Axiome gibt es in der Wissenschaft. Ich schrieb Theologie, Sie können auch einen anderen Ausdruck wählen, Mode, Zeitgeist was immer Sie wollen.
Sie behaupten, der Kunde bestimmt den Preis und dieser Preis bildet sich im Kopf des Kunden. Sie bekommen Gegenargumente aber diese werden nicht akzeptiert, weil Sie nicht exakt beschreiben, was Sie uns vermitteln wollen.
Daher einmal konkreter.
Ich habe mir ein Minox gekauft, weil der Händler nicht bereit war, mir für diesen Preis ein Zeiss zu verkaufen. Das tut er deshalb nicht, weil er dann Verlust macht, er müßte im nächsten Schritt Zeiss davon überzeugen, dass sie ihm gefälligst für sein Zeiss einen anderen EK machen müßten. Zeiss wird das nicht tun, weil sie dann nicht mehr DAS (ich schreibe jetzt auch mal groß ) verdienen, was sie verdienen wollen und eventuell sogar Verluste machen würden. Wenn der König weniger zahlen will als Zeiss verlangt, dann wird Zeiss meiner Meinung nach wie folgt reagieren können.
Sie haben garantiert etwas Luft in den Preisen, wieviel weiß ich nicht.
Sie können ein paar kostenintesive Produktionsschritte einsparen, dann ist es aber höchstwahrscheinlich nicht mehr das gleiche Produkt.
Sie können Ihren Mitarbeitern weniger zahlen, ebenso den Lieferanten.
Sie können das Produkt einstellen, das zu kostenintensiv ist.
Sie können aber auch den König beeinflussen und dann wird aus dem König ein Junkee, dem das Wasser im Mund zusammenläuft, weil er unbedingt das 7x42 haben will.
Mag sein, das ein paar Könige dann trotzdem standhaft bleiben, aber dann wird man diese halt links liegen lassen und das 15x60 einfach einstellen. So ist es dann auch geschehen.
Ich mag es nicht, wenn Leute die Welt zu primitiv darstellen, damit sie besser in die Theorie paßt, denn ich erlebe meine Welt immer etwas komplizierter.
In der Firma in der ich arbeite, würden Sie sicher auch gerne höhere Preise nehmen, denn wir sind in einem für uns entscheidenden Bereich recht ordentlich am Markt vertreten. Höhere Preise wecken aber das Interesse der Wettbewerber und eventuell auch die Abwanderungsgelüste der Kunden zu einer anderen Technik. Also fährt man eine mittlere Linie und hofft, dass wir rechtzeitig mit den Nachfolgeprodukten fertig sind, bevor der Markt einbricht. Der niedrigstmögliche Preis steht aber fest, wir wollen verdienen und nicht nur unsere Kosten decken.
Ich kenne mich wirklich nicht in der Wirtschaftstheologie aus, mir kommen diese apodiktischen Äusserungen jedenfalls etwas ungewöhnlich vor. Axiomatik kenne ich aus der Mathematik, diesen Begriff für Bereiche der Wirtschaftswissenschaften zu wählen halte ich für ausgesprochen mutig. Sie müssen nur mal einen prominenten Vertreter dieser Wissenschaft aus Bremen hören und gleichzeitig den ebenfalls bekannten Kollegen aus Hamburg.
Volker Werres