Vor so einer Wahl stünde ich auch gerne! Leider kann ich Ihnen nichts aus eigener Anschauung zu den Gläsern sagen. Aber weil ich mit einem 10x25 und einem 20x70 zwei extreme Größen benutze, würde ich Ihnen aus Erfahrung empfehlen, auf einen deutlichen Leistungsunterschied zwischen zwei Gläsern zu achten. Das erleichtert im Einzelfall die Entscheidung, welches Glas mitkommt und es erschließt mehr zusätzliche Beobachtungsmöglichkeiten. Ein 10x42 böte Ihnen ausser der etwas höheren Vergrößerung nichts sonst, deshalb würde ich wie Labrador eher zu einem größeren Zweitglas greifen.
Bei einem 50er Modell böte ein 10x50 zusätzlich mehr Lichtstärke, die Ihnen durchaus überraschend zugute kommen kann. Nicht nur in der Dämmerung ist damit deutlich mehr zu sehen, vielleicht würde der gelegentliche flüchtige Blick auf die Sterne mit einem so erstklassigen Glas umso länger, je mehr sie damit am Himmel entdecken. Von der Campingliege aus den Zenit zu studieren, sich auf die Suche nach Messierobjekten zu machen, und das unverhofft auch auf Reisen in Gegenden mit dunklem Nachthimmel tun zu könnnen ist eine schöne Option, an der Sie womöglich doch Gefallen finden. Auch der Blick in dunkle schattige Partien, beispielsweise auf Waldränder, könnte am hellen Tag durch die dann kurzfristig größere Pupille des Auges ein paar Details mehr zum Vorschein bringen. Die Gefahr des dezentrierten Einblicks besteht zwar, die Gründe wurden diskutiert, ihre Bedeutung wird aber m.E. ziemlich übertrieben. Zum einen ist eine rasche Zentrierung reine Übungssache und kein Problem, wenn man darum weiß und beim Ansetzen darauf achtet. Zum anderen ist die richtige Position bei einmal korrekt eingestellter Knickbrücke leicht zu finden, besonders, wenn Sie ohne Brille durch das Glas schauen, was ich, wenn irgendmöglich, immer empfehlen würde.
Eine weitere Alternative wäre vielleicht das 12x50, wenn Ihr Schwerpunkt eindeutig bei Tagbeobachtung bleibt und Sie eine genügend ruhige Hand haben. Seine Bildqualität dürfte über alles gesehen noch etwas höher liegen als die des 10x50. Der höhere Vergrößerungszuwachs bietet zudem deutlich mehr Detailerkennung und das Glas hat einen noch größeren subjektiven Sehwinkel, was das bei höherer Vergrößerung schwierigere Auffinden der Objekte etwas erleichtert. Hochvergrößernde Ferngläser brauchen zwar etwas Übung im Umgang und erfordern die Bereitschaft, sich an ein wackligeres Bild zu gewöhnen, aber ich komme inzwischen sogar mit meinem 20x sehr gut klar und möchte die vielen schönen Freihandbeobachtungen damit keinesfalls mehr missen! Herr Mackenbrock hat hier im Forum über das völlig unterschätzte Leica 12x50 einmal sinngemäß geschrieben: "wenn es das 12x50 nicht mehr gäbe, wäre das schon ein echter Kulturverlust".
Beide 50er Modelle haben eine gewisse Sonderstellung auf dem Markt, weil sie bezogen auf Gewicht und Größe ein Leistungsoptimum im gegenwärtigen Fernglasbau markieren und in dieser Form, wenn ich es Recht sehe, weltweit ohne wirkliche Alternative sind. Lassen Sie uns wissen, wie Ihre Entscheidung ausgefallen ist und schreiben Sie bei Gelegenheit einen kleinen Erfahrungsbericht.
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.09 15:17.