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Linse zwischen den Prismenteilen brächte mehr Probleme als Hilfe

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12. Oktober 2006 16:58
Zunächst danke für die Erklärung der „Kerbe in der Maus“. Da ich nicht zu den schießwütigen Zeitgenossen gehöre, war mir diese Gepflogenheit der Revolverhelden unbekannt.

Natürlich dürfen Sie hier Fragen aufgreifen (warum schreiben Sie „trotzdem“?).

Die heute in Dachkantfergläsern überwiegend verwendeten Schmidt-Pechan-Umkehrprismen und auch die von Zeiss und Nikon in einigen Modellen verwendeten Abbe-König-Prismen bestehen aus jeweils zwei Teilen, die verkittet oder auch in kleinem Luftabstand gehalten werden können. Früher, als es noch keine Vergütung gab, hat bzw. hätte man sie immer verkittet, um die Transmissionsverluste und die immerhin ca. 9% ausmachenden Reflexionen zu vermeiden, die zum Teil als Streulicht oder Geisterbilder ins Bild gelangen können. Heute hat man mit hochwertigen Mehrschichtvergütungen und damit in einem weiten Spektralbereich auf unter 0,2% gedrückten Reflexionen kein Problem mehr, so daß man jetzt lieber einen Luftspalt läßt, in dem sich eine Abschattblende anbringen läßt. Die verhindert weit mehr Streulicht (z.B. von den Tubusinnenwänden reflektiertes Licht) als die beiden zusätzlichen MC-vergüteten Glas-Luft-Flächen verursachen können.

Man könnte also auf die Idee kommen, auch zwischen den beiden Prismenteilen eine oder mehrere Linsen (zu welchem Zweck auch immer, z.B. als Barlowgruppe zur Brennweitenverlängerung des Objektivs) einzubauen. Um zu klären, ob das sinnvoll ist, denkt man sich die beiden Prismenteile „aufgefaltet“, also als jeweils nur einen relativ langen Glasquader von genau der Länge, den der durch mehrere Reflexionen an Prismenflächen gefaltete Strahlengang im Prisma hat. Die beiden Glasquader sind nicht gleich lang, sondern der eine ist grob geschätzt ca. doppelt so lang wie der kleinere. Wenn wir ein mittelgroßes Fernglas annehmen, das am Umkehrprisma eine lichte Weite von ca. 25 bis 30 mm haben dürfte, ergibt sich bei den genannten Prismentypen ein gesamter Glasweg von ca. 130 bis 160 mm. Das ist viel, sicher mehr, als sich der Laie vorstellt.

Wenn nun in den Zwischenraum eine Linse eingefügt werden soll, müssen die beiden Teile auseinander rücken. Da die Umkehrprismen bereits dicht vor der Feldblende sitzen, muß der dem Objektiv zugewandte Prismenteil (bzw. der ihn jetzt repräsentierende Glasquader) näher zum Objektiv rücken. Das aber hat wegen des innerhalb eines Kegelstumpfes vom Objektiv zur Feldblende verlaufenden Lichts zur Folge, daß der Querschnitt dieses Prismenteils bzw. Glasquaders vergrößert werden muß, was wiederum eine noch weitere Verlängerung bewirkt. Nun wächst leider das Gewicht des schweren Glases proportional zum Volumen und somit zur dritten Potenz einer linearen Vergrößerung. Wenn also der Glasquader z.B. um 20% größere lichte Weite haben muß, vergrößert sich seine Masse um ca. 73% (denn 1,2·1,2·1,2 = 1,728). Auch die Prismenhalterung und evtl. sogar das Fernglasgehäuse muß dann ebenfalls stabiler und somit schwerer werden. Das alles könnte bei einem 8x32-Fernglas vielleicht ein Mehrgewicht von 100 bis 150 g oder bei einem 8x42-Fernglas ein Mehrgewicht von 200 bis 300 g zur Folge haben. Ich denke, daß das von den potentiellen Käufern nicht akzeptiert würde.

Es gibt aber auch noch andere Probleme. Wie Sie wissen, erfolgen fast alle Reflexionen an den Prismenflächen (mit Ausnahme einer einzigen beim Schmidt-Pechan-Prisma und ebenso bei der Nikon-Version des Abbe-König-Prismas) als Totalreflexion. Das funktioniert nur, wenn der Einfallswinkel aller am Bildaufbau beteiligten Lichtstrahlen auf diesen Flächen größer als der Grenzwinkel der Totalreflexion ist. Und Sie wissen sicher auch, daß man deshalb für die meisten (speziell für die lichtstarken) Dachkantprismen BaK4-Glas statt des kostengünstigeren und leichter zu bearbeitenden BK7-Glases verwenden muß, weil nur der höhere Brechungsindex des BaK4 dies für ALLE am Bildaufbau beteiligten Strahlen garantiert. Wenn Sie nun aber eine Linse zwischen den Prismenteilen einfügen, bekommen Sie im hinteren Prismenteil andere Einfallswinkel, und das könnte je nach Art und Stärke der Linse dazu führen, daß bei einem Teil der Lichtstrahlen der Grenzwinkel der Totalreflexion unterschritten wird. Also müßten Sie für den hinteren Prismenteil eine Glassorte mit noch höherem Brechungsindex (und dann leider wohl auch mit nochmals erhöhter Dispersion) wählen, um die Totalreflexion für alle Strahlen zu gewährleisten. Das kostete aber möglicherweise viel Geld (denn BaK4 ist noch ein in großen Mengen verwendetes relativ preiswertes Glas) und würde zu höheren Aberrationen führen. Übrigens würde auch die Verlängerung des Glasweges des vorderen Prismenteils höhere Aberrationen verursachen (vor allem sphärische Aberration, Astigmatismus und chromatische Aberration), die eine andere und aufwendigere Korrektion der Objektive erforderte. Alles das ist aber kontraproduktiv.

Nicht ein wirkliches Hindernis, aber eine vermeidbare Erschwernis wäre zudem bei einer zwischen den Prismenteilen eingebauten Linse der dann größere Aufwand beim Justieren den Prismenteile.

Es müßte also schon sehr triftige Gründe geben, daß eine zusätzliche Linse trotz all dieser Probleme sowie Gewichts- und Kostensteigerungen ausgerechnet im Zwischenraum zwischen den beiden Prismenteilen angebracht werden sollte, und die sehe ich hier nicht. Die europäischen Hersteller werden sich also andere Innovationen ausdenken müssen, um ihren Führungsanspruch durchzusetzen.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Randschärfe-wozu ?

Vogler 4431 03. Oktober 2006 18:30

Re: Randschärfe-wozu ?

Achim 1992 03. Oktober 2006 18:47

Wozu ?

carsten gaebe 2081 03. Oktober 2006 22:47

Lieber Sehfeld statt Randschärfe

Holger Merlitz 1999 04. Oktober 2006 02:58

Lieber Sehfeld statt Randschärfe - Zustimmung!

OhWeh 1914 04. Oktober 2006 08:54

Randschärfe und Sehfeld sind keine Gegensätze!

Gunnar 1944 05. Oktober 2006 10:46

Re: Randschärfe-wozu ?

Peter Dörscheln 1906 04. Oktober 2006 08:58

Randunschärfe hängt auch mit der Bildfeldwölbung zusammen

Dietmar Streib 2107 04. Oktober 2006 21:33

Re: Randschärfe-wozu ?

Vogler 2000 04. Oktober 2006 16:13

Re: Randschärfe-wozu ?

Werner Jülich 2016 04. Oktober 2006 17:55

Re: Randschärfe-wozu ?

Vogler 1952 04. Oktober 2006 18:25

Re: Randschärfe-wozu ?

Werner Jülich 1866 04. Oktober 2006 20:25

Re: Randschärfe-wozu ?

Hartmut Rosen 2117 05. Oktober 2006 07:33

Re: Randschärfe-wozu ?

Bernd Sommerfeld 1761 04. Oktober 2006 19:44

Re: Randschärfe-wozu ?

Thomas Becker 1787 06. Oktober 2006 19:01

Re: Randschärfe-wozu ?

Dieter Wessels 1925 07. Oktober 2006 10:10

Weniger Scharf im Zentrum?

Holger Merlitz 1797 07. Oktober 2006 10:32

Re: Weniger Scharf im Zentrum?

Dieter Wessels 2094 07. Oktober 2006 13:40

Keine sichtbare Beeinträchtigung der Mittenschärfe

Walter E. Schön 2212 07. Oktober 2006 11:26

Das Auge schwenkt viel häufiger als der Kopf. Daher ist Randunschärfe störend.

Walter E. Schön 2329 07. Oktober 2006 11:06

Wie war die Messe

Achim 1811 07. Oktober 2006 14:18

Ob meine Aktion erfolgreich war, wird sich erst später zeigen

Walter E. Schön 1845 07. Oktober 2006 15:16

Re: Das Auge schwenkt viel häufiger als der Kopf. Daher ist Randunschärfe störend.

Frank 1803 08. Oktober 2006 08:56

Bildebnungslinsen

Rolf Herkenrath 1980 08. Oktober 2006 09:14

Re: Bildebnungslinsen

Frank 1910 08. Oktober 2006 09:48

Re: Bildebnungslinsen

Werner Jülich 1789 08. Oktober 2006 10:41

Re: Bildebnungslinsen

Frank 1836 08. Oktober 2006 11:11

Re: Bildebnungslinsen

Robert Fritzen 1768 08. Oktober 2006 12:46

Re: Bildebnungslinsen

Frank 1852 08. Oktober 2006 13:39

Re: Bildebnungslinsen

Robert Fritzen 1866 08. Oktober 2006 13:51

Re: Bildebnungslinsen

Frank 1692 08. Oktober 2006 21:20

Bildebnungslinsen sind kein Anlaß zum Amüsieren

Walter E. Schön 2605 09. Oktober 2006 11:48

Re: Bildebnungslinsen sind kein Anlaß zum Amüsieren

Rolf Herkenrath 1840 09. Oktober 2006 13:12

Diese Zerstreuungslinse bringt kaum Ebnung

Walter E. Schön 2208 09. Oktober 2006 14:38

zwei Vorschläge zur Positionierung einer Zertreuungslinse

Rolf Herkenrath 1942 11. Oktober 2006 19:52

Wie Klein-Fritzchen Optikdesign aus dem Ärmel schüttelt

Walter E. Schön 2029 11. Oktober 2006 22:18

Wieder eine Kerbe in der Maus?

Rolf Herkenrath 1955 12. Oktober 2006 09:18

Entschuldigung, ich wollte Sie nicht kränken

Walter E. Schön 1990 12. Oktober 2006 10:13

Das ich diesen Tag noch erleben durfte

Volker Werres 1859 12. Oktober 2006 15:50

Linse zwischen den Prismenteilen brächte mehr Probleme als Hilfe

Walter E. Schön 1765 12. Oktober 2006 16:58

Re: Bildebnungslinsen sind kein Anlaß zum Amüsieren

Frank 1690 09. Oktober 2006 17:27

Randscharfe Weitwinkelgläser optisch überhaupt realisierbar ?

carsten gaebe 1706 08. Oktober 2006 13:42

Re: Randscharfe Weitwinkelgläser optisch überhaupt realisierbar ?

Holger Merlitz 1834 09. Oktober 2006 04:14

Re: Randscharfe Weitwinkelgläser optisch überhaupt realisierbar ?

Robert Fritzen 1793 09. Oktober 2006 07:12

Re: Randscharfe Weitwinkelgläser optisch überhaupt realisierbar ?

konfokal 1786 13. Oktober 2006 18:06

Trend zu kleineren Sehfeldern

Holger Merlitz 1602 14. Oktober 2006 04:14

Re: Trend zu kleineren Sehfeldern

Manfred Klier 1554 14. Oktober 2006 08:03

Re: Trend zu kleineren Sehfeldern

Frank 1684 14. Oktober 2006 09:31

Prüfung der Größe des scheinbaren Sehwinkels (Weitwinkeleindruck)

Walter E. Schön 2063 14. Oktober 2006 12:43

Gedanken im Umfeld der Randschärfe

konfokal 1685 15. Oktober 2006 00:33

Re: Gedanken im Umfeld der Randschärfe

Frank 1632 15. Oktober 2006 10:14

Wahnsinn

Niki Thomas 1756 15. Oktober 2006 10:41

Es gibt einfache Abhilfe: konkrete (Zwischen-)Fragen stellen!

Walter E. Schön 1618 15. Oktober 2006 11:25

Es gibt bald ausführliche Abhilfe: Herr Schöns Fernglasbuch!

Lüpke 1796 15. Oktober 2006 12:03

Re: Randscharfe Weitwinkelgläser optisch überhaupt realisierbar ?

Frank 2025 09. Oktober 2006 09:59

Heftigster Widerspruch gegen den „starren Blick“

Walter E. Schön 1972 10. Oktober 2006 10:13



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