Man soll sich da nicht täuschen, der Fernglasmarkt ist hart umkämpft. Ansätze für ein Oligopol sind für mich nicht zu sehen, eher im Gegenteil, einige bekannte Firmen sind sich in jahrzehntelang gepflegter Rivalität verbunden. Da werden Mitarbeiter abgeworben, da arbeiten abtrünnige Familienmitglieder beim Wettbewerber in verantwortlicher Position. Es sind alle Zutaten da, um einen echten Wettbewerb der Ideen und Qualitäten zu liefern.
Von diesem sehr harten Wettbewerb profitieren die Kunden, unschwer zu ersehen an den Umsatzrenditen, die nicht gerade üppig sind.
"Sozial-wirtschaft" was heißt das eigentlich? Horst Köhler meint sozial ist was Arbeit schafft, das meinen die Mitarbeiter in der optischen Industrie sicher auch. Die Kunden meinen, sozial ist was besonders günstig ist, weil sie sich dann eher ein besonders gutes Stück leisten können. Das würde aber garantiert auf den Rücken der Mitarbeiter ausgetragen und sollen wir es dann auf die optische Industrie beschränken oder dürfen wir es auch auf Ihren Arbeitsbereich ausdehnen?
Wer einmal erlebt hat, wie hart um die letzten Prozente Leistung gerungen wird, der wird sehr schnell verstehen, dass dieser Mehraufwand bezahlt werden muß. Wenn jede Objektivlinse vor ein Zygo gehalten werden muß, dann ist das teurer, als wenn man nur Stichproben macht.
Wenn die eingesetzten Materialien auf Gesundheitsrisiken getestet werden, dann kostet dies Geld. Nicht alle Hersteller nehmen es damit so genau, wie wir immer wieder erfahren können.
Gute Ferngläser werden in einer Art Manufaktur zusammengebaut. Es gibt immer den einen Mitarbeiter, der das Glas zusammensetzt und durch seine Sorgfalt dafür sorgt, dass Sie dieses Glas jahrelang benutzen können. Spätere Reklamationen können sehr genau ausgewertet werden und wie schnell und erfolgreich dies manchmal geschieht, konnte man gerade hier im Forum nachvollziehen. Forumsteilnehmer Thomas Becker war mit der Okularabdeckung nicht zufrieden und schrieb dies dann auch im Forum. Wenige Monate später konnte er dann Vollzug melden, die Reklamation war angekommen, die neuen, geänderten Okularabdeckungen sind zu seiner Zufriedenheit ausgefallen.
Wenn ein Hersteller den Anspruch hat, möglichst gute Produkte zu liefern, dann kann ein günstiger Preis nicht das einzige Kriterium sein, an dem er sich orientiert. Der Preis muß angemessen sein, angemessen in dem Sinn, dass die Kunden bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Herr Fritz hat bereits ein Beispiel gebracht, wo ein sehr gutes Produkt eingestellt wurde, weil den Kunden nicht zu vermitteln war, dass dieses Glas so teuer sein muß. Wie oft im Leben wurde schon dann den potentiellen Käufern wenige Monate nach dem Produktionsstopp bewußt, dass sie zu lange mit dem Kauf gezögert hatten, die Nachfrage stieg an und damit auch die Preise auf dem Gebrauchtmarkt.
Es ist typisch für einen Hersteller mit hohem Qualitätsanspruch, dass er lieber ein Produkt einstellt, als es zu einem günstigeren Preis und reduzierter Qualität auszuliefern.
Norbert Weigand