Hallo Holger,
damit kein Mißverständnis aufkommt: ich ignoriere den Transmissionsnachteil der SP nicht. Im Gegenteil, er passt ja ins Bild: Warum sollte Zeiss ein - nach meiner Vermutung teureres - AK-System verbauen, wenn es nicht trotz weiterer anderer Nachteile (Baulänge, Gewicht, Fertigungsaufwand) sichtbar heller wäre? Wenn allerdings Kompaktheit im Vordergrund steht, bauen sie halt SP:
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Aber vielleicht ändert Zeiss das ja bei der neuen Linie, und probiert es bei den sicher noch folgenden 32ern auch mal mit AK? Die wären dann allerdings etwas länger und vermutlich in erster Linie wegen des nötigen längeren Gehäuses auch schwerer als bisher... (Was bei den 32er Nikon HG- und EDG-Modellen trotz der etwas kürzeren AK-Variante auch immer noch der Grund für deren vergleichsweise geringe Kompaktheit und relativ hohes Gewicht sein dürfte.)
Ich glaube jedenfalls nicht, dass der prinzipielle Transmissions-Nachteil des SP heute überwunden ist, sonst würde Zeiss nicht so konsequent bei lichtstarken Modellen auf AK setzen. Ich nehme an, dass man bei SP immer noch Einfachschichten verwenden muss: Denn die kompakte Bauform des SP ist ja nur möglich, weil dort die Reflexionswinkel steil gehalten werden, was an die Totalreflexion aber hohe Anforderungen stellt, deren Winkelabhängigkeit von einem Mehrfach-Vergütungsbelag nun mal prinzipiell gegenläufig, eben abschwächend, beeinträchtigt wird. Wenn man also die Winkel nicht flacher machen (Abbe-König), sondern die Kompaktheit beibehalten will, wäre der einzige Ausweg ein Glas mit höherer Brechzahl, was aber wiederum die Transmission senken würde... während man den Brechungsindex des Prismenmaterials vor nicht allzu langer Zeit genau umgekehrt gesenkt hat, um höhere Transmissionen zu erzielen (z.B.Ultravid HD). Aus dieser Zwickmühle wird man daher nicht herauskommen. (Die Notwendigkeit manche Flächen nur einfach zu vergüten würde auch plausibel machen, wie es bei einem Hersteller vor einigen Jahren mal zu einer kleinen Charge minimal dunklerer Gläser kam: vielleicht, weil man auf den SP-Prismen versehentlich auch da nur Einfachbelag aufgedampft hatte, wo Mehrfachbelag angebracht gewesen wäre...)
Ich bestreite nicht, dass auch das SP anspruchsvoll zu schleifen ist. Aber AK verlangt nicht nur genauso hohe Winkelgenauigkeit der Dachkante, sondern erstens eine längere Dachkante und zweitens auch zwangsläufig höhere Planität, weil der Strahlenkegel zur Totalreflexion über größere und flacher geneigte Flächen abgelenkt werden muß. Eine einzige flache Reflexion an einer Grenzfläche scheint mir wesentlich kritischer, als eine zweite Passage derselben Fläche, an der schon beim ersten Mal unter geringeren Planitätsanforderungen viel steiler reflektiert wurde als bei AK, und die beim zweiten Mal nahezu lotrecht transmittiert wird, was die Planitätsbeeinträchtigung sogar minimal werden lässt. Aber das müsste man natürlich quantitativ betrachten...
Grüße
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.12 07:05.