Die einfache Antwort, eine Summe von aufwändigen Einzelmaßnahmen.
Material
Die verwendeten Materialien, angefangen bei der gesundheitlich unbedenklichen Aussenhaut über das langlebige, temperaturstabilere Schmiermittel, bis zu den verwendeten Glassorten wird viel mehr Auswand getrieben.
Umweltgerechte Produktion
Bei der Produktion fallen Schadstoffe an, diese werden in einem geschlossenen Kreislauf geführt und optimal entsorgt. Es gibt keine berufsbedingten Krankheiten durch den Kontakt mit Schleifstaub, Säuren oder sonstigen Chemikalien. Die Umweltbelastung einer solchen Produktion ist minimal.
Dies ist in Asien nicht überall so.
Europäische Entlohnung
Ferngläser werden zu erheblichem Umfang in Handarbeit gefertigt. Man kann sagen, dass der Stundenverrechnungssatz in Europa um mehr als einen Faktor 10-25 höher liegt, je nachdem wohin man in Asien, Ausnahme Japan, schaut.
F&E
Ich will nicht behaupten, das Abkupfern keine Leistung ist, aber im Vergleich zu den Entwicklungskosten für neue Produkte ist es sehr preiswert. Damit dieses System funktioniert, muß der Kopierer zwangsläufig immer etwas hinter der Technik herhinken. Noch ein Grund, warum diese Produkte günstiger sind, sie konkurrieren eigentlich mit den Ferngläsern von vorgestern, die waren damals auch günstiger.
anspruchslose Zielgruppen
Man darf konstatieren, dass für große Teile der Bevölkerung ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Wollte man früher begreifen, so reicht heute bedienen. Es reicht dann zu wissen, Zitat" Wo guckt man rein" Zitatende. Diese Konsumenten verlangen nicht nach einer Phasenkorrektur oder einer auf die Glassorte abgestimmten Vergütung. Man glaubt aus Erfahrung zu wissen, dass diese wichtige Zielgruppe die erworbenen Gläser auch nicht so intensiv nutzt und deshalb kann man auch geringere Anforderungen an die Robustheit der Produkte stellen.
Wenn man einmal anfängt, so zu denken, dann wird man vielleicht auch auf die aufwändige Kollimation und die 100%-Kontrolle ALLER verbauten optischen Komponenten..... verzichten können.
So entsteht ein unausgesprochener Pakt zwischen Lieferant und Konsument, welche Kennzahlen entbehrlich sind. Zum Schluß bleibt dann nur noch der günstige Preis.
Das wäre soweit egal, wenn man nicht feststellen müßte, dass es zu einer Zweiteilung kommt, hier Premium, dort optisches Prekariat. Und wie im wirklichen Leben leiden darunter besonders die vielen interessanten Firmen, die gute Mittelklasse fürs Geld anbieten, die der einen Käufergruppe zu teuer und der anderen nicht gut genug sind.
Es gibt noch jede Menge weiterer Gründe, die ich jetzt nicht aufgeführt habe, es sollte aber klar sein, auf was ich hinaus will.
Zum Abschluß. Das Fernglasgeschäft ist am einfachsten, wenn man Masse verkauft. Keine Fragen, keine Reklamationen, Geld gegen Ware, Einpacken, Danke. Man darf dann allerdings als Händler keinen Spaß an Optik haben, oder man hat einen robusten Magen.
Werner Jülich