Holger Merlitz schreibt"
Noch eine Bemerkung zu den China-Glaesern: Hier ist die Qualitaet nicht einmal durch die technischen Moeglichkeiten limitiert, sondern durch die Preisvorgaben der Einkaeufer. Die Einkaeufer wollen keine Qualitaetsfernglaeser, sondern etwas, das sich in grossen Mengen absetzen laesst. Dadurch sind die Herstellungskosten pro Stueck schon auf typischerweise 50 Dollar gedeckelt. Ich kenne einen Hersteller, der sich darueber beklagt, der durchaus mal ein echtes Qualitaetsglas herstellen moechte, aber er kann nicht, die Einkaeufer zeigen kein Interesse, und in den Luxusgeschaeften innerhalb Chinas verkauft sich ohnehin nur Leica."
Das ist auch unsere Meinung, von Ausnahmen abgesehen.
Ein in Fachkreisen bekannter japanischer OEM-Hersteller produziert einen Teil seiner hochwertigen Fernoptiken in China. Das Werk ist unter japanischer Leitung und es gibt keine Probleme mit der Akzeptanz der Produkte. Ein verantwortlicher Ingenieur bewertete mir gegenüber die abgelieferte Qualität als fast gleichwertig, jedenfalls, solange es sich um Komponenten handelt, die vorwiegend maschinell gefertigt werden.
Es gibt aber in China erhebliche Probleme, Mitarbeiter langfristig zu binden und die stark verbreitete Jophopper-Mentalität deckelt dann die erreichbare Qualität, wenn es auf die Sorgfalt und Erfahrung der Mitarbeiter ankommt. Die in China ansässige Optikindustrie hat bei den jungen, gutausgebildeten Chinesen keinen hohen Stellenwert, einmal, weil die Firmen traditionell etwas ausserhalb der großen Zentren liegen und zum anderen, weil die Jugend, nicht nur in China sondern weltweit, inzwischen anderen industriellen Arbeitgebern den Vorzug gibt. Optik ist einfach zu mühselig.
Ein Ausnahme möchte ich aber noch erwähnen. Wir haben einen Lohnfertiger in China, der für uns spezielle Planoptiken liefert. Er arbeitet gut und liefert pünktlich. Großes Aber, er verlangt und bekommt nahezu europäische Preise.
Werner Jülich