Und wie können Sie diese Partikel überhaupt erkennen? Etwa beim ganz normalen Durchsehen? Wenn Sie beim normalen Beobachten tatsächlich schwarze Partikel im Bild erkennen sollten, wäre das in der Tat ein Reklamationsgrund. Partikel in der Nähe der Feldblendenebene im Okular werden scharf abgebildet und stören dann natürlich. Dergleichen ist bei Zeiss zwar leider schon vorgekommen, Sie haben beim aufmerksamen Lesen von Herrn Weigands Antworten mitbekommen, dass dahinter die eigentlich ehrenwerte Absicht steckte, den Kontrast zu steigern. In diesem Fall würde man sofort nachbessern, und dann wäre die Angelegenheit erledigt.
Ich nehme nach Ihrem Auftritt hier aber eher an, dass Sie einer von der besonders kritischen Sorte sind, die stets mit Erwartung herumlaufen, die Welt sei dazu da, Ihnen Ihre Wünsche zu erfüllen. In diesem Falle den Wunsch makel- sprich partikelloser Reinheit, wie Sie sie sich vorstellen, und die Sie dann regelmäßig mit Ihrer Hochleistungs-LED-Taschenlampe im Auflichtkontrast begutachten. Dieser Anspruch, den Sie hier nicht als erster lauthals proklamieren (sind Sie mit Herrn Reppenhagen verwandt?) ist optisch betrachtet vollkommen absurd.
Ich vermute deshalb, dass Ihnen trotz der Beschäftigung bei Zeiss und dem Wissen darüber, was Reinstraumbedingungen fertigungstechnisch kosten würden, die grundlegenden Gesetze der optischen Abbildung nicht richtig klar sein können. Sonst wuessten Sie nämlich, dass einzelne, unter extremen Lichtbedingungen aufleuchtende Partikel durch die Lichtstreuung in Ihrer Größe und Sichtbarkeit extrem verstärkt werden - weshalb man Durchlicht-Auflicht-Verfahren bei Laboranalysen da einsetzt, wo man kleinste Partikel erkennen will. Und Sie wüssten, dass Partikel, die nicht in der Nähe der Feldblendenebene liegen so gut wie gar keinen Einfluß auf die Abbildungsleistung haben, sondern nur einen extremen Einfluß auf die Psyche.
In so gut wie jedem Fernglas werden Sie in einem starken Lichtstrahl unter bestimmten Winkeln irgendwo einzelne Partikel hell aufleuchten sehen - die überhaupt nicht stören. Schauen Sie sich mal die Projektionsobjektive eines Beamers oder dergleichen im Betrieb von vorne an, zählen Sie die Stäubchen, und überlegen Sie was das in Bezug auf die optische Leistung ausmacht: so gut wie nichts, wenn es keine dichten Beläge aus Staub sind.
Das ist einfach deshalb so, weil das bildgebende Licht für jeden einzelnen einzigen winzigen Bildpunkt, den Sie beim Beobachten im auge wahrnehmen, im Strahlengang eines optischen Geräts immer auf den jeweils gesamten Querschnitt der optischen Flächen verteilt ist. Die Information, die zum Schluß ihren einzelnen Bildpunkt ergibt, ist im Fernglas auf dem Weg zum Bildpunkt überall sozusagen über die vergleichsweise riesigen Querschnitte des Strahlenkegels verteilt. Wenn auf einer dieser Flächen also ein Partikelchen liegt, dann ist seine theoretisch beeinträchtigende Bildwirkung auf einen Bildpunkt quantitativ nicht mal ganz so groß, wie die wirksame Querschnittfläche des Partikelchens im Verhältnis zur Querschnittsfläche da im Strahlenkegel, wo es gerade pappt.
Genau betrachtet müsste man sogar nur die Größe des oder der Kontaktpunkte eines Partikelchens mit der jeweiligen Glasoberfläche betrachten, weil das wie erklärt "verteilte" Licht um das Partikelchen räumlich schräg herumlaufen kann, und dann noch Informationsanteile überträgt. Das Partikelchen wirkt nicht vollständig abschattend, weil es ja räumlich orientiert ist, man müsste seinen optisch wirksamen Querschnitt betrachten, der um Größenordnungen geringer ist, als dass was Sie durch das gestreute Licht Ihrer LED wahrzunehmen glauben.
Wenn Sie tatsächlich eine solche Rechnung mit vernünftigen Größenabschätzungen der optisch wirksamen Partikelquerschnitte durchführen würden, und alle vergleichsweise winzigen Kontaktflächen der Partikel bezogen auf den jeweiligen großen Strahlenkegelquerschnitt wo sie liegen zusammenzählten, dann kämen Sie selbst bei einigen Dutzend oder sogar hunderten Partikeln vermutlich in die Größenordnung eines Sub-Promillebereichs, in dem die bösen Partikel Ihnen etwas Information weggnehmen dürften. Das ist nicht nur vernachlässigbar, es ist lächerlich sich darüber Sorgen zu machen, weil schon Ihre individuelle Sehleistung tagesformabhängig um einige Größenordnungen stärker schwankt.
Wenn Sie das alles nicht überzeugt, weil Sie die Optischen Gesetzmäßigkeiten besser kennen und Ihre Ansprüche partout nicht einschränken können, weil Ihren Nerven schon beim Gedanken an Partikel flattern, dann denken Sie an die Zigtausende von Bakterien die gerade allein an Ihren Händen kleben und reklamieren Sie bei Ihrem Seifenhersteller sofort deren nachweislich ungenügende Wirksamkeit.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.04.11 12:49.