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02. April 2009 17:01
Lieber Herr Schoen,

seit furchtbar langer Zeit sind Sie der erste Mensch, der mich wieder mal naiv nennt. Danke dafuer, denn Naivitaet hat fuer mich etwas von kindlich offener Lebensfreude, und ich hatte schon das ungute Gefuehl, dass mir diese Empfindung durch meine berufliche Praxis abhanden gekommen ist. Das meine ich ernst!

Ich schaetze Ihre Beitraege sehr und habe Hochachtung vor Ihrem Kenntnisreichtum. Ihre Ansicht zu Herstellkosten teile ich dennoch nicht.
Ich moechte auch gar nicht mit Ihnen streiten; einmal davon abgesehen, dass das Thema wenig mit "Tagbeobachtung" zu tun hat.
Nur soviel: Wenn ich mich nicht gerade in diesem Forum tummele, arbeite ich als Geschaeftsfuehrer Produktion und Logistik in einem deutschen Konzern. Das macht mich zum Thema Fernglaeser keinen Deut (duit...) schlauer, die Inhalte meines Studiums und meiner Promotionsarbeit habe ich auch laengst vergessen. Wenn es aber eine Diskussion gibt, zu der ich moeglicherweise etwas Konstruktives beitragen kann, dann darueber, was Herstellungskosten sind und welchen Einfluss diese auf den Endpreis eines Produktes haben. In meiner Funktion arbeiten u.a. auch Controlling und Einkauf fuer mich, so dass mir auch alle zugrundeliegenden Berechnungen offenliegen. Lassen Sie mich mein Coming Out mit dem Hinweis abschliessen, dass ich einem frueheren Leben fuer die Markteinfuehrung aller neuen Produkte eines grossen Unternehmens verantwortlich war. Seit dieser Zeit weiss ich auch ziemlich genau, wie Marketing und Entwicklung arbeiten.

Ich mache den Job schon ein paar Jahre. In dieser Zeit ist mir nicht ein Produkt begegnet, bei dem die Gestehungskosten einen signifikanten Einfluss auf den Verkaufspreis haetten.
Was nicht bedeutet, dass sie keine Relevanz haetten, das Gegenteil ist der Fall. Aber das waere in etwa so, als wuerde der Schwanz mit dem Hund wedeln.

Die einzige mir bekannte Ausnahme sind Vertraege auf "Cost of Goods plus X"-Basis, wie sie z.B. in der Automobilbranche praktiziert werden. Bei diesem Sonderfall legt der Lieferant seinem Kunden gegen eine vertraglich zugesicherte Marge seine Herstellkosten offen. Und hat dann Horden von Reengineering Teams des Kunden am Hacken, die seine Prozesse auf Optimierungpotential durchforsten. Siehe Beispiel Lopez bei VW.

Wie laeuft es denn normalerweise ab?
Am Anfang steht eine Produktidee. Anhand von Marketingstudien, die das Marktpotential, das kompetetive Umfeld, etc., abschaetzen, wird evaluiert, ob sich die Idee gewinntraechtig vermarkten laesst. Ist das Resultat vielversprechend, wird ein Projekt mit einem Projektleiter gestartet, der den Fortschritt regelmaessig an Gremien berichtet. Entwicklungsbudgets werden freigegeben, Herstellungs- und Marketingkosten abgeschaetzt, Prototypen und Vorserienmodelle entstehen, etc.. Die Entscheidung, ob ein Projekt schlussendlich die Marktreife erreicht, ist ein komplexes Unterfangen, die Basis ist aber immer eine betriebswirtschftliche Profitabilitaetsrechnung, die mit verschiedenen Marktszenarien spielt. Jede Branche hat hier so ihre spezifischen Eigenheiten, aber im Grunde laeuft es in allen grossen (erfolgreichen) Firmen, die industrielle Produkte herstellen, mehr oder weniger so ab.
Stundenlang koennte ich Sie diesbezueglich mit Details langweilen!
Ein Produkt, welches sich hierbei nicht als profitabel erweist, z.B., weil die Herstellkosten zu hoch waeren, und mag es noch so "gut", innovativ und sinnvoll sein, erreicht gar nicht erst den Markt. Und das ist, so hart die Entscheidung manchmal auch sein mag, auch gut so, denn nur profitable Produkte sicher die Zukunft eines Unternehmens und schaffen die Basis fuer weiteres Wachstum (es schadet in diesem Zusammenhang nicht, wenn man sich ab und zu vor Augen haelt, dass das schnoede kapitalistische Gewinnstreben letztlich die Basis fuer unseren Wohlstandsstaat ist). Herstellungskosten koennen also ein Produkt bestenfalls vor oder nach der Geburt toeten, nach unten hin koennen sie aber nie niedrig genug sein. Kein Kaufmann kaeme etwa auf die Idee, den Verkaufspreis fuer ein Produkt zu senken, nur, weil die Herstellkosten gesenkt werden konnten (es sei denn, er will einen Verdraengungswettbewerb starten).

In der Industrie ist diese Vorgehensweise gang und gaebe. Das heisst aber noch lange nicht, dass es nicht auch einige Produkte gibt, die ohne den ganzen Sermon am Markt erfolgreich sind. Es gibt einfach Dinge, die sind so gut, dass auch das schlechteste Marketing oder der insuffizienteste Herstellprozess den Erfolg nicht verhindern koennen. Die findet man dann 50 jahre spaeter in der Hall of Fame dieser raren Pflaenzchen, dem Manufactum-Katalog.
Auch garantiert dies alles noch keinen Erfolg am Markt. Dieser ist, wie auch der Kunde, bekanntlich ein unergruendliches Mysterium. Man kann daher trotz allem Aufwand immer mal wieder dramatisch danebenliegen.

Es lohnt aber immer, nach einem klaren Prozess vorzugehen und zu rechnen. Da das alle machen (die, die es nicht machen, verschwinden irgendwann wieder), ist der Wettbewerbsvorteil hin; immerhin verhindert die systematische Vorgehensweise, dass ein Produkt viel zu billig verkauft wird (einige Maerkte sind voll davon, kein Scherz). Und es hilft auch, die knappen Ressourcen auf die richtigen Produkte zu verteilen.
Leider sagt mir meine Erfahrung auch, dass es im Sinne der Gewinnmaximierung eher lohnt, Geld fuer schlauen Marketing auszugeben als fuer eine Optimierung des Herstellprozesses. Beispiele hierfuer waeren z.B.

Danone (dramatisch ueberteuerter Joghurt, der zudem noch in die falsche Richtung dreht)
Gilette (suendhaft teure Rasierklingen, Ausnutzen eines Quasi-Monopols)
Lexus (verkauft Toyota-Teile zum Luxuspreis)
Microsoft (siehe Gilette)
...

All diese Firmen verfuegen uebrigens neben einem exzellenten Marketing auch ueber ganz hervorragende Produktionsprozesse. Lexus, pardon, Toyota, ist geradezu Weltklasse im kontinuierlichen Verbessern von Herstellprozessen. Gute Unternehmen optimieren staendig an beiden Enden der Kette. Getreu dem alten Kaufmannsmotto: Die Basis des Gewinns wird im Einkauf gelegt!
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

René 4152 30. März 2009 13:09

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

JC_4 2257 30. März 2009 14:21

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

Hans Weigum 1916 31. März 2009 20:28

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

Gunnar 1643 31. März 2009 21:20

Herstellkosten von Luxusuhren

Hans Weigum 1842 01. April 2009 09:50

Re: Herstellkosten von Luxusuhren

Werner Jülich 2362 01. April 2009 10:25

"dagegen sind die Produktionskosten ... ein Klacks" (Jülich)

marc champollion 1697 01. April 2009 17:48

Das ist bei Möbeln, Spielzeug und Schnittblumen auch so

F. Neumann 1588 31. März 2009 21:46

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

Werner Jülich 2182 30. März 2009 16:31

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

Volker Werres 1864 30. März 2009 21:00

Wie soll man das quantifizieren?

Holger Merlitz 1785 31. März 2009 02:58

Ferngläser werden zu erheblichem Umfang in Handarbeit gefertigt.

marc champollion 1874 01. April 2009 02:18

Re: Ferngläser werden zu erheblichem Umfang in Handarbeit gefertigt.

Holger Merlitz 1715 01. April 2009 03:01

Es ist sinnlos, mit Ihnen darüber zu diskutieren, ...

Walter E. Schön 1810 01. April 2009 09:38

Re: Es ist sinnlos, mit Ihnen darüber zu diskutieren, ...

marc champollion 1583 01. April 2009 17:28

Ein ganz einfaches Beispiel

Jens Frisch 1482 01. April 2009 12:28

Re: Ein ganz einfaches Beispiel : "Abwrackprämie"

marc champollion 1588 01. April 2009 17:39

Milchmädchenrechnung, da überhaupt nicht vergleichbare Situationen!

Walter E. Schön 1772 01. April 2009 18:40

"sind Menschen dort sogar noch billiger als Roboter" ...

marc champollion 1480 01. April 2009 23:57

Weil es sich zu diesem Preis verkaufen laesst

Joerg 1953 01. April 2009 17:56

"... irrig anzunehmen, dass zwischen Herstellpreis und Verkaufspreis ein Zusammenhang besteht" ...

marc champollion 1533 02. April 2009 00:09

Re: "... irrig anzunehmen, dass zwischen Herstellpreis und Verkaufspreis ein Zusammenhang besteht" ...

Walter E. Schön 1773 02. April 2009 10:17

Danke fuer die Blumen!

Joerg 1570 02. April 2009 17:01

Sie bestätigen doch meine Argumente, nur formulieren Sie aus anderer Sicht!

Walter E. Schön 1678 02. April 2009 19:05

"warum die Markenferngläser so teuer sind."?

marc champollion 1785 03. April 2009 01:50

Warum sind gute Ferngläser teuer?

marc champollion 3050 03. April 2009 13:22

Re: Warum sind gute Ferngläser teuer?

Norbert Weigand 1706 03. April 2009 13:58

Re: Warum sind gute Ferngläser teuer? EINVERSTANDEN:

marc champollion 1688 03. April 2009 21:38

Wie hoch sind die Renditen

Konsument 1340 04. April 2009 07:03

Re: Wie hoch sind die Renditen

Robert Fritzen 1695 04. April 2009 12:09

"Herstellungskosten können ein Produkt vor der Geburt töten" ...

marc champollion 1591 03. April 2009 01:32

... und Sturheit kann eine Diskussion töten

Walter E. Schön 1481 03. April 2009 08:06

Re: ... und Sturheit kann eine Diskussion töten

Michael Brücker 1529 03. April 2009 08:55

Re: ... und Sturheit kann eine Diskussion töten

marc champollion 1455 03. April 2009 12:12

Re: ... und Sturheit kann eine Diskussion töten

Michael Brücker 1698 03. April 2009 14:40

Re: ... und Sturheit kann eine Diskussion töten

marc champollion 1666 03. April 2009 21:41

Re: Danke fuer die Blumen!

Hubert 1441 03. April 2009 09:20

Ein Ansatz, der manchmal auch praktiziert wird

Joerg 1588 03. April 2009 14:59

Überzeugung durch Offene Worte - vielen Dank für Ihre Kommentare zur Preisbildung

konfokal 1617 03. April 2009 17:22

Digitalkameramarkt sieht anders aus als der von hochwertigen Ferngläsern

Walter E. Schön 1478 03. April 2009 17:53

Wohl wahr - aber muß deshalb auch die Preisbildung anders laufen?

konfokal 1560 03. April 2009 22:10

Abgabepreis an Händler und Verkaufspreis für Endkunden.

Jan Münzer 2085 03. April 2009 23:56

Re: Abgabepreis an Händler und Verkaufspreis für Endkunden.

Robert Fritzen 1520 04. April 2009 11:21

Kunststoffgehäuse billiger?

Hans Weigum 1568 04. April 2009 10:31

Re: Kunststoffgehäuse billiger? korrigierte/ergänzte Version

Hans Weigum 1660 04. April 2009 11:41

Ja - vielleicht gäbe ein historischer Preisvergleich weiteren Aufschluß

konfokal 1650 04. April 2009 18:08

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

René 1527 02. April 2009 08:54

Re: Was macht ein Markenglas eigentlich so teuer?

Robert Fritzen 1513 02. April 2009 09:33

Uhren?

R. Brathe 1518 02. April 2009 12:25

Re: Uhren?

René 1552 02. April 2009 12:56

Ja, Uhren!

Wiesner 1829 02. April 2009 13:15



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