Ich denke, daß hier eine Konfusion entstanden ist, weil Sie in Ihren Beiträgen einfach nur von T2-Adapter geschrieben hatten, statt auch zu sagen, daß außer dem T2-Adapter noch ein optisches Element dazwischengeschaltet werden muß, das man oft ebenfalls als Adapter bezeichnet.
Unter einem Adapter versteht man (in diesem Foto-Zusammenhang) meistens nur eine Art Zwischenring, der erstens die Art der mechanischen Verbindungen, also verschiedene Bajonette und/oder Gewinde aneinander mechanisch anschließbar macht (z.B. auf der einen Seite ein Innengewinde, an dem ein Objektiv mit Schraubfassung angeschlossen wird, und auf der anderen Seite ein Außenbajonett, an dem eine Kamera mit Bajonettfassung fürs Objektiv angeschlossen wird) und der zweitens im nicht immer möglichen Idealfall genauso lang ist, daß der korrekte Abstand zwischen Objektiv und Film- oder Sensorebene in der Kamera eingehalten wird.
Man kann mit solchen Adaptern z.B. alte Objektive mit M42-Gewinde an eine Canon-EOS-Kamera anschließen und bekommt, wenn das Objektiv an seiner Entfernungsskala auf unendlich eingestellt ist, tatsächlich für unendliche Entfernung ein scharfes Bild. Man kann mit einem Adapter, der vorn ein Nikon-Innenbajonett und hinten ein Canon-EF-Außenbajonett hat, dasselbe auch mit einem Nikon-Objektiv machen. Man kann aber umgekehrt zwar ein Canon-EF-Objektiv mittels eines Adapters, der vorn ein Canon-EF-Innenbajonett hätte und hinten ein Nikon-Außenbajonett, zwar an eine Nikon-SLR-Kamera anschließen, dann aber nicht mehr auf unendlich scharfstellen, weil das Nikon-Auflagemaß (= Abstand von der Bajonett-Auflagefläche bis zur Film-/Sensorebene) mit 46,5 mm größer ist als das der Canon-EOS-Kamera mit nur 44,0 mm. Das Objektiv ist also zu weit weg von der Film-/Sensorebene und kann darum nur im Nahbereich scharfgestellt werden, für den die Bildweite um den fehlenden Betrag größer als die Brennweite ist.
Darüber hinaus ergeben sich weitere Probleme, weil je nach Objektiv und Kamera verschiedene Funktionen wie Blendeneinstellung, Springblende, Offenblendenmessung evnetuell nicht funktionieren, aber das hat jetzt mit unserem Thema nichts mehr zu tun, weshalb ich darauf nicht eingehen muß.
Zurück zum Spektiv. Das ist, wenn man das Okular abschraubt, im Prinzip zwar schon so etwas wie ein Objektiv, weil es ja ein reelles Bild erzeugt. Aber leider entsteht dieses reelle Bild nicht in ausreichendem Abstand hinter dem Bajonett, über welches die Okulare befestigt werden, sondern innerhalb des Spektivgehäuses. Also kann man nicht einfach eine Kamera anstelle des Okulars mittels eines wie ober beschrieben funktionierenden Adapters anschließen. Das vom Spektivobjektiv erzeugte Bild müßte für ein scharfes Foto noch etwa 8 bis 10 cm weiter nach hinten verlagert werden, um dann genau in der Film-/Sensorebene zu liegen.
Bei einem astronomischen Teleskop kann man sich meistens damit behelfen, daß man ein „Barlowsystem“ zwischenschaltet, welches das Bild weiter nach hinten verlagert, aber auch das Bild weiter vergrößert. Das weitere Vergrößern wäre evtl. auch beim Spektiv nicht das Problem, aber das Barlowsystem funktioniert nur, wenn es in Lichtrichtung gesehen VOR der Bildebene liegt. Man müßte das Barlowsystem also innen im Spektiv einbauen, wo aber kein Platz ist, weil sich dort, wo das Barlowsystem sein müßte, das Umkehrprismensystem befindet.
Folglich muß man sich ein System ausdenken, das man hinter dem Zwischenbild anordnen kann und das trotzdem das Bild nach hinten verlagert. Und genau das tut ein sog. Projektiv: Es projiziert das Zwischenbild (so, als ob das Zwischenbild ein Dia wäre) in die Kamera, und zwar genau in solcher Entfernung, daß das projizierte Bild in der Film-/Sensorebene liegt. Da das Bild wegen des Umkehrprismensystems im Spektiv bereits um 180° gedreht ist, also aufrechtstehend und seitenrichtig ist, das Projektiv aber das Bild erneut um 180° dreht, fällt das Bild wieder kopfstehend und seitenverkehrt auf den Film bzw. Sensor. Aber das ist gut so, weil das ja auch bei jedem normalen Objektiv der Fall ist, und darum sieht man im Prismensucher der SLR-Kamera nun wieder ein aufrechtstehendes und seitenrichtiges Bild.
Ich fasse nun zusammen: Man braucht zum Fotografieren mit einer SLR-Kamera durch ein Spektiv also ein anstelle des Okulars einzusetzendes optisches Gerät, das man meistens „Kameraadapter“ nennt und das als Projektiv wirkt, damit das entstehende Bild genau in die Film-/Sensorebene fällt. Solche Kameraadapter gibt es von Leica, Swarovski und Zeiss sowie von weiteren Spektivherstellern. Damit man aber nun nicht für die verschiedenen Kamerafabrikate solche Kameraadapter in verschiedenen Versionen mit Canon-EF-Bajonett, Konica-Minolta- bzw. Sony-Bajonett, Nikon-Bajonett. Pentax-Bajonett usw. bauen muß, werden diese Kameraadapter mit einem „neutralen“ T2-Anschlußgewinde geliefert. Denn schon in der Vor-Autofokus-Ära waren T2-Adapter von vielen Fermdobjektivherstellern gern benutzt worden, um die nur in einer einzigen Version (mit T2-Gewinde) an alle üblichen Kameras anschließen zu können.
Der T2-Adapter hat objektivseitig ein Gewinde M42x0,75 (Achtung, das ist nicht dasselbe wie das Gewinde M42x1, das früher viele Kameras mit dem Auflagemaß 45,5 mm hatten, von der Praktica und Edixa Reflex bis zur Asahi Pentax) und ist auf ein Auflagemaß von 55,0 mm abgestimmt. Das heißt, daß bei allen Objektiven mit T2-Anschluß sowie auch bei dem obengenannten Kameraadapter für Spektive der Abstand der Bildebene bei unendlich-Fokussierung genau 55,0 mm ab T2-Auflagefläche sein muß.
Kameraseitig hat der T2-Adapter in genau dem Abstand, der sich als Differenz zwischen 55,0 mm und dem Auflagemaß der Kamera ergibt, ein Bajonett oder Gewinde für die gewünschte Kamera. Ein T2-Adapter für Canon-EOS-Kamera mit 44,0 mm Auflagemaß ist also von der objektivseitigen bis zur kameraseitigen Auflagefläche genau 55,0 mm - 44,0 mm = 11 mm lang. Ein entsprechendes T2-Adapter für Nikon-Kameras mit 46,5 mm Auflagemaß ist zwischen den beiden Auflageflächen genau 55,0 mm - 46,5 mm = 8,5 mm lang.
Wenn nun jemand ein Spektiv des Herstellers XYZ besitzt und daran mit der SLR-Kamera ABC fotografieren möchte, braucht er zunächst den Kameraadapter des Herstellers XYZ mit T2-Anschluß als Projektiv und dann zusätzlich noch zur mechanischen Befestigung und Auflagemaßabstimmung einen T2-Adapter für SLR-Kameras des Fabrikats ABC.
Der als Projektiv wirkende Kameraadapter ist ziemlich teuer, weil er ein hochkorrigiertes Bild mit gut geebnetem Feld liefern muß und darum ein Linsensystem ähnlich wie das eines hochwertigen Makroobjektivs haben muß. Der T2-Adapter dagegen ist relativ billig, weil es nur ein beiderseits mit dem passenden Anschlußgewinde bzw. -bajonett ausgestatteter Metallring bestimmter Länge ist.
Ich weiß, daß man das Wesentliche auch viel kürzer hätte sagen können, aber ich hatte nicht den Ehrgeiz, einen kurzen Text zu schreiben, sondern einen, der alles so erklärt, daß möglichst keine Frage mehr offenbleibt. Ich hoffe, daß das halbwegs gelungen ist.
Walter E. Schön