Ein solches Nikon-Fernglas Sportstar IV 8x25 DCF hatte ich mir genau deshalb einmal gekauft, weil ich auch meinte, hiermit Kompaktheit im Verein mit größerer AP und großem Sehfeld zu haben. Außerden dache ich, daß es wegen seines niedrigen Preises risikoarm immer im Auto bleiben könne und auch dann zur Hand wäre, wenn man mal nicht bewußt ein Fernglas eingepackt hat. Leider war es eine große Enttäuschung, so daß ich es innerhalb von zwei Wochen wieder verkaufte.
Es ist ein typisches Plastik-Billigglas chinesischer Fertigung mit nur sehr mäßiger optischer Leistung und sehr deutlichem Schärfeabfall zum Rand und unübersehbaren Farbsäumen. Der den Daten zufolge relativ große scheinbare Sehwinkel war von mir als Brillenträger (-5 dpt) leider nicht nutzbar, weil der AP-Längsabstand nur 10 mm beträgt. Also sah ich weniger als mit z.B. dem Leica Trinovid 8x20, dessen scheinbarer Sehwinkel bei nur etwa 52° liegen dürfte (rechnerisch ca. 49°, aber wegen kissenförmiger Verzeichnung wird’s dann ein bißchen mehr). Die größere AP ist letzlich auch nur Augenauswischerei, weil die Transmission wegen der bescheidenen Vergütung (ich bezweifle, daß alle Glas-Luft-Flächen hochwertig mehrschichtvergütet sind; eine Mehrschichtvergütung liegt ja bereits nominell vor, wenn es nur zwei oder drei Schichten sind) und wegen der Alu-Verspiegelung der nicht phasenkorrigieren Dachkantprismen um soviel niedriger liegt als bei einem hochwertigen 8x20-Glas, daß man bei Tag, wenn die Augenpupille nicht größer als 2,5 mm ist, ein viel dunkleres und in der Dämmerung ein bestenfalls gleich helles Bild hat.
Was Sie über das Nikon 10x25 HG(-L) schreiben, kann ich bestätigen. Ich habe ein 8x20 HG-L, ein 10x25 HG sowie die 8x20-Gläser von Leica, Swarovski und Zeiss (Victory, nicht Classic). Die Nikon-HG(-L)-Gläser sind zwar zuammengefaltet deutlich dicker (das Zeiss Victory aber deutlich breiter) als die anderen und auch 30 bis 60 g schwerer, aber sie bieten das größte Sehfeld (gut 5 m mehr auf 1000 m als die anderen) und die beste Randschärfe. Der Kontrast ist exzellent, und ich schätze auch die sehr geringe Verzeichnung, weil mich der deswegen etwas stärkere Globuseffekt nicht stört. Es liegt sehr gut in der Hand, wenn auch die Anordnung der Fokussierwalze am objektivseitigen Ende der Knickbrücke (wie auch beim Swarovski) etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Ich muß allerdings einschränken, daß ich meine Kompaktgläser, die bisher immer meine am häufigsten benutzten Ferngläser waren (weil immer dabei!), nun nicht mehr ganz so oft benutzt werden wie früher, seit ich das hervorragend kompakte und nur ca. 560 g leichte Zeiss Victory 8x32 FL habe. Es ist beinahe schon ein Immer-dabei-Fernglas, und von seiner optischen Leistung ein wirklich vollwertiges Gerät und keine Notlösung. Wer dieses Fernglas (und das 8x32-Ultravid) kennengelernt hat, wird wohl kaum das eingangs dieser Diskussion gesuchte Mittelding zwischen den Kompaktgläsern und den Standardgläsern vermissen.
Walter E. Schön