Auch ohne Preisgabe meiner Prüfmethode kann ich sagen, daß ich das Fernglas nicht zerlegen und nachsehen muß, ob die Dachflächen des Prismensystems irgendeinen (vielleicht abkratzbaren) Belag aufweisen. Vielmehr genügt es zu prüfen, ob der von einem Phasenkorrekturbelag zu verursachende Effekt (dessentwegen der Phasenkorrekturbelag aufgebracht wird oder werden sollte) auftritt oder eventuell, ob er zwar auftritt, aber nicht in dem erforderlichen Ausmaß oder der erforderlichen Präzision.
Es könnte durchaus sein, daß der von Fujinon beauftragte Hersteller irgendeinen Belag aufgebracht hat, aber dieser Belag wäre nur dann ein Phasenkorrekturbelag, wenn er das macht, was der Phasenkorrektur bewerkstelligen soll. Bei meinen beiden Fujinon-Ferngläsern HCF 8x25 und Offroad 8x25 ist der von einem Phasenkorrekturbelag zu bewirkende Effekt nicht existent. Also kann es sich, selbst wenn irgendein Belag aufgebracht worden sein sollte, dabei nicht um einen Phasenkorrekturbelag handeln.
Mir ist klar, daß ich mich bei den von meinen Feststellungen betroffenen Herstellern unbeliebt mache und, falls mir Fehler unterliefen, in erhebliche Gefahr geriete. Aber ich weiß sehr gut, was ich weiß und wo die Grenzen meines Wissens liegen, und ich bin bisher immer sehr vorsichtig im „Sicherheitsbereich“ innerhalb dieser Grenzen geblieben.
Schon in der 70er- und frühen 80er-Jahren, also ich monatlich sehr umfangreiche Objektiv und Kameratests durchführte und ebenfalls kein Blatt vor den Mund nahm, wenn ich Mängel feststellte, egal ob es ein unbedeutender Anbieter wie Maginon oder Kiron war oder ein namhafter und für seine Produktqualität geschätzter Hersteller wie Leica, Nikon oder Zeiss, hatte ich alle Einsprüche gegen meine veröffentlichten Testergebnisse und Beurteilungen widerlegen und abweisen können. In nicht einem einzigen Falle, auch bei in einigen wenigen Fällen erfolgter Androhung von Prozeß und Schadenersatzforderung, mußte ich klein beigeben und Aussagen zurücknehmen. Ich werde mich auch in diesem Falle nicht zum Schweigen bringen lassen, falls auf mich Druck ausgeübt werden sollte (das ist jedoch bis jetzt nicht der Fall, und ich hoffe, daß es so bleibt).
Warten wir jetzt mal ab, bis Herr Korth wieder an seinem Arbeitsplatz sein wird. Vielleicht kann er dank meiner Feststellungen einen bisher bei Fujinon unentdeckt gebliebenen Fehler finden und abstellen, damit wenigstens zukünftige Kaufer dieser Ferngläser tatsächlich das bekommen, was Fujinon ihnen versprochen hat, oder daß Fujinon nicht mehr verspricht, was Fujinon (zu diesem Preis) nicht bieten kann - wobei die letztere die weniger gute Lösung wäre.
Walter E. Schön