Zitat: „seit furchtbar langer Zeit sind Sie der erste Mensch, der mich wieder mal naiv nennt.“ Ende des Zitats.
Sie irren, denn ich habe nicht
Sie naiv genannt, sondern Ihre in meinem vorigen Titel zitierte
Ansicht „... irrig anzunehmen, dass zwischen Herstellpreis und Verkaufspreis ein Zusammenhang besteht“. Ich hatte nämlich geschrieben (Zitat): „Diese Ansicht ist auch dann naiv, wenn ...“, wie Sie jederzeit nachlesen können.
Das ist etwas ganz anderes! Ich werde mich hüten, Sie naiv zu nennen, nicht nur weil ich nicht unhöflich sein will, sondern auch, weil ich Sie gar nicht kenne.
Ich wundere mich, daß Sie meine Ansicht zu Herstellungskosten nicht teilen können. Denn auch Sie sagen doch (wenn auch mit anderen Worten und aus entgegengesetzter Richtung betrachtet, nämlich von oben her, also vom Preis ausgehend, während ich von unten her, also von den Herstellungskosten ausgehe), daß der Preis über den Herstellungskosten liegen muß, damit nach Abzug aller weiteren Kosten (Marketing, Vertrieb usw.) ein Gewinn übrig bleibt. Was ist denn dann daran falsch, daß ich die Herstellungskosten als Basis des Verkaufspreises bezeichne, dem – wie ich dann weiter ausgeführt habe – noch weitere Kosten zugerechnet und vor allem auch noch ein (selbstverständlich möglichst großer) Gewinn zugeschlagen wird. Daß aber dieser Gewinn zumindest bei Produkten wie den hier diskutierten Ferngläsern, und nur solche hatte ich im Sinn, nicht etwa Grundstücke mit Meerblick oder Windoofs marktbeherrschende Software, nicht beliebig hoch werden kann, weil es Konkurrenz gibt, die vergleichbar gute Produkte sonst sehr viel billiger anböte und damit fast allein das Geschäft machte, ist doch sicher auch richtig und dürfte Ihre Zustimmung finden. Daß ein Produkt mit wichtigem Alleinstellungsmerkmal wie der von mir als Beispiel genannte iPod zur Zeit seiner Einführung zunächst mit sehr großem Gewinn verkauft werden kann, hatte ich doch schon selbst gesagt und nicht erst aufgrund Ihrer Einwände einräumen müssen. Aber wir reden hier von Ferngläsern, wie es sie schon sehr lange gibt und sie von mehreren namhaften Mitbewerbern mit ähnlicher Reputation beim Kunden in vergleichbarer Qualität angeboten werden. Da läßt sich nicht einfach losgelöst von den Herstellkosten ein beliebig hoher Preis festsetzen, sondern es muß ein Preis sein, der noch mit dem bereits vorhandenen Preisgefüge kompatibel ist.
Schließlich möchte ich Sie noch darauf hinweisen (was Sie möglicherweise aus den Augen verloren haben), daß Ausgangspunkt der ganzen Diskussion eine Frage war, warum die Markenferngläser (damit waren die der Topklasse gemeint) so teuer sind. Und da lautet die richtige Antwort: Vor allem, weil der
Herstellungsaufwand (von der Entwicklung über die Produktion der Bauteile bis zur Montage und einschließlich der sehr umfangreichen und penniblen Fertigungskontrollen)
um ein Vielfaches höher ist! Wollen Sie dem widersprechen? Wollen Sie tatsächlich behaupten, daß in erster Linie eine beabsichtigte Gewinnmaximierung der Grund für den hohen Preis ist?
Sie haben nun mit der Kurzdarstellung Ihrer Vita (Respekt!) ein vermeintlich schlagkräftiges Argument gebracht, aber leider nicht konkret gesagt, welche meiner Aussagen denn falsch sein soll. Vielmehr haben Sie sie nur sehr pauschal mit „Ihre Ansicht zu Herstellkosten teile ich dennoch nicht“ für nach Ihrer Ansicht falsch erklärt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das noch nachholen könnten, also den Satz oder die Sätze zitierten, der bzw. die nach Ihrem wahrscheinlich normalerweise sehr kompetenten Urteil falsch sein soll(en).
Ich wüßte auch gern, wie folgende zwei Sätze Ihres Textes zusammenpassen (Zitat): „... ist mir nicht ein Produkt begegnet, bei dem die Gestehungskosten einen signifikanten Einfluss auf den Verkaufspreis haetten“ und dann sofort anschließend (Zitat): „Was nicht bedeutet, dass sie keine Relevanz haetten, das Gegenteil ist der Fall.” Ja was nun? Im ersten Satz bestreiten Sie einen signifikanten Einfluß, aber im zweiten sagen Sie auf etwas verschlungene Art (dreifache Verneinung „nicht bedeutet, dass sie keine ..., das Gegenteil ...“), daß die Herstellungskosten sehr wohl eine Relevanz haben. Keinen signifikanten Einfluß, aber trotzdem Relevanz, das verstehe ich nicht.
Walter E. Schön