Naja, ich glaube, hier plädiert niemand für die Rückkehr der Weitwinkel-Erfles aus den 50ern und 60ern des letzten Jahrhunderts mit ihren SSW von 74 Grad und ihrem Austrittspupillenabstand von 9mm, wie z.B. bei den Zeiss Porros ohne "B". Und dass eine vernünftige Brillenträgereignung einen großen SSW nicht ausschließt, hat z.B. Kamakurra mit dem 8x30 (Nikon Monarch bzw. Kite) bewiesen. Es geht also beides, wobei sicherlich richtig ist, dass man, wenn man den Austrittspupillenabstand etwas verkürzt, größere SSW mit geringerem Aufwand hinbekommt. Und geringerer Aufwand bedeutet meist auch, dass man eine bessere optische Qualität hinbekommt, z.b. was das Streulichtverhalten etc. betrifft.
Was die Wirtschaftlichkeit angeht, habe ich keine Zweifel, dass in einer Zeit, in der die Spitzengläser bei allen Unterschieden z.B. in der Farbwiedergabe sehr eng beieinander liegen, größere SSW durchaus ein Verkaufsargument sein können. Es muss ja nicht gleich ein Superweitwinkel von 75 Grad SSW (oder mehr) mit eingeschränkter Brillenträgereignung sein, da wäre schon eine Serie von Gläsern mit SSW von ca. 70 Grad und ordentlicher Brillenträgereignung interessant, auch für die Werbung.
Sehfelder von knapp über 120m bei einem 10fachen Glas, 145m bei einem 8fachen, 160m bei einem 7fachen, das gegenüber den heute üblichen Daten Sehfelder, die bei der Beobachtung im Feld Vorteile haben, sei es z.B. bei der Suche mach Kleinvögeln auf dem Herbstzug, sei es bei der Greifvogelbeobachtung. Man darf nicht vergessen, dass man auch im peripheren Sehen Bewegungen und Umrisse wahrnimmt, und da hat man mit großen Gesichtsfeldern - sofern das Einblickverhalten stimmt - eindeutig Vorteile.
Man findet einfach mehr Vögel schneller.