Gut, ich akzeptiere, daß Sie nicht willens oder nicht fähig sind (oder gar beides), die Rechtschreibregeln zu befolgen, und daß es Ihnen schnurzegal ist, ob durch solchen Phlegmatismus gegenüber der Muttersprache die „Sprachkultur“ zugrunde geht. Sie sagen zwar, ebenfalls den Sprachverfall zu bedauern, aber solange Sie durch diese Haltung aktiv zum Sprachverfall beitragen, ist das nur ein wertloses Lippenbekenntnis.
Jeder, der diese von Ihnen praktizierte Wurstigkeit übt, sollte sich klar darüber sein, daß schlechte Sprache unweigerlich zu schlechtem Denken und schlechtem logischen Schließen führt. Die Sprache ist das Vehikel, mit dessen Hilfe wir Fragestellungen formulieren, Zusammenhänge beschreiben, Gedankengänge strukturieren und schließlich die Ergebnisse der Denkvorgänge wieder formulieren und mit anderen austauschen. Verbindliche Grammatik- und Rechtschreibregeln helfen, Aussagen eindeutig und unmißverständlich zu formulieren und gegebenenfalls zu kritisieren. Wer heute bewußt oder fahrlässig gegen die Regeln der Sprache verstößt, wird morgen oder übermorgen auch in seinem Denken die Fehlerquote beträchlich erhöhen. Aber Sie leben Ihr Leben und ich meines, und so müßte ich mich nicht auch für den Erhalt oder gar die Weiterentwicklung Ihrer geistigen Fähigkeiten mitverantwortlich fühlen. Ich gebe zu, manchmal den Fehler zu machen, bei meinen Gesprächspartnern eine gewisse Lernbereitschaft oder gar eine Dankbarkeit für das Aufmerksam-Machen auf Fehler vorauszusetzen. Ich sehe nun aber, daß ich zumindest bei Ihnen auf eine Mauer stoße, die offenbar aus Stahlbeton errichtet wurde, so daß alles abprallt, ohne eine positive Wirkung zu hinterlassen. Also gebe ich weitere Versuche auf, da keine Hoffnung besteht, daß ich damit etwas bewirken kann. Nur als Beschäftigungstherapie brauche ich das nicht, denn ich habe glücklicherweise genug zu tun, mit dem ich für mich und für andere Positives bewirke.
Nun zu Ihrer Frage nach einer Stellungsnahme zum „Sinn der Digitalkompaktkamera“ und der „Sinnhaftigkeit der Ausnutzung von RAW-Daten einer Digitalkompaktkamera vor allem in Bezug auf Digiskopie“.
Ich würde bei einer Digital-Kompaktkamera nicht von einem Sinn, sondern von einem Zweck sprechen (womit sich bereits zeigt, was ich oben sagte, nämlich daß eine verlotterte Sprache zwangsläufig zu schlechtem Denken, Formulieren und Argumentieren führt, denn einen „Sinn“ kann ich wohl einer Maßnahme, kaum aber einer Sache zugestehen*).
Was also halte ich für den Zweck einer Digital-Kompaktkamera? Ich meine, daß Digital-Kompaktkameras in erster Linie für solche Menschen entwickelt und produziert wurden, die auf schnelle und einfache Weise, also ohne intensive Beschäftigung mit komplizierter Fototechnik, sowie ohne unnötig großen finanziellen Aufwand gute oder zumindest brauchbare Fotos erhalten wollen. Solche Kameras müssen daher kompakt (siehe Bezeichnung „Digital-Kompaktkamera“), leicht (im Gewicht), einfach (möglichst intuitiv) bedienbar und preisgünstig sein. Sie brauchen keine nur selten benötigten Ausstattungsmermale zu bieten, die nur die Bedienung komplizierter machen und die Kosten steigern. Ohne jetzt auf weitere Details einzugehen, will ich als ein Beispiel, das wohl der Auslöser unserer Meinungsverschiedenheit war, erwähnen: Digital-Kompaktkameras brauchen für diese Zielgruppe keine RAW-Dateien zu liefern, da deren Nutzung eine für diese Zielgruppe zu umständliche und weitere Kosten verursachende Nachbearbeitung erfordert.
Daneben gibt es noch eine zweite Gruppe von Nutzern solcher Digital-Kompaktkameras, die aber deutlich kleiner ist: Es sind (fast immer Hobby-)Fotografen, die zusätzlich zu einer leistungsfähigeren Systemkamera, meistens einer Spiegelreflexkamera, eine Zweitkamera haben möchten, die zumindest unter Standardbedingungen ähnlich gute oder nicht viel schlechtere Ergebnisse liefert, aber problemlos und unauffällig fast immer mitgeführt werden kann, also auch wieder klein, leicht und schnell bedienbar ist. Solche Kameras bilden in der Gruppe der Digital-Kompaktkameras das „obere Segment“, und da es, wie in vielen anderen Fällen, auch hier bei den Zielgruppen auch fließende Übergänge gibt, kann man bei manchen Digital-Kompaktkameras nicht eindeutig sagen, ob sie speziell für die erstgenannte oder für die zweitgenannte Zielgruppe bestimmt sind (Beispiele: Leica D-Lux 3, Canon Powershot G9, Ricoh GR digital II und jetzt auch Sigma DP-1). Klar, daß Kameras für die zweitgenannte Zielgruppe ein Mehr an Ausstattung und Fähigkeiten abverlangt wird, wozu u.a. auch gehören kann, daß Aufnahmen als RAW-Dateien möglich sind. Doch falls der Hersteller mit einer entsprechend reichhaltig ausgestatteten Digital-Kompaktkamera, die dann zwangsläufig einen höheren Preis hat, nicht allein die zweitgenannte Zielgruppe ansprechen, sondern auch mit einigen aus der erstgenannten Umsatz machen möchte (was immer anzunehmen ist), dann muß er dafür sorgen, daß trotz der Fähigkeit zu Aufnahmen im RAW-Modus auch solche im JPEG-Modus von solcher Qualität möglich sind, daß man nicht erst nach stunden- oder tagelanger Einarbeitung in Konvertierungs- und Bildbearbeitungsprogramme und bei jedem einzelnen Bild nochmals erheblichem Zeitaufwand zu anständigen Bildern kommt. Vielmehr sollten sich zumindest „Wald-und-Wiesen-Fotos“ so, wie sie als JPEG-Datei aus der Kamera kommen, drucken und verwenden lassen, ohne daß man sich zu entschuldigen braucht, daß man noch keine Zeit zur Nachbearbeitung gehabt habe.
Ich nehme an, daß Sie eine solche Antwort von mir haben wollten. Wenn Sie etwas anderes wissen wollten, fragen Sie bitte etwas konkreter.
Was die zweite Frage betrifft, so erscheint mir diese arg verworren und im Bestreben, sie „philosophisch“ zu verbrämen, formuliert zu sein. Ich weiß nicht viel damit anzufangen. Aber vielleicht reicht Ihnen auch schon meine erste Antwort, in der manches stecken könnte, was Sie als Antwort auf Ihre zweite Frage hören wollten. Andernfalls stellen Sie die Frage bitte so, daß auch ich sie verstehen kann.
Walter E. Schön
* Nachtrag: Um nicht Widerspruch zu provozieren, möchte ich ergänzen, daß in bestimmtem Satzzusammengang auch eine Sache als Maßnahme verstanden werden kann, und dann darf man natürlich auch von einem Sinn dieser Sache sprechen. Beispiel: „Der Sinn der Kolbenringe in einem Hubkolben-Vergrennungsmotor ist, den Verbrennungsraum gegenüber dem Raum abzudichten, in dem sich die Pleuel und Kurbelwelle befinden und bewegen.“ In diesem Zusammenhang werden die Kolbenringe als eine Maßnahme zur Abdichtung dargestellt. Statt „Sinn“ könnte man hier auch (vieleicht sogar besser) „Aufgabe“ sagen.