Herr Champollion erklärt uns, dass der Kunde König ist. Sie erklären uns, dass der König manipuliert wird. Andere Beiträge zielen in die Richtung, dass es einen - sicher nicht linearen Beitrag - zwischen Preis und Leistung gibt, gipfelnd in der fernglasbezogenen Frage, wieviel x % mehr Leistung kosten dürfen und ab wann man dieses Spiel nicht mehr mitmachen will.
Ich finde im realen Leben von jeder Position etwas, was aber eventuell an meiner mangelnden Durchdringung der wirtschaftlichen Theologie liegt.
Meine BMW R60/7 benötigt eine Motorüberholung. Ich kann es selber nicht, ich muß es machen lassen. Ich habe zwei Anbieter in erreichbarer Nähe, die sich um 10% im Preis unterscheiden. Eigentlich will ich König aber viel weniger zahlen. Jetzt entsteht da ein Problem, die Jungs in den Werkstätten haben Herrn Champollion nicht gelesen, deshalb sind sie der Meinung, ich müßte entweder den geforderten Preis zahlen oder ich soll mich vom Hof machen. Gleiches, nur viiiel freundlicher verpackt, hat Herr Jülich einem Bekannten von mir gesagt, den ich wegen einer Mikroskopreparatur zu ihm geschickt habe.
Das Mikroskop wurde repariert, weil Herr Jülich meinen Kumpel von seiner Sicht der Dinge überzeugen konnte, nämlich x Stunden + Material macht Rechnungssumme. Bei der alten BMW wird es wohl ähnlich laufen.
Die Werbung macht uns mit jeder Menge begehrenswerter Dinge bekannt. Damit sind wir schon gefangen denn dann sind wir nicht mehr frei, wir wollen. Erst wenn Wunsch und Finanzkraft nicht übereinstimmen, können wir leichten Herzens verzichten, aber sonst? Der Homo öconomicus ist doch ein theoretisches Kunstprodukt, wir sind nicht so schlicht gestrickt. Es gibt so vieles, was wir wollen und dann stimmen die hübchen Theorien vom König Kunden nicht mehr so ganz. Ich glaube deshalb der moderne Mensch ist sozio-wirtschaft-psychologisch betrachtet ein Mischvieh, das sich der reinen Lehre erfolgreich widersetzt.
Volker Werres