Dieses Fernglas besitze ich zufaellig, es wird hier in China unter der Marke 'Bosma' angeboten. Das weite Sehfeld ist beeindruckend, so etwas wuensche ich mir als 'Wanderglas'. Vom Gipfel eines Berges (ein Huegel tut es auch :-) hat man beim Beobachten das Gefuehl, ueber die Landschaft zu fliegen, wenn das Fernglas ein ordentlich weites Sehfeld hat.
Leider ist dieses Barska mechanisch voellig unbrauchbar. Beim Fokussieren faellt einem schon mal das Okular entgegen, wasserdicht ist es natuerlich nicht, und das Gewicht ist in Wirklichkeit eher 650-700 Gramm. Das Letztere ist kein Wunder, hat es doch diese riesige Prismen.
Das Dilemma der Prismengroesse laesst sich mit der folgenden einfachen Formel veranschaulichen:
Z = (2*k/m)*tan(W/2)
Z ist der Durchmesser des realen Zwischenbildes, das hinter den Prismen erzeugt wird. W ist das scheinbare Sehfeld, k die Blendenzahl (Objektivbrennweite geteilt durch Objektivdurchmesser, F/D) und m ist die Vergroesserung. Diese Formel ist nur naeherungsweise korrekt, weil sie die Verzeichnung nicht beruecksichtigt, dafuer aber sehr anschaulich.
Um kleine Prismen und Okulare zu erhalten, muss man Z klein halten, also den scheinbaren Sehwinkel W verringern und/oder die Vergroesserung m erhoehen. Das ist der Grund, warum kompakte Fernglaeser entweder eine recht hohe Vergroesserung haben (d.h. sie sind lichtschwach) oder ein mickriges Sehfeld. Die Blendenzahl k kann man leider nicht nach Belieben verkleinern, weil mit wachsendem Oeffnungsverhaeltnis D/F die Aberrationen zunehmen. Das hiesse: Ein schlechteres Bild oder eine aufwendige Korrektur, die extra Linsen erfordern und das Fernglas wiederum schwerer und teurer machen wuerde.
Wenn wir also von einem 8x32 ausgehen und ein 7x25 bauen wollen, dann fordern wir natuerlich dasselbe scheinbare Sehfeld, also ein weiteres reales Sehfeld (es waere sinnlos, von 8x auf 7x zu wechseln, wenn beide dasselbe reale Sehfeld haetten), also W bleibt konstant, ebenso k, aber m verringert sich, so dass Z sich um etwa 15% vergroessert. Um Vignettierung zu vermeiden, muessen die Prismen entsprechend groesser dimensioniert werden, ebenso die Okulare (die das Zwischenbild vergroessern sollen). Dafuer ist das Objektiv kleiner und man kann etwa 20% kuerzer bauen (weil die Brennweite sich bei konstanter Blendenzahl k ebenfalls verkuerzt). Insgesamt verlagert sich der Schwerpunkt also nach hinten, aber das Gewicht wird wohl nicht unter dem des 8x32 liegen. Das Miyauchi ist dann der Extremfall, in dem das Fernglas praktisch nur noch aus Prismen und Okularen besteht.
Ich wuensche mir auch ein kompaktes Fernglas mit weitem Sehfeld und brauchbarer Lichtstaerke, aber das passt leider nicht zusammen. Der beste Kompromiss war fuer mich ein 8x30 Weitwinkel mit etwa 500 Gramm Gewicht.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz