Ich stimme allen Ihren Argumenten zu, erkenne auch das letzte an, nämlich daß die Fingerbewegung zur Drehung im Uhrzeigersinn für den Rechtshänder leichter und schneller gehe, nehme dieses aber für mich nicht so wichtig. Ich lege (als Rechtshänder) den rechten Zeigefinger, bei einigen wenigen Ferngläsern mit weiter vorn liegender Fokussierwalze (z.B. Swift Audubon ED 8,5x44) auch den rechten Mittelfinger nicht gestreckt, sondern leicht gekrümmt auf die Fokussierwalze und habe so von Anfang an Spielraum zur Drehung nach beiden Seiten. Ich denke, es wird manchen Fernglasbeobachtern wie mir und anderen vielleicht wie Ihnen gehen. Ich kann in allen Ihren Beiträgen, Herr Müllers, auch nirgendwo eine Intoleranz in dem Sinne feststellen, daß Sie anderen eine bestimmte Drehrichtung vorschreiben wollten. Sie haben nur gesagt, wie Sie sich die Drehrichtung wünschen, und Sie haben es sehr ausführlich begründet. Das kann manchen, die sich hierzu noch keine Gedanken gemacht haben, dazu bringen, sich Ihren Ansichten anzuschließen und künftig beim Kauf eines Fernglases diesem Ausstattungsmerkmal die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Aber es zwingt doch niemanden dazu! Insofern muß ich auch Herrn Holger Merlitz widersprechen, der Sie wohl ebenfalls mißverstanden hat.
Am wichtigsten in dieser Frage ist für mich, daß alle meine oft zur Beobachtung benutzten Ferngläser dieselbe Drehrichtung aufweisen und auch, wenn auch schon ein bißchen weniger wichtig, aber keineswegs unbedeutend, daß die „relative Fokussiergeschwindigkeit“ annähernd gleich ist (ein von mir zu späterem Zeitpunkt noch zu erläuternder Begriff, der sich aus dem tangentialen Verschiebeweg am Umfang der Fokussierwalze für eine bestimmte Entfernungsänderung, z.B. von unendlich auf 5 m, und einem Korrekturfaktor (10/V)² zur Berücksichtigung der die Schärfentiefe stark beeinflussenden Vergrößerung V errechnet).
Natürlich kann sich jemand, der nur ein einziges Fernglas benützt, an jede der beiden Drehrichtungen gewöhnen und dann mit der bei seinem Fernglas gegebenen bestens zurechtkommen. Aber wer zwei oder mehr Ferngläser je nach Einsatzzweck verwendet, z.B. ein 8x20-Faltfernglas für den kurzen Spaziergang und den Konzert- oder Theaterbesuch, das 8x32-Universalglas für die Wanderung oder die Pirsch und das 10x42 oder 10x50 für anspruchsvolle Beobachtungen im Vogenschutzgebiet bis in die Dämmerung hinein, der wird unterschiedliche Drehrichtungen dann, wenn schnelles Fokussieren erforderlich ist, bald als sehr lästig empfinden.
Jedem, der wie „konfokal“ seine „kognitive Kapazität“ für so großartig hält, auch beim Wechsel der Ferngläser stets die für das gerade benutzte Fernglas richtige Drehrichtung reflexhaft zu finden, sei gern gestattet, das alles für „dekadent“ zu halten. Denn die ihm daraus erwachsenden Nachteile gelegentlicher Fokussier-Drehungen in falscher Richtung (falsch bedeutet dabei ungeachtet der Drehrichtung so, daß sich die Schärfe verschlechtert statt verbessert) muß ja nur er und niemand sonst hinnehmen.
Der arrogante Beitrag von „konfokal“ versucht diejenigen, die zur Vermeidung irrtümlich falscher Fokussierung auf möglichst einheitlicher Fokussier-Drehrichtung bestehen, als intolerant darzustellen. Das ist eine völlige Fehlinterpretation. Niemand von uns „Rechtsdrehern“ will anderen die Drehrichtung vorschreiben; wir verlangen lediglich für
unsere eigenen Ferngläser diese einheitliche Drehrichtung im Uhrzeigersinn für Entfernungsänderungen von nah nach fern. Abgesehen davon, daß „konfokal“ sich hier den Senioren gegenüber arg im Ton vergriffen hat, beruhen seine ungerechtfertigten Vorwürfe zu einem großen Teil eben auf dieser grundlosen Unterstellung, wir würden anderen die Drehrichtung vorschreiben.
Es ist umgekehrt: Herr „konfokal” will uns nicht gestatten, selbst darüber zu entscheiden, nach welchen Kriterien wir unsere Ferngläser auswählen, und dies hier in einem Fernglasforum kundzutun. Aber da beißt er nicht nur bei mir auf Granit: Auch seine wütendsten Attacken werden mich nicht davon abhalten, weiterhin nur solche Ferngläser für meinen Gebrauch auszuwählen, die im obengenannten Sinne „richtig“ drehen. Und weil die aufgrund meiner Qualitätsansprüche ausschließlich in Frage kommenden Top-Ferngläser allesamt von nah auf fern „rechtsdrehend” sind, kann damit für mich die „richtige“ Drehrichtung eben nur „rechtsdrehend“ sein, auch wenn „konfokal“ daraus für mich die Diagnose „Altersstarrsinn“ ableiten zu können glaubt.
Walter E. Schön