Mit 20mm AP-Laengsabstand, wie bei einem Militaerglas, braeuchte man schon ganz schoen grosse Okulare und aufwendige, praezise verstellbare Augenmuscheln, damit man mit diesen riesigen Distanzen auch umgehen kann.
Bei einem Nahpunkt von 1.5m muesste man furchtbar schielen, von einem angenehmen Beobachten kann keine Rede mehr sein. Ausserdem braucht man fuer diesen Nachbereich einen enormen Fokussierhub. Das heisst, das Fernglas wird laenger und schwerer, oder man braucht eine Fokussierlinse mit hoher Brechkraft, die neue Aberrationen erzeugt und die Bildqualitaet insgesamt heruntersetzt. Ausserdem ist es mit solchen Geraeten dann schwierig, den Fokuspunkt bei weiten Entfernungen genau zu treffen, man braucht ja eine halbwegs schnelle Uebersetzung vom Nahpunkt bis zu Unendlich.
Ich waere also vorsichtig mit solchen Forderungen, die dem Laien auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, aber unnoetige Komplikationen und Kompromisse beim Design nach sich ziehen. Die Tendenz, funktionsueberladene und ultrateure "Superfernglaeser" anzubieten, die sich in ihrer Papierform gegenseitig ausstechen (in der Praxis aber keine wirklich brauchbaren Vorteile bieten), ist bei den Premiumherstellern schon seit mehreren Jahren zu beobachten und sollte besser nicht noch weiter getrieben werden. Andernfalls waeren die Folgen einfach nur immer schneller steigende Preise.
Wer den Nahbereich erkunden will, der soll sich ein Spezialfernglas zulegen (von der Sorte Pentax Papilio), wer eine besonders dicke Brille traegt, sollte nach einem fuer diesen Zweck optimierten Fernglas Ausschau halten. Stattdessen zu fordern, dass die Allgemeinheit solche Spezialanforderungen mittragen soll, waere unangemessen.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz