Hallo Holger,
ich vermute die Tatsache, dass heute mehrheitlich Schmidt-Pechan-Systeme verbaut werden, hat nicht nur mit der Kompaktheit zu tun, sondern auch mit der einfacheren und deshalb kostengünstigeren Fertigung. Zwar bedeutet die Verspiegelung bei SP zusätzlichen Aufwand, aber der Transmissionsvorteil der Abbe-König Prismen, der auf Totalreflexion beruht, macht dort eine vergleichsweise flachere Strahlführung nötig, und damit nicht nur größere Baulänge und höheres Gewicht, sondern mit Sicherheit auch bessere Planität über größere Flächen. Auch der Dachkantteil des AK-System wird länger ausfallen und damit schwieriger zu fertigen sein.
Ein Abbe-König-System dürfte deshalb nicht günstiger sein, wie Du vermutet hast, sondern ganz im Gegenteil teurer. Selbst Nikon setzt in seinen Premiumlinien "nur" eine verkürzte, also "steilere" AK-Variante ein, die dementsprechend auf einer Fläche noch verspiegelt werden muß. Vermutlich ein kostengünstiger Kompromiss, weil das einerseits den Aufwand bei der Glasbearbeitung in Grenzen hält und andererseits die dielektrische Prismenverspiegelung im Vergleich zur Totalreflexion keinen nennenswerten Transmissisonsnachteil ergibt. Planoptik ist ja generell schwieriger herzustellen und Zeiss scheint mir, ich spekuliere, auch auf diesem Gebiet die Nase einen Tacken weiter vorn zu haben als die Konkurrenz, so dass man sich sogar "echte" AK-Systeme leisten kann.
Wenn sie die Planoptik dagegen nicht selbst fertigen, sondern zukaufen sollten, stünde die Option AK mit Transmissionsvorteil ja auch anderen zur Verfügung. Ich vermute jedoch dass die AK-Prismen keine Zukaufteile sind, und ihre anspruchsvollere Fertigung eine Hemmschwelle für die Konkurrenz ist. Die neue Schottsche Glassorte wird dagegen vermutlich auch anderen zur Verfügung stehen, also muß es die Kunst der Bearbeitung durch Zeiss sein, die den Unterschied macht...
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.02.12 22:10.