matthias schrieb:
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> Aber ich möchte schon mal dran erinnern, daß so
> eine Firma wie Docter es nach der Wende einfach
> unsäglich schwer hatte ihre Produkte in den Markt
> zu bekommen. Da meine ich auch, was neue
> Entwicklungen etc. anbelangt.
> Wäre Zeiss Jena nicht einfach so abgewickelt
> worden, sehe der Porro-markt heute eventuell (!!)
> anders aus!!
Das glaube ich nicht. Erstens war zu dem Zeitpunkt der Zug schon abgefahren, die Dachkantgläser hatten längst gewonnen, die Porrogläser waren schon Nischenprodukte. Zweitens waren die Jenaer Porros groß und unhandlich und konnten schon vom Formfaktor und vom Gewicht her auf dem Markt nicht konkurrieren. Ordentliche Brillenträgerokulare hatten auch nur wenige der Jenaer Porros.
Letztlich haben die Kunden entschieden, zugunsten der schlankeren, leichteren und wasserdichten oder zumindest wasserdichteren Dachkantgläser. Das mag man gut finden oder auch nicht, aber es war so. Selbst unter den Feldbeobachtern gab es schon in den Zeiten *vor* der Einführung der Phasenkorrektur mehr Dachkantgläser als Porros, obwohl die Porros damals von der Optik her ganz deutlich besser waren. Und bei den Jägern waren es ebenfalls die Dachkantgläser, die 8x56B, erst von Hensoldt, dann von Zeiss.
Warum wohl hat Zeiss die Porros damals aus der Produktion genommen, das 8x30 bzw. 8x30B, das (optisch hervorragende) 8x50B und das 10x50, das bereits fast farbfehlerfrei war bei riesigem Gesichtsfeld? Doch sicher nicht, weil die Zeissianer die Kunden mit optisch schlechteren Dachkantgläsern hinters Licht führen wollten. Und dass die Porros besser waren, wussten die Zeissleute auch. Selbst heute sagen einige ältere Zeissmitarbeiter hinter vorgehaltener Hand, dass ein Glas wie das 10x50 mit einer modernen Vergütung und etwas überarbeiteten Okularen optisch besser wäre als die Dachkantgläser. Nur hätte es auf dem Markt keine Chance.
> Also bevor man auf das rein technische Duell
> Porro/Dachkant abstellt, sollte man nicht
> vergessen, daß der sogenannte Markt manchmal nicht
> soo frei ist, wie er scheint!
Und warum kaufen dann heute so wenige Leute Gläser wie die Swarovski Porros, die Nikon SE oder die Nikon EII Porros? Mindestens die Nikon SE können mit den allermeisten Dachkantgläsern der Premiumhersteller optisch gut mithalten, sind mechanisch gut und deutlich preisgünstiger. Trotzdem kaufen die Leute sie nicht - und das liegt nicht an den Händlern. Die meisten Leute *wollen* Dachkantgläser, selbst die, die aus eigener Erfahrung wissen, wie gut die Nikon SE sind.
Anzudeuten, hier seien irgendwelche bösen Mächte am Werke gewesen oder die Händler seien am Niedergang der Porros Schuld gewesen, ist jedenfalls unsinnig und geht an der Sache vorbei. Jeder, der ein bisschen die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte verfolgt hat, weiß, dass das Unsinn ist.
Hans