Zum ersten kann ich natürlich nichts schreiben, da ich nicht die geringste Ahnung davon habe, zumindest nicht direkt. Zum Verkaufspreis ein und desselben Qualitätsprodukts schon eher, wobei ich mir davon ausgehend auch wieder Gedanken zum Händlerpreis machen kann.
Beispiel 1: Swarovski Habicht 10x40 W - Ein tolles, sehr hochwertiges und gelungenes Fernglas, mit Einschränkungen bei der Brillenträgertauglichkeit und dem wasserdicht-strammen Mitteltrieb. Man bekommt mechanisch, haptisch und optisch Hochwertiges zu Preisen von:
- 579€, 616€ und 698€ bei Händler A
- ca. 800€ bei Händler B, C, D, ...
- 880€ bei Händler W
Einige Dinge fallen ins Auge(neben der tollen Qualität des Habicht):
1.) Händler A ändert seinen Preis um max. 119€ innerhalb kurzer Zeit. Das entspricht einer Preissteigerung von 20,5%.
2.) Kurz nach meiner Empfehlung des Habichts als 'Vaters bestes Glas' und somit direktem Nachfolger des alten Dekarem konnte ich quasi online verfolgen, wie Händler A seinen Verkaufspreis von 616€ auf 698€ erhöht. Das sind 13,3% zu Krisenzeiten.
3.) Zwischen den 579€ des Händlers A und den 880€ des Händlers W und vieler anderer großer Hs liegen 52%. Das ist eine Hausnummer für den Preisunterschied beim selben Produkt mit identischen Herstellungskosten.
4.) Dazwischen liegen die 800€ von ganz vielen anderen Händlern.
Alle Händler sind bekannte Händler, die neben ihren Internetplattformen auch Ladengeschäfte und telefonische Beratung bieten. Also keine Garagenverticker ohne Kompetenz fürs Produkt. Die meisten können sofort liefern, haben die Teile also am Lager. Der teuerste, dem UVP am nächsten liegende Händler kann nicht sofort liefern. Lohnt sich wohl nicht, oder ist zu teuer... Paradox? Eigentlich nicht, denn die günstigeren Angebote sind keine Austellungstücke, sondern permanent und sofort verfügbar. Volumenseffekt?
Beispiel 2: Swarovski Laser Guide 8x30 - m.E. bester ziviler, monokularer Laserentfernungsmesser. Man kann ihn beim lokal engagierten, aber auch national im Internet umtriebigen Fachhändler mit kleinem Geschäft und telefonischer Beratung für 660€ kaufen, oder bei anderen im Internet, oder ebenfalls im Laden für bis zu 965€. Das sind 46% Preisunterschied im Bezug auf den niedrigen Preis. Die Herstellungskosten sind identisch. Beide Händler beraten im Geschäft, am Telefon, haben ein Lager etc.
Klar, zu Unterschieden bei Abgabepreisen an die Händler, die bestimmt dem Volumen oder der adäquaten Produktpositionierung angemessen von Swarovski gestaltet werden können, kommt auch noch die Preisvarianz aufgrund unterschiedlicher Kalkulationsmöglichkeiten der Händler hinzu. Wenn dann am Ende eines für die Händler in beiden extremen Fällen anscheinend lohnenswerten Geschäfts noch Preisunterschiede von 46% bis 52% auf der Kasse stehen - bei identischen Herstellungskosten - kann man sich wohl berechtigt Gedanken um die von MC und anderen geäußerten Hypothesen machen.
Sicherlich gibt es bei der Preisgestaltungspolitik auch Unterschiede zwischen den Herstellern. Zeiss Preise, ebenfalls Schwankungen unterworfen, variieren nach meiner Erfahrung jedoch nicht so stark wie die von Leica oder gar Swarovski.
Hoffentlich angemessene Grüße,
Jan Münzer
PS Solange wir für beste optische Qualität höchste Preise zu zahlen bereit sind, akzeptieren wir diese Preise und damit deren Gestaltungspolitik. Ob wir nun 50% mehr oder weniger für Ferngläser müssen, scheint bei den Produkten einiger ganz großer Hersteller nicht sehr viel mit deren Herstellungskosten zu tun zu haben.