Vermutlich haben Sie die Schnittdarstellung von Seite 66 der Leica-Sportoptik-Broschüre „... für die Jagd“ vor sich. Ich habe sie nur als PDF-Datei aus dem Internet, und da ist die Bildqualität sehr schlecht (niedrige Auflösung im Interesse geringer Dateigröße). In der gedruckten Version müßte man mehr sehen. Aber immerhin kann ich erkennen, daß die (in Lichtlaufrichtung) erste Okularlinse eine mit einer dicken Sammellinse verkittete Zerstreuungslinse ist. Eine solche Linse bringt nicht viel Bildfeldebnung, da die ebnende Wirkung der Zerstreuungslinse weitgehend von der entgegengesetzten Wirkung der unmittelbar benachbarten verkitteten Sammellinse aufgehoben wird. Es ist also ein ähnlicher Fall wie bei den EL-Gläsern von Swarovski. Leider kann ich in der PDF-Darstellung nicht erkennen, ob es sich ums 8x42 oder ums 10x42 handelt. Ich selbst habe nicht das Geovid 8x42, sondern das Geovid 10x42, und damit konnte ich bezüglich der Bildfeldwölbung folgendes feststellen:
Wenn ich die Bildmitte auf 50 m fokussiere, ist der Bildkreisrand in den etwa letzten 3% der Bildhöhe in einer Entfernung von 18 m einigermaßen scharf (die Kontrolle der Entfernungen ist bei diesem Fernglas ja ganz einfach auf Tastendruck möglich). Wenn ich dann die 10fache Vergrößerung einrechne, müßte mein Auge, um Mitte und Rand gleichzeitig scharf wahrnehmen zu können, so akkommodieren wie zwischen ca. 0,5 m und 0,18 m*, also um einen Betrag von fast 3,6 dpt. Das ist, wenn man die durchschnittlische Altersabhängigkeit des Akkommodationsvermögens (die sog. Duane-Kurve) zugrundelegt, etwa ab einem Alter von 45 Jahren nicht mehr möglich. Mit anderen Worten: Die Bildfeldwölbung dieses Fernglases ist für Beobachter, die älter als 45 Jahre sind, schon zu stark.
* Bei dieser Berechnung geht die Vergrößerung in der zweiten Potenz ein, so daß aus 50 m die virtuelle Entfernung 50 m:10ˆ2 = 50 m:100 = 0,5 m und aus 18 m die virtuelle Entfernung 18 m:10ˆ2 = 18 m:100 = 0,18 m wird.
Walter E. Schön
Nachtrag:
Soeben habe ich das Geovid 10x42 nochmals zur Hand genommen und anhand eines in großer Höhe fliegenden Flugzeuges in der Bildmitte auf „unendlich“ (korrekt: auf vielleicht 5 km) fokussiert und anschließend ohne Verstellung des Fokussierrades aus einem Fenster im 1. Stock schräg auf eine Wiese geschaut und festgestellt, wo ich dann am oberen Bildkreisrand das Gras scharf sehe. Die Stelle konnte ich mir leicht merken, weil auf dieser Wiese einiges von den benachbarten Bäumen hingewehtes Herbstlaub liegt und sich so markante Punkte ergeben, die man leicht im Blick behält, wenn man das Fernglas so neu ausrichtet, daß die zuvor am Bildkreisrand scharf gesehene Stelle nun in der Bildmitte liegt. Durch Drücken der Meßtaste ergab sich diese Stelle als 26 m weit entfernt. Also ergibt sich hierfür eine erforderliche Akkommodationsleistung von 1/(26 m:10ˆ2) = 1/(26 m:100) = 1/0,26 m = ca. 3,8 dpt. Der unwesentliche Unterschied zum vorher ermittelten Wert von 3,6 dpt erklärt sich einerseits aus meinen Einstelltoleranzen und andererseits aus der nur ca. 1 m betragenden Anzeige- und Meßgenauigkeit. Der Vorteil bei der Ersteinstellung auf unendlich ist, daß man nur eine statt zweiter Rechnungen durchführen muß, die Meßgenauigkeit beim Fernpunkt keine Rolle spielt und das Ergebnis für den Laien leichter verständlich wird.