Wenn dieses Micro-Shift funktioniert, dann ist das ja wunderbar!
Die Mikrosakkaden des Auges haben nach meinen Informationen aber eine andere Aufgabe: Sie dienen nicht der Verbesserung der Pixel-Aufloesung der Netzhaut, sondern beugen dem Ermueden der einzelnen Pixel vor.
Da OhWeh bereits mutmasst, dass wir uns mit Absicht missverstehen, moechte ich zum Abschluss dazu beitragen, ein letztes Missverstaendnis auszuraeumen:
Ich habe nicht gemeint, dass das Handzittern die Aufloesung verbessert. Ich hatte vorgeschlagen, genau wie bei diesem Micro-Shift, aber auf Ebene des Displays, das Bild nur um Amplituden von der Groessenordnung einzelner Pixel zu verschieben (ein freihaendiges Zittern wuerde die Bildpunkte ja gleich ueber 50 Pixel verschieben). Dazu muesste die Bildstabilisierung entsprechend getuned werden. User visuelles System funktioniert so, dass das Auge einen bestimmten Punkt im Sehfeld ueber den Zeitraum der sogenannten visuellen Integrationszeit fixiert, um anschliessend einen anderen Punkt anzuvisieren. Nach einigen Sekunden hat das Gehirn aus all den Einzeldaten das komplette, scheinbar hochaufgeloeste Bild zusammengesetzt ("grand illusion of vision"). Die Dauer dieser Integrationszeiten wurde in Tests zu 0.2 bis 0.4 Sekunden bestimmt. Was immer in dieser Integrationszeit, waehrend dessen das Auge auf einen Punkt fixiert bleibt (Mikrosakkaden werden vom Gehirn weggerechnet und tragen hier nicht bei), passiert, traegt nachher zum Gesamtbild bei. Allerdings: Passiert etwas zu schnell, d.h. unter der Reaktionszeit des Auges, geht es verloren. Die Reaktionszeit liegt deutlich unter 0.1s. Mit anderen Worten: Die Micro-Shifts sollten typischerweise in Zeiten erfolgen, die oberhalb der Reaktionszeit, aber unterhalb der Integrationszeit liegen, um sinnvoll zum Datensatz beitragen zu koennen. Irgendwo zwischen 0.1 und 0.4 Sekunden waere also die Zeitskala, von der ich hier rede.
Von den Reaktionszeiten des Displays habe ich ueberhaupt noch nicht geredet, aber die oben genannten Zeiten waeren ja wohl keine technische Herausforderung.
Details muessen die Ingenieure loesen, das ist nicht mein Job.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz