Sie schrieben:
„Aber unabhängig davon, wenn das Victory 10x56 nach Ihrem Eindruck am Tag heller ist, also bei einer Pupillenöffnung zwischen 2-4 mm, wie soll dann bei größerer Pupillenöffnung auf einmal das 8,5x42 EL heller werden, wo es doch nur um die Transmission geht. Erkennen Sie Ihren Widerspruch? Selbst wenn ich akzeptieren würde, dass Sie ein Sonderfall sind mit maximaler Pupillenöffnung 5 mm, so ändert sich nichts an der Situation, dass die Transmission des Victory entscheidet und die haben Sie im gleichen Satz als besser beschrieben.“
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Ich möchte Ihnen erklären, warum Herr Schmolke wahrscheinlich nicht irrt und Sie sowie konfokal fälschlich einen Widerspruch vermuten:
Es ist anzunehmen, dass in dem hier von Herrn Schmolke beschriebenen Vergleichs-Zeitraum die Unterschiede der AP-Größen noch keine (merkliche) Rolle gespielt haben — erstens wegen noch nicht ausreichend dunkler Dämmerung (dazu weiter unten mehr), zweitens vielleicht wegen alters- oder individuell bedingter reduzierter maximaler Pupillengröße von Herrn Schmolke und drittens eventuell auch, weil aufgrund des hier mehrfach von Walter E. Schön beschriebenen Stiles-Crawford-Effekts der Unterschied zwischen z.B. 5,6 mm und 5 mm großen Pupillen viel kleiner ist, also üblicherweise auf Basis des Flächenverhältnisses angenommen wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass selbst dann, wenn eine Person (in diesem Falle Herr Schmolke) noch die Fähigkeit zur Pupillenweitung bis 6 mm oder mehr haben sollte, nicht gewährleistet ist, dass bei einer Leuchtdichte, bei der andere Menschen die Pupille auf 6 mm öffnen würden, auch diese Person auf 6 mm kommt. Sie kommt evtl. nur auf 5,3 mm und erreicht die Pupillenöffnung von 6 mm erst bei tieferer Dunkelheit als andere Menschen. Die Kurve des von der Leuchtdichte abhängigen Pupillendurchmessers verläuft nicht bei allen Menschen gleich, um je nach Maximalöffung irgendwo auf konstantem Niveau stehen zu bleiben. Vielmehr können die „Kennlinien“ durchaus verschiedene Verläufe haben, sogar dann, wenn der Endzustand (= Maximalöffnung) gleich hoch ist! Auch das lassen Sie unberücksichtigt.
Aber nun kommt das Entscheidende:
Bei Tag und insbesondere bei klarem Himmel enthält das Licht einen sehr hohen Blauanteil, vor allem in Schattenbereichen (die vorwiegend bis fast ausschließlich indirekt vom blau getönten Himmelslicht beleuchtet werden). Es ist anzunehmen, dass Herr Schmolke beim Versuch, die Bildhelligkeiten beider Ferngläser zu vergleichen, Schattenpartien verglichen hat, weil es gerade dort auf gute Helligkeit ankommt. Dann hat er sogar besonders blaubetonte Stellen betrachtet! Bekanntlich hat Zeiss die Transmission mehr für den Bereich optimiert, der beim Stäbchensehen (mit maximaler Empfindlichkeit um 507 nm) er wichtigste ist, während andere und wohl auch Swarovski die Optimierung für das Zapfensehen vornehmen (mit max. Empfindlichkeit um 555 nm). Dies kann erklären, warum das Zeiss-Fernglas bei hellem Tageslicht mit seinem höheren kurzwelligen Lichtanteil und erst recht bei solchem Licht in den Schattenpartien heller erscheint.
Mit Dämmerung hat Herr Schmolke wahrscheinlich nicht den Helligkeitszustand gemeint, in dem schon das Stäbchensehen wirksam ist, also nur noch monochrom gesehen wird, sondern den am sehr späten Nachmittag und frühen Abend bei und kurz nach Sonnenuntergang, d.h. in der sogenannten „bürgerlichen Dämmerung“. Da sehen wird sehr wohl noch Farben, also mit den Zapfen, und daher nach wie vor mit einer Maximalempfindlichkeit um 555 nm herum. Aber um diese Zeit ist das Licht rötlicher (im Extremfall mit richtigem Abendrot!) und deutlich reduziertem Blauanteil (die Rayleigh-Streuung „entzieht“ dem vom hellen Horizont kommenden Sonnenlicht viel Blau). Also muss hier das Fernglas punkten, dessen Transmissionsmaximum bei längeren Wellenlängen liegt, also in diesem Falle das Swarovision.
Erst wenn es so dunkel wird, dass der Mensch keine Farben mehr erkennt, also nur noch mit den Stäbchen sieht, dreht sich der Spieß wieder um, weil nun das Empfindlichkeitsmaximum der Augen bei 507 nm liegt, und das Zeiss wird jetzt das heller erscheinende Bild liefern.
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