Eine intensive Zeit der Fernglassuche ist nun endlich zu Ende. Interessante Netzrecherchen und einige Einblicke haben den Sehhorizont erweitert und das Ergebnis möchte ich nicht vorenthalten.
Die 3 Kandidaten stehen oben. Zum Vergleich standen meine bisherigen Gläser: Ultravid 10x25 und CZJ 10x50W Jenoptem, zur Verfügung.
Und da ergibt sich auch schon das erste Problem: durch die Zeiss Jena Gläser ist man hinsichtlich Bildschäfe im Zentrum, Aberrationsfreiheit und Sehfeld doch sehr verwöhnt.Für mich überraschend, wie gut sich diese Gläser in ihrer Konstruktion (auch insbesondere das Anfasshandling) schlagen.
Das Docter fiel leider sofort durch. Es war sicher etwas gemein, daß ich als erstes mit diesem Glas in eine herrliche Schneebedeckte Landschaft blickte, aber die Farbsäume waren mir zu extrem und nicht hinnehmnbar.Nachdem ich mich erst erschrak aufgrund der Säume, zeigte mir der kurze Kontrollblick durchs Ultravid, daß es wirklich am Docter lag... Auf die Nähe ein flirrendes Bild und auf die Ferne auch keine echte Scharfstellung, weil die Farbsäume das Bild verunklarten. Das Glas war aus neuer Production. Ich halte es im übrigen definitiv für ein Chinaglas, nur hat sich Docter da für ein nicht soo gutes Model entschieden... Obwohl kompakt, ist es trotzdem relativ schwer und durch die kurze Baulänge (farbsaumgrund????) liegt es auch nicht gut in der Hand (für mich). So ganz verstehe ich nicht, wieso ich von diesen Farbsäumen vorher nirgends etwas las. Montagsmodell?? Die sehr gute Helligkeit hat eher den Farbfehler verstärkt, als daß man sich daran erfreut hätte. Ledigiich im Dunkeln, wo also keine Farben mehr da waren-da war das Glas gut und auch brauchbar. Noch ein "no go": die Dioptrienverstellung direkt am Fokusrad, in schwarz: sie verstellt sich auch mal unabsichtlich beim Fokussieren und im Dunkeln sieht man keine Werte um die Dioptrien mal schnell einzustellen.
Das Zeiss hatte leider (oder auch zum Glück?) einen festgefahrenen Mitteltrieb und die Optik schien zwar einwandfrei, aber beim nächtlichen Schauen auf rote Positionslichter wurden diese auf der einen Seite schon seltsam verzerrt, so daß ich nicht ganz sicher bin, ob ich die volle Leistung des Glases sehen konnte.
Jedenfalls ist das Dialyt für mich noch ein echtes Fernglas. Trotz erkennbarer Farbsäume stören sie mich nicht. Das Bild ist hell und wirklich scharf. Sehfeld auch so wie ich es mir wünsche. Die Bauart ermöglicht ein sehr gutes Greifen und ein ruhiges Bild. Die Farbabstimmung ist eben genau so, daß man, wenn man in den Wald schaut genau diese Braun/Grün-töne auseinanderhalten kann. Irgendwie ist das mit der Transmission eh so eine Sache. Das Docter und auch das Hawke wirkten zwar sehr hell mit diesem "Wow"-Effekt, aber erinnert mich auch an eine Hifi-Anlage, wo man Höhen und Tiefen aufdreht um das Gefühl von Präsenz zu verbessern.
Das Zeiss ist ja auch so generell "hell", aber die Farbabstimmung kommt mir so vor, daß trotzdem noch einige farbbereiche gedämpft sind, damit man innerhalb der anderen umsomehr erkennen kann (reiner Gefühlseindruck). Irgendwie einfach gute Hensoldt-Qualität.
Der Gewinner meines Rankings war/ist das Hawke. Wie Herr Schön schon mal hier schrieb: für den Preis ein Knüller.
Keine Ahnung ob das Glas aufgrund der chinesichen Produktionsmethoden automatisch in den letzten Jahren verbessert wurde, aber für mich ist es erstmal das perfekte Glas (zum bezahlbaren Preis): hell (nicht ganz so hell wie das Zeiss), Bildschärfe im Zentrum sehr gut. Dort auch keine (sehr wenig) Farbsäume. Großes Sehfeld (141m lt. Angabe)-deshalb natürlich randunscharf. Streulichtprobleme konnte ich nicht entdecken. Die Bauweise ist super! Richtig mitgedacht und alles ist an seinem Platz. Man kann es gut halten (lange Rohre), Daumenmulden sind sinnvoll, Augenmuscheln und Einblickverhalten alles bestens. Dioptrien rechts mit Rastung- o.k.. Fokusrad super weich. Hier allerdings ein kritikpunkt: bei Minsugraden wird der Mitteltrieb schwergängig bis fest. Schnelles Fokussieren war nicht mehr möglich. Tasche, Tragegurt, Objektivkappen- alles dabei, so wie man es sich vorstellt.
Das Beschlagen der Okulare war hier ja schon mla Thema-hat siche rnix mit der Güte des Glases zu tun.
Z.Z. freue ich mich einfach an dem Hawke-die 43mm Objektivöffnung zeigen ihre Leistung bei großen Entfernungen, oder bewölktem Wetter eindrucksvoll. Für Einsteiger würde ich es unbedingt empfehlen, denn ungeachtet ob es jetzt mechanisch so gut gebaut ist, daß es Jahrelang durchhält (das ist nämlich jetzt natürlich das große Fragezeichen...), macht es wirklich Lust auf hochwertige Ferngläser! Mein erster Steinadler (oder junger Seeadler?) wurde jedenfalls dank dieses Glases geschaut.
Leider läßt einen dieses Glas auch begreifen, daß wahrscheinlich weit mehr Gläser in chinesischen Werken entstehen, als das mancher glauben mag. Bestimmte Bauformen kehren ja immer wieder und oft ist nur die Gummihülle anders.
Daß läßt mir die Firma Leica sympathisch machen, wo ich mir sicher bin, daß die als einige der gaanz wenigen alles an ihren Gläsern selbst konstruieren, aufeinander abstimmen und (in Portugal) zusammenbauen.
lg und allzeit gute Sicht auch im Neuen Jahr! Matthias