Daß die Mikrosakkaden auch und sogar in erster Linie dazu dienen, das automatische Verblassen des Bildes zu verhindern (das die Folge des erhöhten Rhodopsinverbrauchs bei zunehmender Beleuchtungsstärke, also der dann abnehmenden Empfindlichkeit ist), habe ich nicht erwähnt, obwohl ich es selbstverständlich weiß, weil es in diesem Zusammenhang nicht relevant ist und von dem, um was es ging (Addition von relativ zueinander minimal verschobenen Bildern), nur abgelenkt hätte. Daß ich diesen Aspekt der Mikrosakkaden nicht erwähnt hatte, ändert aber nichts an der Richtigkeit meiner Ausführungen zur Bildaddition.
Zu Deinem längeren letzten Absatz möchte ich mangels Zeit nur darauf hinweisen, daß die erforderliche Integrationszeit gar nicht gut zu der für einen flüssigen und flimmerfreien Bewegungsablauf erforderlichen Bildfrequenz paßt (sie ist viel zu lang dafür!). Deshalb hatte ich ja schon vorher geschrieben, daß man solche Effekte nur für Stehbilder nutzen kann, also solche ohne im Bild sichtbare Bewegung. Das war letztlich auch der Grund dafür, daß die „Micro-Shift“-Technik nur in der Anfangszeit der professionellen Digitalfotografie genutzt wurde, als die Sensoren nur magere 3 bis 4 Megapixel aufwiesen, die man mit solchen Tricks und 4 (bei Shift um 1/2 Pixelrasterweite) oder 9 Einzelbelichtungen (bei Shift um 1/3 Pixelrasterweite) auf die vier- bzw. neunfache Pixelzahl aufplustern wollte. Aber die große Zahl erforderlicher Belichtungen ließ nur Aufnahmen unbewegtere Motive mit unbewegter Kamera zu. Das akzeptiert heute kein Studiofotograf mehr.
Nebenbei wäre noch zu ergänzen, daß die Steigerung der Auflösung mit der Micro-Shift-Technik erst dann nennenswert ist, denn bei dieser Technik die Kantenlänge der lichtempfindlichen Pixelflächen deutllich kleiner ist als die Pixelrasterweite. Das verbietet dann aber den Einsatz der empfindlichkeitssteigernden Mikrolinsenscheiben, und das wäre bei den für ein „Digitalfernglas“ nötigen ziemlich kleinen Sensoren ein Grund mehr für stark zunehmendes Bildrauschen bei geringer Helligkeit (also in der Dämmerung). Damit wäre genau das verhindert, was Herr Norbert Weigand als eines der primären Werbeargumente für „Digitalferngläser“ vorhersagte.
Walter E. Schön