in Zweifel gezogene Aussage, daß es leichter ist, mit einem Objektiv kleineren Durchmessers bei gleicher Brennweite bzw. Fernglasvergrößerung ein randscharfes Bild zu erzielen, weil das nichts mit der zur Argumentation gegen meine Aussage zitierten Beugung zu tun hat, sondern durch das starke Anwachsen der Aberrationen mit der Durchstoßhöhe der Lichtstrahlen durch die Linsen bedingt ist).
Selbstverständlich kann ich nicht ausschließen, daß der eine oder andere Hersteller doch für 8x32 und 8x42 verschieden große Prismen verwendet; dann wird es aber möglicherweise für 8x42 und 8x50 gleiche Prismen benutzen, und sicher gibt es auch Hersteller, die durchgängig von 8x32 über 8x42 bis 8x50 dieselbe Prismengröße einsetzen.
Walter E. Schön