Kunststoffgehäuse billiger?
geschrieben von: Hans Weigum (IP gespeichert)
Datum: 04. April 2009 10:31
Sie, "konfokal", nehmen an, dass Fernglas-Gehäuse aus (polymeren) Kunststoffen selbstverständlich billiger seien als z.B. die häufige Alternative Leichtmetallspritzguss. Die Werkstoffkosten sind bei höherwertigen Kunststoffen des Maschinenbaus gar nicht so tief. So kostete der polymere Spitzenwerkstoff PEEK (unverarbeitet) vor einigen Jahren um die 100 Euro/kg, sofern man den, als strategisch wichtig klassierten Werkstoff überhaupt erhalten durfte.
Die meisten dieser Hochqualitäts-Polymere haben, unter anderem, um überhaupt dimensionsstabil bleiben zu können, hohe Verarbeitungstemperaturen. Trotzdem bleibt das geschmolzene Material dickflüssig, was die häufige Faserbeimischung noch erhöht. Um die Spritzgussform für dünnwandige Teile, wie etwa Gehäuse, fehlerfrei füllen zu können, braucht ein solches Polymer sehr hohe Verarbeitungsdrücke. Dieser Prozess ist wesentlich schwieriger zu beherrschen als beim scheinbar ähnlichen Metallspritzguss.
Die letzte Generation von (extrem teuren) Wechselobjektiven von Angénieux für Kleinbildkameras (Canon, Leica, Minolta, Nikon) hatte eine Fassung aus dem Polymer Polycarbonat. Die Begründung für diese Werkstoffwahl war nicht Kosten, sondern Gewichtsersparnis und Funktionsicherheit bei tiefen Temperaturen, da keine Schmierung benötigt wurde.
Fazit: Kunststoffe werden meistens, aber nicht immer zur Kostensenkung eingesetzt!