Liebe Forumsmitglieder,
als Themenstarter möchte ich zu den Äußerungen von konfokal und Hrn. Merlitz Stellung nehmen.
Zunächst aber ein Beispiel aus der vogelkundlichen Praxis:
Ein Ornithologe steht frühmorgens an einem See mit dichtem Uferbewuchs und beobachtet die vorhandenen Wasservögel: Stockenten, Teichhühner und ein Graureiher sind zu sehen, nichts Außergewöhnliches. Plötzlich zeigt für einen kurzen Moment am Schilfrand ein Vogel, der einer kleinen Wasserralle ähnlich sieht, nur ist der Schnabel viel kürzer. Schon hat sich der Vogel wieder im Schilf versteckt, das Herz des Vogelkundlers rast. War das etwa ein Kleines Sumpfhuhn, eine Art, die in Deutschland zu den ausgesprochenen Seltenheiten gehört? Jetzt ist guter Rat teuer, für eine genaue Artbestimmung war die Sichtung nicht ausreichend, da es sich neben der vermuteten Art auch um das noch seltenere und sehr ähnlich aussehende Zwergsumpfhuhn handeln könnte. Wenn unser Vogelfreund Glück hat, zeigt sich der Rätselvogel vielleicht noch einmal und die Bestimmung der Art gelingt, Voraussetzung ist natürlich eine schnelle und präzise Scharfstellung, sonst ist der Vogel wieder weg, bevor die entscheidenden Unterschiede in der Gefiederfärbung bzw. Handschwingenprojektion erkannt wurden.
Der Nicht-Ornithologe wird den Kopf schütteln und sich sagen: Was soll der Zirkus? Es ist doch egal, ob es ob es diese oder jene Vogelart war. Dem Vogelbeobachter ist dies aber keineswegs gleichgültig, es ist sogar von erheblichem wissenschaftlichen Interesse, ob ein Kleines Sumpfhuhn oder ein Zwergsumpfhuhn an diesem See anwesend war. Solche außergewöhnlichen Beobachtungen sollten der Deutschen Seltenheitenkommission gemeldet werden, die diese dann wissenschaftlich auswertet. Dass zusätzlich die Beobachtung einer so seltenen Art für den Vogelkundler ein Highlight in seinem Orni-Leben darstellt, ist ohnehin klar.
Also nochmals: Es gibt in der Vogelkunde Situationen, da kommt es auf sehr schnelles und genaues Hinschauen an, will man einen Vogel auf Artniveau bestimmen, was für die wissenschaftliche Verwertbarkeit einer Beobachtung natürlich die Grundvoraussetzung ist. Die Meldung: "Ich sah eine kleine Ralle" ist völlig wertlos.
Um aber bei kurzzeitigen Sichtungen das Maximum an Informationen zu bekommen, ist eine schnelle und präzise Scharfstellung die conditio sine qua non. Und genau aus diesem Grund habe ich die Diskussion über die Fokussierrichtung angeregt.
Dass konfokal mit seinen völlig abstrusen Äußerungen zum Thema ( Stichworte: dekadent, faul, Maßlosigkeit ) nichts Konstruktives beigetragen hat, dürfte jedem, der die Antworten von Hrn. Schön und Hrn. Jülich gelesen hat, klar geworden sein, ich will mich zu diesem Unsinn gar nicht äußern. Etwas verwundert bin ich allerdings über den Beitrag von Hrn. Merlitz, von einem ausgewiesenen Fernglasexperten hätte ich mehr erwartet. Die kruden Bemerkungen von konfokal als "im Kern richtig" zu bezeichnen und das Ganze oberflächlich als "Luxusproblem" zu bezeichnen, zeigt mir, dass Hr. Merlitz die Wünsche und Anliegen der Vogelkundler offensichtlich nicht versteht. Dies sollte er aber, denn diese Gruppe gehört - wie Hr. Jülich bestätigt - zu den besten Kunden der Hersteller von Qualitätsferngläsern. Vielleicht ist er ja ein wenig in der Zeit der Porro-Militärgläser stehengeblieben.
Beste Grüße
Manfred Müllers
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.09 20:22.