"... finde ich Sie auch mit 60° Sehwinkel, sogar mit 50°, selbst wenn sie auffliegen - bin ich krank oder ist das ein Feature?"
Unsere Augen haben 100 Grad Sehwinkel - DAS ist ein Feature, und es hat seine Vorteile. Warum diese Sicht also beschneiden wollen?
Bei Helligkeitsschaetzungen von Veraenderlichen sind weite Sehwinkel extrem wichtig, da man ja weitere Vergleichsterne zur Stufenschaetzung benoetigt, die gleichzeitig im Sehfeld sein muessen. Bei kleinen Sehfeldern findet man nicht immer geeignete Vergleichsobjekte. Allerdings ist eine brauchbare Randschaerfe dann ebenfalls essentiell, daher eher Weitwinkel, weniger Superweitwinkel..
Verzeichnungsfreiheit ist bei Superweitwinkel Astro-Beobachtungen nicht so sinnvoll, weshalb die Nagler Okulare nach der Winkelbedingung, also mit deutlich kissenfoermiger Verzeichnung, korrigiert sind: Mit dem blickenden Auge behalten dann alle Sternkonstellationen ihre relativen Winkelabstaende bei, waehrend in einem orthoskopischen Okular die Sterne zusammenruecken, sobald man Richtung Sehfeldrand blickt, der Sehstrahl also schraeg ueber den virtuellen Bildraum streift. Die Winkelbedingung (also: der unverzeichnete Winkelraum) schafft hingegen eine Art Kruemmung des virtuellen Bildes, so als ob man in eine Kuppel schauen oder als Astronaut im freien Raum schweben wuerde - daher auch "Spacewalk-Effekt" genannt.
7x50 Fernglaeser sind schon etwas extrem - ich hatte hier deshalb vom 10x42 gesprochen, das als Superweitwinkel mit denselben Prismen auskommen wuerde wie ein ganz normales 8x42, und daher auch kaum groesser ausfallen wuerde. Und bitte nicht vergessen: Ich habe nicht gesagt, normale Fernglaeser sollen vom Markt verschwinden und durch Weitwinkel ersetzt werden. Ich habe die fehlende Diversifizierung beklagt, weil es in der Premiumklasse kein einziges solches Modell gibt. Das Argument "ich brauche nicht" gilt also nicht, denn Alternativen fuer Leute, die kein Weitwinkel benutzen wollen, gibt es ja in Mengen.
Viele Gruesse,
Holger