Hallo Hans,
danke fuer die Fragen!
1. In der Pupillenformel: Die neue
universelle Pupillenformel (27) enthaelt auch den scheinbaren Sehwinkel. Wird dieser kleiner, so faellt weniger Licht auf die Retina, und die Pupillen gehen auf. Unter den typischen Verdaechtigen (Fernglaeser zwischen 50-70 Grad Sehwinkel) ist die Differenz eher gering, der Unterschied zum freien Auge (etwa 100 Grad Sehwinkel) oder zum Zielfernrohr (viel kleinerer Sehwinkel) ist jedoch sichtbar.
2. Mit den Farbfehlern meinst Du sicher die Farbsaeume (chromatische Aberration). Sie weichen die Raender des Objekt-Bildes auf und verringern den Kontrastuebergang. Allerdings reden wir hier von Kontrastschwellen - die Sichtbarkeit von Objekten mit sehr geringen Kontrasten. Ich wuerde vermuten, dass diese Aberrationen hier keine grosse Rolle spielen. Ausnahmen waeren Objekte mit sehr geringer Winkelausdehnung, die zur Wahrnehmung dann hohe Kontraste aufweisen muessen (Beispiel: Die Kerzenflamme aus 7km Entfernung). Hier kann der Sterntest entscheiden, ob die Optik Farben erzeugt. Wir wissen jedoch aus Erfahrung, dass moderne Optiken dabei gut abschneiden, hoechstens an der Venus mal Farben zeigen, und die ist ja weit jenseits der Wahrnehmungsschwelle ...
3. Die Pupillenoeffnung aendert sich innerhalb von Sekunden, nicht jedoch die Chemie der Retina. D.h., wenn man ploetzlich in einen dunklen, schattigen Bereich schwenkt, dann ist das Auge nicht an die Umgebungshelligkeit adaptiert, und die obigen Formeln verlieren an Genauigkeit. Die Frage ist: Wie verhaelt sich die Pupille bei einer schnellen Reduktion der Helligkeit? Es mag sein, dass die Pupillenoeffnung zunaechst ueberschiesst, also noch weiter aufgeht, als es bei vollstaendiger Adaption der Fall waere, um die Zeit, die die saturierten Rezeptoren in der Retina zur Regeneration brauchen, zu ueberbruecken. Wenn die Pupille also zeitweilig auf Werte jenseits von 4mm aufginge, dann waeren Deine Beobachtungen zu erklaeren. Bei vollstaendiger Adaption auf die schattigen Bereiche sollten 4mm wieder reichen, aber die erreicht man erst Minuten spaeter, nachdem sich das Auge (inklusive Retina) an diese Helligkeit angepasst hat. Ich habe leider keine Daten zu diesen Uebergangszustaenden und kann nur Vermutungen anstellen.
Dennoch empfehle ich: So gut die 8x20er oder 8x30er im Licht auch funktionieren moegen, ist es dennoch ratsam, fuer anspruchsvolle Beobachtungen auch waehrend der Tagesbeobachtung noch Reserven in der Austrittspupille zu haben. Das 8x32 kann daher das 8x42 nicht vollstaendig als "Allrounder" abloesen, auch wenn es momentan unter manchen Ornithologen in Mode zu kommen scheint, sich mit einem leichten 8x32er zu zeigen.
Viele Gruesse,
Holger