weil Sie stur auf Ihrer vorgefaßten Meinung beharren (Zitat):
„er [Anm.: der Verkaufspreis] hat meiner meinung nach in unsrem kapitalistischen System nur mit dem Markt zu tun. (Also mit dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage)“. (Ende des Zitats)
Man kann das zweifellos für die Etablierung der Preise mitbestimmende Wechselspiel von Angebot und Nachfrage nicht in Ihrer scheuklappenbedingten Sichtweise von den Herstellungskosten isolieren:
1. Wenn die Herstellungskosten (Entwicklung, Investitionen für Räumlichkeiten und Maschinenpark, Material, Gehalts- und Lohnkosten, Fortbildungskosten, Fremdkosten für zugekaufte Bauteile, Verpackung, Werbung, Logistik, Rücklagen für Garantiefälle usw.) zu hoch sind, um bei den am Markt erzielbaren Preisen gedeckt zu werden und auch noch einen gewissen Gewinn abzuwerfen, dann werden solche Produkte gar nicht erst produziert. Das könnte (bei lebensnotwendigen Gütern: wird) eine Verknappung (Angebot geringer als Nachfrage) herbeiführen, als deren Folge die Preise steigen.
2. Wenn die Herstellungskosten deutlich niedriger sind als der am Markt erzielbare Preis und daher überdurchschnittlich hoher Gewinn möglich ist, werden sehr schnell Mitbewerber zu günstigerem Preis anbieten und dem teuren Anbieter das Wasser abgraben. Er kann dann nur wirtschaftlich überleben, wenn er den Preis senkt. Eine anschauliches Beispiel aus jüngerer Vergangenheit sind Flachbild-Fernseher, deren erste in der Größenordnung ab 20.000 DM kosteten und die heute bei gleicher Größe und besserer Qualität bei einem Zehntel des damaligen Preises liegen, nämlich ab etwa 1.000 Euro. Daß es trotzdem auch heute noch Flachbild-Fernseher gleicher Größe zu Preise zwischen 4.000 Euro und 10.000 Euro gibt (Loewe, B&O), ist kein Argument dagegen, da sich diese Fernseher durch zahlreiche sehr kostenintensive Zusatzleistungen auszeichnen. Wären diese Zusatzleistungen auch in einem 1.500-Euro-Gerät realisierbar, gäbe es solche Modelle schon von anderen Anbietern. Ein weiteres Beispiel wären die nach dem iPod als teurem Vorreiter in großer Zahl auf den Markt gekommenen MP3-Spieler. Der teuerste iPod ist zwar nicht viel billiger, aber um ein Vielfaches leistungsfähiger geworden. Wenn man aber die heutigen kleinen iPods mit
vergleichbarer Leistung (vor allem in der Speicherkapazität) mit dem ersten iPod vergleicht, dann hat der Preissturz ein ähnliches Ausmaß wie bei den Flachbild-Fernsehern.
3. Es ist immer nur der Erste, der sich für ziemlich kurze Zeit aufgrund eines irgendwie gearteten Qualitätsvorsprungs eine auf den ersten Blick überzogen hohe Preisforderung leisten kann. Aber auch das ist fast immer durch die mit jeder Vorreitertätigkeit verbundene höhere Leistung (Kreativität, Investitionen, Entwicklungskosten, Risiko wegen noch nicht gesicherter Marktakzeptanz usw.) gerechtfertigt. Die Nachmacher, die dann im Erfolgsfalle sehr bald für das Fallen der Preise sorgen, haben ja auch sehr viel weniger Kosten.
Natürlich ist in allen Fällen das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ein Regulativ, aber es kann erst dann greifen, wenn das Preisniveau oberhalb der Herstellungskosten liegt. Insofern kann man nicht stur davon ausgehen, daß der Preis
nichts mit den Herstellungskosten zu tun hätte, wie Klein-Fritzchen und Groß-Marc sich das vorstellen bzw. einreden.
Walter E. Schön