(und es diesen Preis Wert ist)
Der Geschaeftsbericht etwa der Carl Zeiss GmbH weist, wie jeder im Internet nachlesen kann, fuer 2007/2008 ein Ergebnis nach Steuern ("Jahresueberschuss") von etwa 7% des Umsatzes aus. Das ist fuer die Branche ganz ordentlich, aber auch nicht ueberragend. Der Leica Camera AG z.B. geht es nicht so gut.
Natuerlich stellt Zeiss nicht nur Fernglaeser her, aber die Annahme, dass dieses Segment eher leidlich profitabel ist, ist sicher nicht aus der Luft gegriffen. Speziell in Zeiten wie diesen.
Ich nehme uebrigens an an, dass die Marge im Billigsektor in ganz aehnlichen Bereichen liegt.
Hier wird viel zuviel ueber die Herstellkosten gesprochen. Diese machen nur einen Teil der Gesamtkosten aus. Ins Blaue geschaetzt, so 20-30%.
Es ist auch absolut irrig anzunehmen, dass zwischen Herstellpreis und Verkaufspreis eines Produktes ein direkter Zusammenhang besteht.
Jeder Hersteller wird stets versuchen, sein Produkt zu dem maximalen Preis verkaufen, den er erzielen kann. Parallel dazu wird er immer versuchen, das Produkt zum guenstigsten Preis einzukaufen bzw. so preiswert wie moeglich herzustellen. Wer dies nicht tut, ist daemlich und so etwas bestraft der Markt. Im Premiumsegment sind diesen Massnahmen aufgrund des hohen Qualitaetsanspruchs der Kunden natuerlich engere Grenzen gesetzt.
Verglichen mit anderen Sektoren erscheint mir die Festlegung des Verkaufspreises eines Premiumfernglases uebrigens vergleichsweise simpel zu sein: X% mehr als das Vormodell. Groesse und Verhalten des Marktes sind ebenso wie das Wettbewerbsumfeld bekannt.
Der grundsaetzliche Unterschied zwischen Zeiss/Leica/Swarowski und dem Billigsektor laesst sich in einem Satz beschreiben:
Echte Innovation durch hohen Aufwand in Forschung und Entwicklung gepaart mit hoechster Qualitaet fuer sehr kritische Kunden.
Das hat seinen Preis. Und wenn der Markt nicht mehr bereit ist, dafuer einen reellen Preis zu zahlen, wird es auch keine Innovation mehr geben.
Der Druck im Entwicklungsbereich ist dabei wohl sehr hoch: Jede neue Serie muss wahrnehmbar besser sein als die Vorige, um keinen Marktanteil zu verlieren und den Verkaufspreis zu rechtfertigen. Dazu kommt beim Fernglas noch die aus Marketingsicht laestige Eigenschaft, dass die Qualitaet fuer jedermann relativ leicht erkennbar ist: Man kann das Produkt vor dem Kauf ausprobieren und dabei auch noch direkt vergleichen.
Der Druck im Billigsegment ist von anderer Natur. Aber der Kunde erwartet hier sicher weder Innovation noch hoechste Qualitaet und auch kein gutes Vertriebsnetz. Hier laeuft es eben ueber den Preis.
Dazu kommt im Premiumsegment noch ein gewisser Statuswert, der aber auch seinen Preis hat. Die Herststellkosten etwa einer Flasche Champagner liegen nur unwesentlich ueber denen einer Flasche Winzersekt, der Preis ist aber deutlich hoeher. Dennoch ist die Gewinnspanne nicht bedeutend groesser. Es muss einfach mehr Aufwand im Marketing betrieben werden, um den Statuswert hochzuhalten, damit die Leute weiterhin bereit sind, 30 Euro fuer die Flasche hinzublaettern.
Ich halte den Fernglasmarkt im Premiumbereich fuer einen der ehrlichsten ueberhaupt: Wen das Gebotene nach stundenlangem Durchsehen, Vergleichen und Befummeln nicht ueberzeugt, stellt das Glas einfach zurueck ins Haendlerregal.
Zudem gibt es auch meist den geduldigen Fachhaendler, der Einsatzzweck und Vorlieben erfragt, um Fehlkaeufe zu vermeiden, weil er auf zufriedenen Stammkunden angewiesen ist. Und wer dann noch ein Problem hat, kann das Glas zu einem attraktiven Preis gebraucht weiterverkaufen. Wie gluecklich wir uns doch schaetzen duerfen!