Am 9.3.2009 hatte ich (im ersten Beitrag dieser Diskussion) bekanntgegeben, daß ich bei einer Prüfung zweier Billigferngläser, die von den jeweiligen Anbietern mit Vorhandensein eines Phasenkorrekturbelags beworben werden, festgestellt habe, daß sie diesen angeblichen Phasenkorrekturbelag gar nicht haben. Es handelte sich um ein
William Optics Ferrari Visio 8x25, das keine Seriennummer trägt und von mir am 28.4.2008 bei APM-Telescopes für 143,- Euro + Versandkosten gekauft wurde, und ein
Fujinon HCF 8x25 mit der Seriennummer AB147933, das von mir am 24.4.2008 bei ICS Fernrohrmarkt für 119,- Euro + Versandkosten gekauft wurde.
Beide Exemplare hatte ich gekauft, um in meinem eigenen Bestand auch zwei Billigmodelle zu haben, die u.a. unter Fernglasfreunden der Forumen Astronomie.de und Astrotreff.de damals mehrfach diskutiert und überwiegend sehr positiv beurteilt wurden. Ich wollte konkret sehen, wie sie sich von den hochwertigen Modellen unterscheiden, und ich wollte zwei Repräsentanten dieser Preisklasse jederzeit für weitere Vergleiche verfügbar haben. Deshalb habe ich sie nach ihrer Prüfung nicht wieder verkauft, obwohl sie natürlich nicht meinen Ansprüchen genügten (was ja auch zu erwarten war).
Im Laufe der sich meinem obengenannten Beitrag anschließenden Diskussion meldete sich Herr Stefan Korth, meines Wissens der u.a. für Ferngläser verantwortliche Produktmanager der Fujinon (Europe) GmbH, mit heftigen Protesten
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www.juelich-bonn.com]
zu Wort, auf die hin ich zunächst sofort mit ihm telefonierte und danach meine Entgegnung auf die Vorwürfe für die Leser dieses Forums schrieb:
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www.juelich-bonn.com]
Da Herr Korth im Telefonat indirekt bestätigte, daß die Aussage über den beim Fujinon HCF 8x25 angeblich vorhandenen Phasenbelag nicht von den damit werbenden Astro-, Foto- und Fernglashändlern erfunden wurde, sondern von Fujinon stammt, und weil er meinte, daß es sich bei meinem Exemplar, falls es wirklich keinen Phasenkorrekturbelag haben sollte, um ein Versehen (Fehler in dem mit der Produktion beauftragten chinesischen Werk) handlen müsse, weil Fujinon diese Ferngläser dort ausdrücklich „mit Phasenkorrekturbelag“ bestellt habe, beschloß ich, ein weiteres Exemplar zu kaufen und ebenfalls zu prüfen. Ich kündigte das mit meinem letzen Beitrag an. Ich habe danach, wie angekündigt, absichtlich nicht das über ICS in Deutschland vertriebene HCF 8x25, sondern das baugleiche Fujinon Offroad 8x25 bestellt, das über eine andere Fujinon-Vertriebsschiene vor allem oder nur (ich weiß es nicht genau) über Ringfoto-Händler in Deutschland angeboten und ebenso wie das HCF 8x25 als „mit Phasenkorrekturbelag“ ausgestattet beworben wird.
Vor etwa einer Stunde ist das von mir bestellte zweite Fujinon 8x25, diesmal in der „Offroad“-Variante, mit der Seriennummer AB144199 bei mir eingetroffen. Da ich in München kein solches Fujinon 8x25 als HCF oder Offroad ausfindig machen konnte, hatte ich es bei einem Internet-Fotohändler bestellt, dem unbekannt ist, warum ich das Fernglas bestellt habe und der darum keinen Grund hatte, ein besonders ausgewähltes Fernglas zu schicken.
Ich stellte beim Vergleich mit dem HCF folgende Unterschiede fest:
Das
Fujinon Offroad 8x25 hat eine farbig bedruckte Verpackung (das HCF befand sich in einem weiß gleänzenden Karton mit nur einem kleinen grünen Aufkleber, der die Bezeichnungen von acht verschiedenen HCF-Modellen trug und beim 8x25 HCF mit einem dicken roten Punkt markiert war).
Das Offroad hat eine sechssprachige (auch deutsche) Bedienungsanleitung und eine vom Händler allerdings nicht abgestempelte und unterschriebene Garantiekarte. In der Anleitung ist eine Tabelle mit einigen technischen Daten enthalten; einen Hinweis auf die in der Werbung behauptete Phasenkorrekturbeschichtung gibt es dort nicht. Anleitung und Garantiekarte fehlten beim HCF.
Beim Offroad ist auf der Cordura-Tasche „FUJIFILM“ silberfarben aufgedruckt, beim HCF goldfarben.
Das Offroad trägt oben auf dem rechten Rohr den schwarzen Aufdruck „offroad 8.25“ und auf dem linken in weißer Schrift auf schwarzer Plakette „FUJIFILM“. Das HCF hat rechts den blaßgelben Aufdruck „FUJINON 8x25“ und links goldfarben auf schwarzer Plakette „FUJIFILM“ mit rotem i-Punkt.
Das Offroad stinkt, obwohl es ganz neu ist, nur ähnlich abgeschwächt wie das schon fast ein Jahr alte HCF, das anfangs über viele Monate sehr penetrante Gerüche abgab. Die Farbe der Gummiarmierung ist beim Offroad ein bißchen grünlicher, beim HCF ein bißchen rötlicher, beide Töne kann man jedoch noch als halbwegs neutralgrau bezeichnen. Ob nur der Farbstoff oder das Material geändert wurde, kann ich nicht feststellen.
Die sonstige Ausstattung (Okular- und Objektivschutzdeckel, Reinigungstuch, Trageriemen, Tasche) ist gleich.
In der Bildschärfe, die in beiden Fällen relativ zur Preisklasse gut ist, besteht kaum ein Unterschied; das Offroad ist eine Spur kontrastreicher an Konturen („knackiger“). Aber seine Fokussierwalze hat ein großes Spiel von (um Umfang gemessenen) ca. 3 mm, das beim Drehrichtungswechsel als „teigiges Gefühl“ empfunden wird.
Ich war nun sehr gespannt, wie meine Prüfung auf den versprochenen Phasenkorrekturbelag ausfallen würde. Das Ergebnis meiner Prüfung fiel eindeutig aus:
Auch das neue Fujinon Offroad 8x25 hat keinen Phasenkorrekturbelag.
Ich wollte vor der Veröffentlichung Herrn Korth darüber informieren und mich bei dieser Gelegenheit erkundigen, ob er inzwischen schon Fujinon-HCF-Ferngläser aus seinem Lagerbestand von seinen Fachleuten daraufhin überprüfen ließ und wie das Ergebnis ausgefallen ist. Ich erfuhr jedoch, daß Herr Korth zur Zeit außer Haus auf einer Fachmesse sei und erst Mitte kommender Woche zurück sein werde.
Ich bin gespannt, wie seine Überprüfungen ausgefallen sind oder ausfallen werden und wie Fujinon nach dem Vorliegen eines weiteren solchen Fernglases ohne den versprochenen Phasenkorrekturbelag darauf reagieren wird.
Denjenigen unter den Forumslesern, die ähnlich wie einige, die sich in dieser Diskussion bereits entsprechend geäußert haben, das Fehlen des Phasenkorrekturbelags angesichts der ohnehin bei einem Billigfernglas zu erwartenden geringen Bildqualität für unerheblich halten, möchte ich folgendes sagen: Es geht mir nicht darum, ob ein Fernglas dieser Qualitätsklasse mit Phasenkorrekturbelag signifikant besser wäre, sondern darum, daß eine Firma nicht mit einer Eigenschaft werben darf, die das Produkt gar nicht hat. Wenn ein Autohersteller beispielsweise bei einem Billigmodell für z.B. 8000 Euro eine Servolenkung in seiner Werbung verspäche, diese aber nicht vorhanden ist, kann er sich auch nicht nachträglich ausreden, daß das sehr leichte und kleine Fahrzeug auch ohne Servolenkung problemlos steuerbar sei. Was versprochen ist, muß gehalten werden. Und wenn ein Firmenvertreter auf die Bekanntgabe eines entsprechenden Mangels mit scharfen Vorwürfen reagiert, muß er sich spätestens bei einer Bestätigung des Mangels in einem weiteren Exemplar, das garantiert nicht aus demselben, eventuell von einem versehentlichen Überspringen eines Produktionsschritt betroffenen Fertigungslos stammt, in Ruhe überlegen, ob man nicht besser im eigenen Hause den Fehler suchen und abstellen muß, statt dem Entdecker des Fehlers Vorwürfe zu machen.
Ich stelle mich jeder weiteren Diskussion und bin im Rahmen meiner Möglichkeiten auch gern bereit, beim Abstellen des Fehlers zu helfen, falls Fujinon dabei Hilfe brauchen sollte.
Walter E. Schön